Emanzipation – sozial

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In seinem Editorial geht Robert Schneider auf den 8. März, den internationalen Tag für die Rechte der Frauen ein. Abbau sozialer Not sei diesbezüglich wichtiger als Kampagnen.

In den düsteren Jahren um den Ersten Weltkrieg herum gewann die Frauenbewegung besonders in Europa (auch in Luxemburg) an Schwung, was viel mit der Rolle der Frauen in den Fabriken, wo die Männer fehlten, und dem Erleben einer solidarischen Gemeinschaft von Arbeiterinnen in der frühkapitalistischen Produktionswelt zu tun hatte. Suffragetten erkämpften in vielen Staaten das Frauenwahlrecht, der Zugang zur Bildung für Mädchen verbesserte sich erheblich.

Auf Initiative sozialistischer Organisationen entstand im Kampf um die Gleichberechtigung, auch und besonders jener am Arbeitsplatz, der Internationale Frauentag, der später von den Vereinten Nationen zum Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden bestimmt wurde.

Seitdem hat sich vieles getan und die Angleichung der Rechte zwischen den Geschlechtern ist zur weitreichenden Realität geworden, jedenfalls in dem entwickelten Teil des Planeten, der allerdings immer noch zahlreiche Regionen des Erdballs ausschließt.

Wer in unseren Breitengraden Menschen ihres Geschlechts wegen diskriminiert, riskiert juristische Probleme, wer sich sexistisch benimmt, gehört bestraft. Die Herausforderung erscheint heute eher zu sein, Menschen aus anderen Kulturkreisen (und hierzu gehören auch viele Asylbewerber) an diese gesellschaftlichen und zivilisatorisch- kulturellen Realitäten und Standards moderner Staatengemeinschaften heranzuführen.

Hier wird – auch in Luxemburg – nur wenig getan: Eine Kampagne des zuständigen Ministeriums für Chancengleichheit bekämpft Stereotypen bei jenen Bevölkerungsschichten, die ohnehin wissen, dass Männer auch „Spillschoulsjoffer“ und Frauen auch Mechaniker werden können. Das Pixi-Buch, das begleitend herausgegeben wurde („Das kann ich auch“), ist ebenso wenig wie weiteres Informationsmaterial gegen Geschlechterklischees dazu geeignet, diesbezüglich zu wirken: Die Neuankömmlinge sprechen weder französisch noch deutsch … Man mag der zuständigen Ministerin Lydia Mutsch glauben, dass die Strategie der Regierung in Fragen der Gleichberechtigung in Richtung einer offenen und modernen Gesellschaft zeige, die effizientesten Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind allerdings Initiativen anderer Ministerien, etwa auf familienpolitischer Ebene oder in der Schulpolitik.

Die Trennung von Staat und Kirche, besonders in der Schule, wo nunmehr eine paternalistische Kirche nicht mehr beeinflussend auf die Kinder wirken kann und ihren „Herrgott“ (nicht etwa „Fraugott“) und ihre männliche Hierarchie (keine Päpstinnen, keine Kardinälinnen, keine Pfarrerinnen …) staatlich gefördert propagieren darf, ist dabei wohl der größte Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Geschlechter während dieser Legislatur gewesen.

Ansonsten bleibt die Tatsache, dass die Emanzipation in erster Linie (alles Gute zum 200., Karl Marx …) eine Frage des Seins, der wirtschaftlichen Realität des Einzelnen also, ist und weniger eine des Geschlechts.

Dass in Luxemburg immer noch Frauen (die viermal öfters Alleinerzieher sind und häufiger mit kleinen Renten auskommen müssen) stärker als Männer unter sozialer Not leiden, ist dabei eine größere Herausforderung für die Politik als hysterisch in sozialen Medien gepushte und kaum mehr zielführende #MeToo-Kampagnen (gegen sexuelle Übergriffe gibt es Gesetze …).

Dies gilt übrigens für alle Tage des Jahres, nicht nur für den 8. März.

pol
8. März 2018 - 18.26

sehr gute Analyse