„Hier bin ich, ich lebe“

„Hier bin ich, ich lebe“
(AFP)

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Der schon mehrfach für tot erklärte Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau hat seine Feinde in einem neuen Video abermals düpiert.

Die 36-minütige Filmsequenz, deren Entstehungsdatum und -ort unklar sind, lag der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag vor und zeigt den Extremisten höchst lebendig in voller Kampfmontur. Zwar hatte die Armee Nigerias am vergangenen Mittwoch Shekaus Tod verkündet, ohne das Datum oder die Umstände seines Ablebens zu erläutern. Sicherheitsexperten und die USA äußerten jedoch umgehend Zweifel an dieser Darstellung. „Hier bin ich, ich lebe“, sagte Shekau in dem nun aufgetauchten Video. Die Meldung der Armee über seinen Tod sei reine Propaganda, denn „ich werde erst an dem Tag sterben, an dem mir Allah den Atem nimmt“.

Zu sehen ist außerdem, wie Shekau auf der Ladefläche eines Pritschenwagens steht und eine Luftabwehrrakete in den Himmel schießt. Der von vier schwer bewaffneten Kämpfern flankierte bärtige Islamistenführer spricht in dem Video unter anderem darüber, dass Boko Haram in kürzlich eroberten Ortschaften die Scharia-Justiz seines „Islamischen Kalifats“ eingeführt habe.

Brutaler Terror

Schon 2009 und 2013 hatten nigerianische Sicherheitskreise den Tod des Boko-Haram-Führers verkündet. Shekau hatte 2009 nach dem Tod des Gründers Mohammed Yusuf die Führung von Boko Haram übernommen. Dabei legte er eine derartige Brutalität an den Tag, dass sich selbst radikale Islamisten von ihm distanzierten. Seine sektenartige Gruppe sieht in säkularer Bildung und westlichen Werten die Ursache für die Korruption und lähmende Armut in Nigeria.

Wörtlich lässt sich Boko Haram in etwa mit „westliche Bildung ist Sünde“ übersetzen. Die Extremistengruppe kämpft seit Jahren mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Shekaus Gefolgsleute töteten nicht nur die Einwohner ganzer Dörfer, sondern brachten auch schutzlose Schüler im Schlaf um und entführten hunderte Mädchen. Neben Polizei, Militär und Behörden griff die Gruppe auch Kirchen und Schulen an. Seit 2009 fielen ihr mehr als 10.000 Menschen zum Opfer.