Pegida demonstriert am Sonntag

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Montag ist Pegida-Tag - nur diese Woche nicht. Die Islamkritiker haben ihre Kundgebung auf Sonntag vorverlegt. Aus Furcht vor der Konkurrenz durch das "Dresden für alle"-Konzert am Montag?

Die islamkritische Pegida-Bewegung in Dresden geht in dieser Woche nicht montags, sondern bereits am heutigen Sonntag auf die Straße. Die selbsternannten „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) versammeln sich auf dem Theaterplatz vor der Semperoper zu ihrer inzwischen 13. Kundgebung. Auf dem benachbarten Schloßplatz treffen sich Gegendemonstranten.

Am Montag vor zwei Wochen hatte Pegida nach Polizeiangaben etwa 25 000 Menschen auf die Straße gebracht, so viele wie noch nie. In der vergangenen Woche waren wegen einer islamistischen Terrordrohung gegen den inzwischen zurückgetretenen Pegida-Chef Lutz Bachmann alle Veranstaltungen in Dresden abgesagt worden.

Das Ziel: Zusammenstöße vermeiden

Nun zog Pegida die ursprünglich für Montag angekündigte Kundgebung vor, um Zusammenstöße mit Gegendemonstranten zu vermeiden, wie es hieß. Vor allem aber ist für diesen Montag unter dem Motto „Offen und bunt – Dresden für alle“ ein Konzert gegen Fremdenfeindlichkeit mit Künstlern wie Herbert Grönemeyer angekündigt. Pegida-Anhänger sollten sich „dieses kostenlose kulturelle Großerlebnis nicht entgehen lassen müssen“, erklärten die Pegida-Organisatoren.

SPD-Chef Sigmar Gabriel nahm am Freitagabend überraschend an einer Diskussionsveranstaltung mit Pegida-Anhängern im Stadtmuseum Dresden teil. „Ich finde, mit den Menschen müssen wir besser in Kontakt kommen“, sagte der Vizekanzler, der seine Teilnahme als rein privat deklarierte. „Reden ist das Einzige, was man in der Demokratie machen kann.“ Kein Interesse habe er aber an einem Dialog mit den Organisatoren von Pegida, betonte Gabriel.

Altdeutsche Vorbehalte

Der Historiker Heinrich August Winkler forderte „eine offensive und keine schönrednerische Auseinandersetzung“ mit Pegida. „Wir haben es mit einer Bewegung zu tun, die altdeutsche Vorbehalte gegen die westliche Demokratie in einer Weise konserviert, wie wir es bis zum Herbst 2014 nicht mehr für möglich gehalten haben“, sagte er dem „Tagesspiegel am Sonntag“.

In Freiburg demonstrierten überraschend rund 20 000 Menschen gegen Pegida. Zu den Protesten am Freitagabend hatte ein 28-Jähriger über das Soziale Netzwerk Facebook aufgerufen. Organisationen, Parteien und die Stadt schlossen sich an. Pegida selbst spielt im Südwesten bislang kaum eine Rolle. Im Nordrhein-Westfalen demonstrierten am Samstag in Hagen bis zu 1000 Menschen gegen Pegida.

Aggressiv war die Stimmung beim ersten Aufmarsch der selbst ernannten „Patriotischen Europäer gegen die Amerikanisierung des Abendlandes“ (Pegada) in Erfurt. Laut Polizei standen sich am Samstag rund 1000 Anhänger und 600 Gegendemonstranten gegenüber. Pegada ist kein offizieller Pegida-Ableger. Antifaschistische Gruppen und Parteien bewerten Pegada als „kruden Zusammenschluss“ von Neonazis, Verschwörungstheoretikern und gewaltbereiten Hooligans.