Der Landesmeister als Outsider

Der Landesmeister als Outsider
(Rhelbach)

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Christian Helmig geht seit langem mal nicht als der große Topfavorit ins Rennen um die Meisterkrone. Das hat u.a. auch mit der verpassten Olympia-Qualifikation zu tun, wie er im Interview verrät. Abschreiben sollte man ihn dennoch nicht.

Christian, wie gefällt dir die Strecke in Remerschen?

Christian Helmig: Es ist eine sehr schöne Strecke, mal etwas anderes als wie normalerweise hier im Land zu fahren. Es gibt zwar keine richtigen Anstiege, dafür aber ein paar kleine giftige Steigungen, die wehtun können. Alles in allem ist es sehr „roulant“, aber viel wird vom Wetter und den daraus resultierenden Bodenverhältnissen abhängen. Voraussetzungen für ein spannendes Rennen sind gegeben und ich glaube nicht, dass sich ein Fahrer bereits früh absetzen kann.

Die letzten vier Jahre konntest du dich jeweils durchsetzen, in diesem Winter hast du dich bislang allerdings relativ bedeckt gehalten.

Wenn es bloß das wäre, dass ich mich bedeckt gehalten hätte (lacht)! Nein, ich habe dieses Jahr aus diversen Gründen nicht die Form aus den vergangenen Saisons. Unterdessen schätze ich einen Gusty Bausch mindestens so stark ein wie in den Jahren zuvor, wenn nicht sogar ein wenig besser. Außerdem schafft er es immer, am Tag der Meisterschaft alles abzurufen. Mit Scott Thiltges und Lex Reichling haben zwei Fahrer einen großen Sprung nach vorne gemacht. Hinzu kommt noch ein Pit Schlechter und vielleicht noch ein Massimo Morabito, wobei man bei ihm nicht genau weiß, wo er steht. Dieses Jahr wird es wesentlich enger zugehen.

Was sind die Gründe für deine nicht ganz optimale Form?

Es gibt verschiedene. Aber ich muss ganz ehrlich zugeben, dass die verpasste Olympia-Qualifikation (Helmig wollte in Rio beim Mountainbike-Rennen starten, d.Red.) doch an die Moral ging. Auch wenn es bereits frühzeitig fast aussichtslos war, so war die Motivation zu Beginn des Jahres dann doch etwas abhanden gekommen. Bis Mitte des Jahres habe ich nicht viel gemacht und andere Prioritäten gesetzt, mit der Familie und der Arbeit. Das merkt man halt jetzt im Winter, dass die Grundlagen aus dem Sommer zum Teil fehlen.

In der Vergangenheit wusstest du immer dann da zu sein, wenn es darauf ankam. Kann das auch diesmal der Fall sein?

Ich bin jedesmal etwas langsamer in die Cross-Saison eingestiegen und habe versucht, mich zu steigern. Auch jetzt glaube ich, dass ein Trend in die richtige Richtung zu erkennen ist. Allerdings habe ich mich auch ziemlich erkältet und bin immer noch nicht ganz fit. Aber das ist halt so im Winter. Und wenn man nicht ganz gut in Form ist und dann vielleicht etwas zu viel trainiert, dann ist es schnell passiert. Das war also zum Teil auch meine Schuld und soll nicht als Entschuldigung gelten. So schlecht ist meine Form ja auch wieder nicht, zudem sind die letzten Renen nicht schlecht gelaufen. Außerdem kann während eines Meisterschaftsrennens viel passieren.
Man hat es letztes Wochenende noch bei Lex (Reichling) gesehen. Er war klar der Stärkste und schied dann aufgrund eines technischen Defekts aus. Es gewinnt nicht unbedingt der Stärkste, sondern die Tagesform mit der nötigen Portion Glück spielt ebenfalls eine Rolle.

Während es in den vergangenen Jahren immer wieder auf einen Zweikampf Helmig-Bausch hinauslief, wird das Rennen dieses Jahr offener. Das muss dich doch auch in deiner Funktion als „Directeur technique“ freuen.
Auf jeden Fall! Aber nicht nur als DTN freut es mich, auch als Sportler. Es ist schön, zu sehen, dass das Interesse am Cross auch wegen der bevorstehenden WM gestiegen ist. Es sind wieder mehr Zuschauer und mehr Fahrer bei den Rennen. Ich hoffe, dass diese Tendenz in den kommenden Jahren anhält und wir auch im Nachwuchs vielleicht den einen oder anderen finden, den es vielleicht nicht auf die Straße zieht, sondern der dem Cross treu bleibt. Aber wir bleiben ein kleines Land und es ist schwierig, in jeder Disziplin Spezialisten zu haben.

Wenn du einen Fahrer nennen müsstest – mit Ausnahme von dir selbst –, wer wird am Samstag Landesmeister?

Wie gesagt, wird es zum Teil auf die Witterungsverhältnisse ankommen. Gusty ist bei der Landesmeisterschaft immer stark, doch wenn ich einen Fahrer nennen müsste, dann ist das Lex. Er war in den vergangenen Wochen sehr stark.

Was die weiteren Favoriten Scott Thiltges, Lex Reichling und Pit Schlechter zur Landesmeisterschaft sagen, lesen Sie in der Print-Ausgabe vom 6. Januar.