Unter Auckland verbergen sich Schätze

Unter Auckland verbergen sich Schätze

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Unter Neuseelands größter Stadt Auckland befinden sich zahlreiche Lavahöhlen, unbeachtet von den Bewohnern über ihnen. Einem Höhlenforscher und einem Digitalkünstler gelangen nun erstaunliche Aufnahmen dieser verborgenen Schätze.

Neuseelands größte Stadt Auckland sitzt auf über 50 Vulkanen. Immer wieder fallen Besuchern die kegelförmigen Hügel ins Auge, die auf den ersten Blick so friedlich aussehen – und es ja meist auch sind: Der letzte Vulkanausbruch in Auckland ist 500 Jahre her.

Verborgen unter der Erde haben die vulkanischen Aktivitäten jedoch einzigartige geologische Schätze hinterlassen, die jetzt erstmals bildlich festgehalten wurden: sogenannte Lavahöhlen, teils bizarr geformte Hohlräume unter der Millionenmetropole, die verborgen unter Straßen und Gärten liegen, während die Bewohner Aucklands nichtsahnend über sie hinweggehen. „Unter der Banalität von Aucklands weitläufigen Vorstadtgebieten liegt eine uralte Welt von immenser Erhabenheit“, beschrieb Chirag Jindal die Höhlen in einem Exzerpt.

Erste Bilder aus den Tiefen Aucklands

Jindal ist ein Digitalkünstler in Auckland. Er war gemeinsam mit dem Höhlenforscher Peter Crossley, der sich seit 50 Jahren mit den Lavahöhlen beschäftigt, insgesamt 18 Monate unterwegs, um die Höhlen, die keinerlei Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen, visuell zu dokumentieren. Insgesamt zehn Höhlen, einige davon über 40.000 Jahre alt, haben Jindal und Crossley nun bildlich zugänglich gemacht.

Entstanden sind die Bilder mit Hilfe der sogenannten Lidar-Technik (Light Detection and Ranging), die mit Laserstrahlen arbeitet und auch in der Archäologie schon erfolgreich eingesetzt wurde, zum Beispiel bei der Suche nach einer Maya-Stadt und bei der Erforschung von Angkor Wat, einer Tempelanlage in Kambodscha. Jindals Bilder zeigen 3D-Aufnahmen des Höhleninneren, komplett mit dem Geschehen an der Oberfläche.

Arbeitsintensiver Prozess

Der Prozess selbst war aufwendig: Das Innere der Höhle erfasste das Team mit Hilfe von Scans. Pro Scan benötigten die Neuseeländer etwa zehn Minuten, doch um die Höhlen in ihrer Ganzheit zu erfassen, waren teils bis zu 20 individuelle Scans nötig. Teils mussten die Männer durch enge Einstiegslöcher kriechen, um den Scanner in die Höhlen bringen zu können, kein einfaches Unterfangen also.

Die jeweiligen Scans wurden letztendlich mit einem Foto der Erdoberfläche kombiniert und so entstanden die fertigen, geheimnisvoll wirkenden Aufnahmen, die Jindal und Crossley nun im Dezember in einer Ausstellung in Auckland präsentieren. „Die Idee war, die existierende Beziehung zwischen der unterirdischen Landschaft und der Welt an der Oberfläche zu zeigen“, sagte Jindal der lokalen Tageszeitung New Zealand Herald.

Auf den „Zauber der Höhlen“ aufmerksam machen

Den beiden Höhlenenthusiasten ging es bei ihren Aufnahmen vor allem darum, auf die Höhlen aufmerksam zu machen, von deren Existenz selbst viele Bewohner in Auckland nicht wissen. „Es gibt ein wenig eine negative Konnotation, die mit der unterirdischen Landschaft einhergeht – wir haben Ideen von der Hölle oder der Unterwelt im Kopf und sind in emotionaler Hinsicht weniger neugierig“, sagte Jindal. Der Künstler meint, er wünsche sich, dass die Menschen durch seine Kunst wieder auf den „Zauber der Höhlen“ aufmerksam würden.

Die Bilder des Teams werden vom 9. bis 24. Dezember in der Ausstellung „Into the Underworld“ im Wynyard Quarter’s Silo Park in Auckland ausgestellt. Selbst besuchen kann man die Lavahöhlen bisher nicht.

Zur Autorin

Barbara Barkhausen, Asia-Pacific-Korrespondentin, lebt seit 2002 in Sydney, Australien. Sie deckt für Café Europe neben ihrem neuen Heimatland Australien auch Neuseeland, Indonesien, Papua-Neuguinea und die Pazifikinseln ab. Sie ist Print-, TV-, und Radiojournalistin und Autorin mehrerer Kinder- und Sachbücher.