Marc Sales und die neue Handball-Hochburg Käerjeng

Marc Sales und die neue Handball-Hochburg Käerjeng

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Von unserem Korrespondenten Fernand Schott

Seit über 18 Jahren steht der erfolgreiche Unternehmer Marc Sales an der Spitze seines Heimatvereins, des HB Käerjeng. In diesem Jahr konnte sowohl die Herren-
als auch die Damenmannschaft die Meisterschaft gewinnen.

Unter seiner Präsidentschaft hat sich Käerjeng im Herrenhandball von der grauen Maus zu einer der Spitzenmannschaften im Luxemburger Handball emporgearbeitet: Marc Sales.
In den 80er und 90er Jahren standen vor allem die Käerjenger Damen im Rampenlicht. Mit 29 Titeln bis zum Jahre 2009 dominierten sie den Damenhandball hierzulande, während die Herrenmannschaft ein eher bescheidenes Dasein fristete – auch mit Marc Sales als Spieler der ersten Mannschaft.

Vielleicht hat ihn dies dazu bewogen, nach seiner aktiven Karriere die Geschicke des Vereins zu übernehmen, um auch der Herrenmannschaft neuen Aufschwung zu verleihen. Mit viel Energie und neuen Ideen wurden die Damen zwar weiterhin gefördert, doch wurde nun auch vermehrt in die Herrenmannschaft investiert. Und schnell sollten sich die ersten Erfolge einstellen.

Nach mehreren Teilnahmen am Pokalfinale konnten sie im Jahr 2004 den ersten Erfolg im Pokal feiern. Drei weitere sollten folgen, doch auch in der Meisterschaft war der Aufwärtstrend unverkennbar. Fünfmal wurde der HBK Vizemeister, unter Trainer Trillini war es dann endlich so weit: Im Jahr 2014 war der erste Meistertitel unter Dach und Fach. Es hätte damals sogar das Double werden können, denn im Pokalfinale war die Mannschaft Esch mit nur einem winzigen Treffer unterlegen.

Nach dieser Saison steht aber ein anderes historisches Double zu Buche. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte konnten sowohl die Herren als auch die Damen den Titel in der höchsten Spielklasse nach Käerjeng holen. Das Tageblatt sprach nach dem Damenfinale mit dem Präsidenten über diese Erfolge.

Tageblatt: Nach dem Titel bei den Herren nun auch noch die Meisterkrone bei den Damen, erfolgreicher kann der HBK die Saison nicht abschließen, oder?

Marc Sales: Kurz nach der Partie war das schwer zu begreifen. In den letzten Tagen ist schrecklich viel Bewegung im Verein gewesen. Sowohl am Samstag in Berchem als auch am Sonntag haben unsere Fans die beiden Teams praktisch auf der Schlussgerade zur Meisterschaft getrieben. Beide Mannschaften haben hart für diese Titel gearbeitet. Am Ende braucht man dann auch noch das Quäntchen Glück, um diese Resultate festmachen zu können. Besonders bei den Damen hing der Titelgewinn am seidenen Faden, bis in die Schlusssekunden gab es ein stetiges Auf und Ab, mit dem glücklichen Ende für uns. Es ist schier unglaublich, aber fantastisch.

In Berchem haben Sie nicht so lange zittern müssen, die Herren haben mit einer ungemein konzentrierten Leistung den Deckel frühzeitig draufgemacht.

Ja, es zirkulieren ja schon Gerüchte, dass Berchem uns diesen Sieg geschenkt hätte. Aufgrund des Resultates verstehe ich solche Gedankenspiele von Leuten, die das Spiel nicht gesehen haben. Wer aber in der Halle war, konnte feststellen, dass wir von der ersten Sekunde an mit einem unbändigen Siegeswillen aufgetreten sind. Wir wollten diesen Erfolg und haben dem Gegner von Beginn an mit einer aggressiven Abwehr die Möglichkeit genommen, sein Spiel zu entfalten. Es war eine fantastische Leistung unserer Mannschaft und Berchem war nicht in der Lage, uns Paroli zu bieten.


Viele Handballfans hatten sich wahrscheinlich ein Endspiel mit viel Spannung erhofft, euch hat es jedoch sicherlich besser so gefallen, oder?

Darauf haben wir nicht spekuliert, wir waren glücklich, die Entscheidung vor dem letzten Spiel noch in eigener Hand zu haben. So sind wir das Spiel angegangen und die Jungs haben dies bravourös zu Ende gebracht.

Dabei verlief der Anfang der Saison nicht nach euren Vorstellungen, oder?

Wir begannen die Saison mit einem neuen Trainer und einem neuen ausländischen Spieler und waren uns bewusst, dass dies ein schwieriger Start werden könnte. Der Grieche Dimitris Dimitroulias war ein Trainer mit hervorragenden Qualitäten, er fand aber nie den richtigen Draht zur Mannschaft. Er konnte seine Philosophie vom Handball nicht herüberbringen oder die Spieler verstanden sie nicht richtig. Auch hatten wir Pech mit unserem Ausländer (dem französischen Ex-Nationalspieler Tuzolana), von dem wir geglaubt hatten, er würde uns weiterbringen. Das hat aber nie funktioniert, außerdem hatte er familiäre Probleme, weswegen er im Januar nicht mehr aufgetaucht ist. So waren wir gezwungen, nach einem neuen Ausländer zu suchen.

Der Neue (Zoran Radojevic) hat aber richtig eingeschlagen.

Nun, das war ein echter Glücksfall. Radojevic, dessen Verein Insolvenz anmelden musste, war auf der Suche nach einem neuen Klub. Eine solche Perle in der Winterzeit zu finden, war einfach nur Glück. Er hat von Beginn an hervorragend in die Truppe gepasst, hat sich sehr gut eingelebt und hat uns sportlich weitergebracht.

Aber mit dem neuen Trainer Dejan Galic kam doch auch ein Mentalitätswechsel bei den Spielern?

Neuer Trainer ja, aber nur bedingt. Er kam ja aus dem Verein und kannte somit diesen und die Mannschaft. Zudem wussten wir von seinen Qualitäten, die er bei den Damen des „Roude Léiw“ schon unter Beweis gestellt hatte. Und so war es in dieser Situation nur logisch, nicht mitten in der Saison im Ausland nach einem neuen Trainer zu suchen, sondern auf diesen Mann zurückzugreifen. Und er hat plötzlich vieles richtig gemacht, wo Dimitroulias nicht das richtige Händchen hatte. Plötzlich kam die Lust am Spiel zurück, der Teamgeist wurde besser und damit stellte sich auch der Erfolg wieder ein. Bei vielen Entscheidungen in dieser Saison hatten wir ein glückliches Händchen. Und siehe da, am Ende stehen wir mit zwei Meistertiteln da, einfach genial.

Welcher Titel war der schönste: der erste im Jahr 2014 oder die Erfolge dieses Jahr?

Das kann man nicht vergleichen. Wenn man etwas das erste Mal eine Trophäe gewinnt, ist das immer etwas Außergewöhnliches. Das war beim ersten Pokalsieg und beim ersten Meistertitel der Fall. Doch die diesjährigen Erfolge geben dem ganzen Verein einen Ruck. Das wird uns in der Jugendarbeit helfen und den Verein weiter nach vorne bringen. Außerdem ist es ja auch das erste Mal, dass wir sowohl bei den Herren als auch bei den Damen Meister werden. Die Hauptstadt des Luxemburger Handballs ist in diesem Jahr zweifellos Käerjeng.