Sehen und gesehen werden

Sehen und gesehen werden
(Tageblatt-Archiv/François Aussems)

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Zum Auftakt der neuen Saison laden die Mitglieder der Theaterföderation ihr Publikum zu einem Fest ein, an dem in kleinen Häppchen die neue Saison vorgestellt wird. Auffallend ist nur, dass gar nicht so viel Theater geboten wird.

Das mag daran liegen, dass die Produktionen der neuen Saison noch gar nicht fertig sind, die Proben erst noch stattfinden, und es schlicht und einfach noch nicht so viel zu sehen gibt, vom neuen Programm.

Theaterfest

Am 20. September ab 11 Uhr
in der Abbaye
de Neumünster
Eintritt frei

Das vollständige Programm findet sich auf:

www.theater.lu

www.neimenster.lu

Weiter schlimm ist das nicht, ist es der Theaterföderation dennoch gelungen, ein spannendes Programm auf die Beine zu stellen. Besonders für all jene, die Lesungen mögen, ist die diesjährige, mittlerweile siebte Auflage des Theaterfestes eine gute Gelegenheit, sich verschiedene Ausschnitte aus den noch zu entstehenden Theaterstücken anzuhören. Und sind wir mal ehrlich: Das wichtigste am jährlichen Theaterfest ist doch sowieso das Sehen und Gesehenwerden. Der Sommer war lang, man freut sich, wieder unter Gleichgesinnten zu weilen, die Theaterkollegen untereinander schmieden Pläne, tauschen sich über potenzielle Kooperationen aus, erzählen sich gegenseitig von neuen Ideen und halten sich natürlich auch über den heißesten Klatsch und Tratsch auf dem Laufenden.

Gastronomisches Dorf

Und das Publikum kann sich mit Schauspielern, Regisseuren, Dramaturgen und Direktoren unterhalten, alle Broschüren mit nach Hause nehmen und sich dort sein Theaterprogramm der kommenden Monate selbst zusammenstellen. Das gastronomische Dorf, das bretonische, portugiesische und libanesische Spezialitäten bietet, tut sein übriges, damit es für eine festliche Stimmung an nichts fehlt.

Doch nun endlich zum künstlerischen Programm: Wie gesagt, viele Lesungen: Die Schauspielerinnen Marja-Leena Junker und Ludmilla Klejniak werden aus dem literarischen Universum der französischen Schriftstellerin Marguerite Duras vorlesen. Stéphane Ghislain Roussel hat dann bis zur Premiere am 3. Februar im TNL noch Zeit, das Ganze in Szene zu setzen.

Ada Günther und Marco Lorenzini lesen Ausschnitte aus Heiner Müllers Philoktet, das Karolina Markiewicz im Rahmen der Ausstellung „Some people laughed, some people cried, most people were silent“ inszeniert. Das Théâtre Ouvert du Luxembourg bietet mit einer Lesung aus „Les lois de la gravité“ von Jean Teulé Einblick in ihre erste Produktion in dieser Saison, die am 22. Oktober Premiere haben wird. Und das „Kaleidoskop Theater“, das sich in dieser Spielzeit auf die Suche nach Erklärungen für die Liebe macht, ist gleich mit zwei Beiträgen dabei: Mit Max Frischs Klassiker „Homo Faber“, das im Januar Premiere hat und mit „Ich Feuerbach“ von Tankred Dorst, dessen Aufführungen bereits für Oktober / November geplant sind.

Außerdem feiert das experimentierfreudige Theaterkollektiv Independent Little Lies auch am Theaterfest sein zwanzigjähriges Bestehen und wird sicher sowohl mit Ausschnitten aus „Visions“, dem ersten Theaterstück von Nora Wagener als auch mit „Grexit“, eine theatralische Reise nach Griechenland von und mit Marc Baum sowie auch mit „Independent Little Luxembourg“ von Linda Bonvini und Frédérique Colling Lust auf mehr machen.

Das „Collectif Dadafonic“, das mittlerweile fast schon zum Inventar des „Mierscher Kulturhaus“ gehört, wagt sich in diesem Jahr an Beckett und sein Stück „Watt“ heran und geht den Zumutungen des Lebens, die keiner so wie Beckett in Worte fassen konnte, nach.

„neimënster“ selbst hat die Schauspielerin Zuzana Kaklikova eingeladen, die sich in dem Stück „Confidences“ mit Gerüchten und ihren Folgen beschäftigt. Premiere ist am 7. Oktober, Ausschnitte gibt es bereits schon am Theaterfest.
Die beiden jungen Choreografen Piera Jovic und Georges Maikel Pires Monteiro zeigen Ausschnitte aus ihrer neuesten Kreation „Fest“, die im Rahmen des „Emergences“-Programms des „Trois C-L“ zustande kommt und am 19. November in der „Banannefabrik“ Premiere hat. Und Marc Engler und Ignaz Schick finden in Kafkas Tagebüchern ausreichend Stoff für monologische Eskapaden, die in ihrer Gesamtheit am 1. Oktober im Kulturhaus Niederanven zu erleben sein werden. Dann gibt es noch ein paar Clowns, „die Bücher signieren werden, die sie nicht geschrieben haben“, wie Serge Basso von der Kulturfabrik, der gerade in den Vorbereitungen für sein „Clowns in Progress“-Festival ist, verrät, Workshops für Kinder und Erwachsene, sowie ein Kostümverkauf, bei dem man sicher den einen schrägen Hut oder die andere flippige Bluse erwerben kann. Und wer weiß, wen oder was es sonst noch so zu sehen gibt …