Die langweilige und ungleiche Wahlkampagne

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Bei den Wahlen läuft es wieder auf eine Viererkoalition heraus, auch wenn eine oder zwei dieser Parteien aus der Opposition mitregieren müssen, meint Luc Laboulle im Editorial.

In den vergangenen Wochen wurde mehrfach bemängelt, dass die diesjährige Wahlkampagne zu brav und zurückhaltend geführt werde. Das hat sicherlich damit zu tun, dass sich die Programme der vier großen Parteien CSV, LSAP, DP und „déi gréng“ in den wesentlichen Punkten nicht grundlegend unterscheiden. Drei dieser vier Parteien haben in der bald vergangenen Legislatur zusammen regiert und sind lange Zeit einen gemeinsamen Kurs gefahren. Die größte Oppositionspartei hat derweil einen Großteil der Entscheidungen der Dreierkoalition mitgetragen (85% laut woxx). Wie sollen sich diese Parteien demnach inhaltlich voneinander abgrenzen?

Zwei große Themen dominieren den Wahlkampf 2018. Für die Wohnungsnot hat keine der vier großen Parteien eine kurz- bis mittelfristige Lösung anzubieten. Zwar sind hier und da fruchtbare Ansätze erkennbar, doch zu dem dringend benötigten Politikwechsel fehlt allen der Mut. Auch die Wachstumsdebatte ist lediglich eine Scheindebatte. Welche Partei würde ernsthaft infrage stellen, dass Luxemburg innerhalb einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung auf Wachstum verzichten kann? Die einzige Alternative zum Wachstumsmodell wäre ein gesellschaftlicher Systemwechsel, den höchstens „déi Lénk“ und KPL zumindest theoretisch in Betracht ziehen.

Angesichts dessen bleibt den Parteien eigentlich nur die Möglichkeit, einen personenbezogenen Wahlkampf zu führen. Und dabei haben CSV, LSAP, DP und „déi gréng“ einen großen Wettbewerbsvorteil. Die Regierungsmitglieder haben Mitte September einen Einweihungsmarathon gestartet, der ihnen eine große Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit beschert. Selbst wenn die Presse viele dieser Veranstaltungen nicht abdeckt, lassen sich die Fotos davon doch werbewirksam über die sozialen Medien verbreiten. Und das Publikum bekommt den Eindruck, dass die abgebildeten Politiker etwas geleistet hätten (was in einigen Fällen tatsächlich zutreffen mag). Doch nicht nur Minister und Staatssekretäre, sondern auch Bürgermeister und Schöffen, von denen viele dank der Doppelmandatsregelung für die Nationalwahlen kandidieren, weihen ein, was das Zeug hält. Selbst wenn sie mit dem Projekt, das sie da einweihen, nicht das Geringste zu tun haben, weil sie erst seit einem Jahr im Amt sind, hält es sie nicht davon ab, in der ersten Reihe stolz in die Kameras zu grinsen.

Komplizierter ist es hingegen für die kleineren Parteien. Nicht nur, dass sie allgemein über weniger Wahlkampfbudget verfügen, auch fällt es ihnen schwerer, die mediale Öffentlichkeit zu erreichen. Manche gleichen das damit aus, dass sie versuchen, mit einem nationalistischen und opportunistischen Diskurs Aufsehen zu erregen.

Andere müssen darauf hoffen, dass sie in einem „face-à-face“ oder einer „table ronde“ inhaltlich überzeugen können, denn rhetorisch sind medienerprobte Mandatsträger stets im Vorteil und erscheinen selbst dann kompetent, wenn sie inhaltlich nichts zur Diskussion beizutragen haben.

Und so läuft es in diesem Jahr wieder auf eine Viererkoalition heraus. Auch wenn eine oder zwei dieser vier Parteien vielleicht aus der Opposition mitregieren müssen. Ob sich dadurch an der Wohnungsnot, den Staus und vor allem der ungerechten Verteilung der Ressourcen etwas ändern wird? Eher nicht. Schlussendlich geht es nur um individuelle Macht. Den Wählern wird es egal sein. Den meisten von ihnen geht es den Umständen entsprechend gut. Und die, denen es weniger gut geht? Viele von denen dürfen eh nicht wählen.

Nichts wie weg
3. Oktober 2018 - 18.22

Ich seh immer nur den Bausch, egal wo oder was ich schaue. Mich macht der wahnsinnig sogar hier in Italien.

roger wohlfart
2. Oktober 2018 - 19.42

Alles grosse Worte, leere Versprechen , grössere oder kleinere ( je nach Budget ) nichtssagende Plakate entlang der Strassen, retuschierte Fotos der Kandidaten/innen auf Glanzpapier ( für die, die es sich leisten können ) deren floskelhafte Lebensläufe sich gegenseitig übertreffen, Schlagwörter die definitiv niemandem vom Hocker reissen. Gähnend langweilig, nach dem Motto " sidd gescheit, wielt eis Leit! ".

De Misch
2. Oktober 2018 - 11.30

Wahlkampf 2018 wohl eher ein Wahlkrampf

Clemi
2. Oktober 2018 - 7.54

Leider leicht fatalistisch, leider wohl richtig... weg mit dem panaschieren, her mit dem einheitswahlbezirk. Das würde die "grossen" parteien auch wieder zu mehr inhalten zwingen. Ah ja, welche partei hat eine reform des wahlrechts im programm stehen? Überhaupt irgendeine?

Micha
2. Oktober 2018 - 7.01

Mit dem letzten Satz muss man natürlich nicht einverstanden sein. Wem geht es denn weniger gut? - Der jungen Generation, welche vor niedrigen Löhnen (Berufsanfänger) und einem katastrophalen Wohnungsmarkt steht. Diese dürfen wählen. - Den Grenzgängern. Diese wohnen nicht in Luxemburg und dürfen nur dann wählen, wenn sie Luxemburger sind (siehe Wohnungsmarkt) - Den Gastarbeitern. Diese müssen meines Wissens nach genau eine Wahl aussitzen. Danach können sie die Bedingungen der doppelten Nationalität erfüllen und ab dann auch wählen. Bleibt abschliessend zu erwähnen, dass meines Wissens jeder ab dem Alter von 18 Jahren wählen darf, in seinem jeweiligen Heimatland. Hat man die doppelte Staatsbürgerschaft, darf man oftmals doppelt wählen, und hat in Europa zwei Stimmen. Manche Menschen sind eben gleicher als andere.