Unter dem Gipfel herrscht Eiszeit

Unter dem Gipfel herrscht Eiszeit
Der polnisch-russische Bergsteiger Denis Urubko Bergsteiger versuchte in einem riskanten Alleingang, den zweithöchsten Gipfel der Welt zu besteigen.

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Von unserem Korrespondenten Jens Mattern

Ein polnisches Bergsteigerteam will als erstes den K2 im Winter besteigen. Der russisch-polnische Bergsteiger Denis Urobko setzte sich allein ab, scheiterte aber. Nun herrscht dicke Luft im Team, Urobko muss gehen. Der Rekordversuch am zweithöchsten Berg der Welt geht weiter.

Kann der K2 im Winter bestiegen werden? Alle Versuche am mit 8.611 Metern zweithöchsten Berg der Welt scheiterten bislang, auch der Alleingang des Russen Denis Urubko. Der nicht abgesprochene Aufstiegsversuch des 45-Jährigen mit polnischem Pass führte zu Streit innerhalb des Teams, das seit Mitte Januar an oder vor dem pakistanischen Berg ausharrt.

„Gut, dass er geht“

Wie Urubko am Dienstag bekannt gab, wird er am Mittwoch das Basislager verlassen. „Ich habe den Gipfelsturm versucht, ich bereue nichts“, gab er mit roter Nase trotzig bekannt und beschwerte sich, dass der polnische Leiter Krzysztof Wielecki ihm zuvor den Abstieg ins Basislager befohlen habe, ohne Angabe von Gründen. „Gut, dass er geht“, so Wielecki, der von Urubko eine Entschuldigung für sein Verhalten erwartete.

Der Russe, der in einer Felsspalte auf 7.200 Metern Höhe übernachtet haben soll, brach seinen Aufstieg aufgrund von schlechter Sicht und Sturm ab. Nach eigenen Angaben soll er 7.600 Meter Höhe erreicht haben. Die Winterbesteigung des K2 gilt als letztes großes Abenteuer des Alpinismus. Sie scheitert an den klettertechnisch anspruchsvollen Routen, Temperaturen von bis zu -50 Grad Kälte sowie in dieser Jahreszeit dem starken Wind.

Polen sind Meister der Winterbesteigungen

Mit Urubko hat das Team von ursprünglich 13 Bergsteigern den erfahrensten Bergsteiger verloren. Der 45-Jährige, der aus dem Kaukasus stammt, erklomm als Erster die Achttausender Makaru und Gasherbrum 2 im Winter. Die verbliebenen Bergsteiger haben bis zum 20. März Zeit, den Gipfel zu schaffen. Dabei sind die Prognosen für diese Woche schlecht – es drohen Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern. Erst nach dem 3. oder 4. März soll sich eine Equipe wieder aus dem Basislager wagen. Dort haben sich mittlerweile viele polnische Reporter versammelt. Jeden Tag funken sie Wetter- und Stimmungsmeldungen in die Heimat. Der K2 ist zur nationalen Frage geworden.

Denn Polen gelten als die Meister der Winterbesteigungen. Die ersten sieben Achttausender wurden von 1980 bis 1987 allein von ihnen bezwungen. Der heute 67-jährige Expeditionsleiter Wielecki schaffte zusammen mit zwei polnischen Kameraden 1980 erstmals den Mount Everest in der kalten Jahreszeit. Drei ernsthafte Versuche, den K2 im Winter zu erklimmen, gab es bislang. Bei den ersten beiden waren Polen dabei – jedes Mal zwangen orkanartige Winde jenseits der 7.000 Höhenmeter die Bergsteiger zum Rückzug.

März ist kein Winter mehr

Als Kandidaten für den Gipfel gelten derzeit der Sportleiter Janusz Golab, der im Sommer 2014 auf dem Gipfel war und das Terrain kennt, und Adam Bielecki, der bei den ersten Winterbesteigungen des Gasherbrums I und des Broad Peaks dabei war. Beide sind etwas angeschlagen. Bielecki wurde durch einen Steinschlag die Nase gebrochen, Golab war erkältet. Beide sollen rasch bis zum dritten Lager auf einer Höhe von 7.200 Metern aufsteigen und dann nach einem Tag Akklimatisierung den Gipfelanstieg wagen. „Es gibt noch Chancen, sie verringern sich jedoch“, so Golab am Dienstag gegenüber TVN24.

Für den eigensinnigen Urubko ist der Winter jedoch bald vorbei. Er begründete den Alleingang mit seinem Kalenderverständnis. Demnach endet die kalte Jahreszeit für ihn am 28. Februar, danach wäre es keine Winterbesteigung mehr.