Luxemburger Marathonläufer Frazer Alexander: Mentale Stärke als Erfolgsgarant

Luxemburger Marathonläufer Frazer Alexander: Mentale Stärke als Erfolgsgarant

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Unter den 16.000 Marathonläufern, die heute beim ING Night Marathon in Luxemburg eine sportliche Hochleistung liefern wollen, befindet sich auch Frazer Alexander. Der 36-Jährige ist kein Unbekannter in der Laufszene: 2018 hat er bereits zwei Langstreckenrennen gewonnen und 2014 war er schnellster Luxemburger beim ING-Marathon. Das Tageblatt hat sich mit ihm über seine Erwartungen, die Herausforderung und die Vorbereitung unterhalten.

Von Rowan Assel

Tageblatt: Wie bereiten Sie sich auf einen Marathon vor?
Frazer Alexander: Die Vorbereitung besteht aus einem 12-Wochen-Programm. Während dieser Zeit läuft man mehrmals täglich und mit steigender Intensivität. Einige Tage vor dem Marathon beginnt die sogenannte „Tapering“-Phase (Reduktion des Trainingsumfangs), in der sich der Körper ein wenig erholen kann. Um nicht vollständig aus dem Rhythmus zu kommen, wird aber weiterhin trainiert. Neben dem Laufen treibe ich andere Sportarten wie Schwimmen, Fahrradfahren und Yoga. Das sorgt für mehr Flexibilität, Ausdauer und stärkt andere Muskeln. Die Diät ist für jeden anders. Wichtig ist es, eine gesunde Ernährung beizubehalten und seine Essgewohnheiten nicht komplett umzustellen. Ich verbrauche viele Kalorien und muss dementsprechend auch viele zu mir nehmen.

Was erwarten Sie sich vom ING-Marathon?
Ich erwarte viele Leute, gutes Wetter und eine tolle Stimmung. Der ING ist ein technisch schwieriger Lauf, es geht steil hoch und runter, es gibt enge Kurven, an einigen Stellen sind viele Leute und an anderen weniger. Von daher sagt die Schlusszeit nicht viel aus, die Position ist viel interessanter. Dieser Marathon verlangt ein starke mentale Einstellung und volle Konzentration von Anfang bis zum Ende. In all meinen Rennen gebe ich alles. Meine Wettkampfader will, dass ich mir das Ziel setze, Erster zu werden. Mal sehen, wie es am Samstag ausgeht.

Wie und wann haben Sie Ihre Begeisterung für Sport entdeckt?
Es fing ungefähr 2005 an, als ich in der Offiziersschule war. Dort konnte ich meine sportlichen Kompetenzen ausbauen und viel Sport treiben. Seitdem nehme ich an Wettkämpfen teil. Was mich vor allem beim Laufen begeistert, ist das soziale Umfeld. Es ist wie eine große Familie, man lernt Freunde kennen, mit denen man sich oft trifft, redet und läuft. Man geht zusammen durch gute sowie schlechte Zeiten. In den vergangenen Jahren habe ich mich auch körperlich stark verändert. Es ist ja wissenschaftlich bewiesen, dass der Körper beim Laufen Hormone wie beispielsweise Dopamin ausschüttet, was für Zufriedenheit sorgt. Der Sport hat mir sehr viel mentale Stärke gegeben, die ich für mein Leben gut gebrauchen kann.

Was ist das Schwierigste an so einem Rennen?
Die Vorbereitung ist schon eine große Herausforderung. Man ist während Wochen müde und erschöpft vom täglichen Sport. Ich muss sogar manchmal um halb 6 aufstehen, um meine zehn Kilometer vor der Arbeit zu laufen. Rhythmus und Selbstdisziplin sind wichtig, um sich durch diese Zeiten durchzubeißen. Während des Rennens selbst sind die ersten 30 Kilometer relativ einfach. Auf den letzten zehn, acht oder sechs Kilometern kommt es darauf an, ob man Amateur oder Profi ist. Das letzte Viertel verlangt die meiste Durchschlagskraft. Daher braucht man auch mentale Stärke. Die Stimmung des Publikums motiviert einen, schneller zu laufen. Gerade deshalb muss man sich gut konzentrieren, um nicht frühzeitig erschöpft zu sein.

Was sind Ihre schönsten Erfahrungen als Läufer?
Ich habe da sehr viele. Der DKV Trail gefällt mir wegen der Gestaltung des Parcours gut. Im Ausland hatte ich auch tolle Erlebnisse. Es war erhebend, als ich beim New York Marathon von der Brücke auf die Manhattan-Insel zulief und alle Zuschauer uns Läufern zuriefen. Solche Momente gibt es nicht jeden Tag. Hier in Luxemburg gibt es einige Strecken, die wegen der Aussicht bemerkenswert sind.

Und weniger schöne Erfahrungen?
Letztes Jahr war für mich anstrengend und enttäuschend. Aber man muss sich durch solche Momente durchkämpfen und auf die Zukunft konzentrieren. Meine Kollegen wissen so gut wie ich, dass sich eine schlechte Vorbereitung auf das Ergebnis auswirkt.

Wie bekommen Sie Privatleben, Arbeit und Sport unter einen Hut?
Alles an einem Tag hinzukriegen, ist recht schwierig. Die 24 Stunden müssen ganz genutzt werden. Ich versuche, Sport und Arbeit miteinander zu verbinden, dafür laufe oder fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Der ganze Tag muss im Voraus geplant werden, um die begrenzte Zeit optimal auszunutzen. Es ist nicht immer einfach.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Dieses Jahr werde ich wieder am New York Marathon und an weiteren Rennen teilnehmen. Ich komme aber so langsam in ein Alter, in dem ich einen Gang runterschalten sollte. Auch wegen meines Privatlebens ist es an der Zeit, den Sport etwas langsamer anzugehen. Ich werde weiterhin laufen, es aber mit mehr Spaß angehen und mich weniger unter Druck setzen. Am Sonntag werde ich 37. Ich hoffe dann natürlich auf einen guten Grund zum Feiern.