Wer kennt „Sonili“?

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Wer kennt Bruno Granichstaedtens Operette „Sonili“ und kann darüber Auskunft geben? Die Rede ist von einem durchaus erfolgreichen Werk auf Luxemburgisch und Deutsch. Doch dazu gibt es bis heute keinerlei schriftliches Material.

Jean-Kandel aus dem „Lëtzebuerger-Lidder Archiv“ versucht mit seinem Ein-Mann-Projekt, alte und unbekannte Stücke von luxemburgischen Autoren aufzufinden. Der Luxemburger, der schon als Kind gerne gesungen hat, begann mit 15 Jahren, luxemburgische Liedertexte zu notieren und sie systematisch zu archivieren.

„Es geht um den Erhalt vom luxemburgischen Kulturgut und es wird immer schwieriger, nicht archivierte Stücke wiederzufinden“, bedauert Kandel im tageblatt.lu-Interview. Bruno Granichstaedters Operette „Sonili“ ist ein Beispiel dafür.

Luxemburg als „Exilland“

Der Komponist Bruno Granichstaedten wurde 1879 in Wien in der Familie eines jüdischen Komponisten geboren. Bis zu seiner Auswanderung 1938 war er unter anderem für die Münchener Hofoper als Kapellmeister engagiert. Nachdem er von einem Kollegen als Jude denunziert wurde, flüchtete er mit seiner Lebensgefährtin Rosalie Kaufmann zunächst nach Luxemburg, um zwei Jahre später in die USA zu emigrieren.

Die Operette „Sonili“

Granichstaedten war völlig mittellos nach Luxemburg gekommen und hatte Glück im Unglück. Zu dieser Zei versuchten Josy Imdahl und Emil Boeres mit ihren Ensembles, die Wiener Operette im Großherzogtum zu etablieren. Der Schauspieler Hary Haagen ermöglichte den Kontakt zwischen den Künstlern, woraus das Projekt „Sonili“ entstand.

Der österreichische Komponist schrieb für die Tochter von Hary Haagen die Operette, die sich auf ihren Kosenamen (Sonja-Sonili) bezog. Das Mädchen war bereits ein gefeierter Kinderstar. Ihr flogen die Publikumsherzen zu, auch als sie in der Hauptrolle im gleichnamigen Stück brillierte.

Josy Imdahl, luxemburgischer Theaterschriftsteller, übersetzte das Libretto auf Luxemburgisch, Henri Pensis dirigierte und Venant Pauké übernahm die Hauptleitung. Die Uraufführung von „Sonili“ fand am 15. Dezember 1939 statt, weitere 12 Vorstellungen im Kapuzinertheater folgten.

Helfen den Puzzle zusammenzusetzen

Auch wenn es unglaublich klingen mag, es gibt keine schriftliche Zeugnisse auf Deutsch oder auf Luxemburgisch weder vom Libretto, noch von der Partitur der Operette. Sämtliche Bibliotheken aus Österreich, die den Nachlass von Granichstaedten verwaltet haben und sogar hiesige Kulturinstitute wie das Kulturhaus in Mersch können Jean Kandel bei seiner Suche nicht unterstützen.

Informationen an:
Jean Kandel
Lëtzebuerger-Lidder Archiv
jkandel@tango.lu

Die Spuren von Bruno Granichstaedten führen zunächst ins Hôtel de Luxembourg und später im Hôtel du Théatre in Luxemburg-Stadt. 1940 wandert er in die USA aus und schlägt sich bis zu seinem Tod 1944 als Bar-Pianist in New York durch.

Jeder Hinweis willkommen

Damit diese Lücke im kulturellen Erbe von Luxemburg geschlossen werden kann, braucht Jean Kandel jeden Hinweis über die deutsche oder luxemburgische Auflage von der Operette. Ehemalige Hotelangestellten oder –besitzer, Familienangehörigen von den Ensemble- und Orchestermitgliedern oder alle diejenigen, die sich an eines der Lieder aus „Sonili“ erinnern können, sind herzlich eingeladen sich beim enthusiastischen Sammler aus dem „Lëtzebuerger- Lidder“ Archiv zu melden.

ds