Die Realität ist stärker als die Fiktion

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Eigene Erfahrungen bilden den Grundstein im Werk der chinesischen Künstlerin Chen Quilin. Ihre Arbeiten sind direkt mit den Folgen durch den Bau des Drei-Schluchten-Staudamms in der Provinz Hubai verbunden.

In der Sammelausstellung China Power Station Part III ist die 1975 in Hubai geborene Künstlerin Chen Quilin mit ihrer Installation Fulu Alley vertreten: Das Geschäft eines Barbiers, das, so wie sie es in der Provinz Hubai gefunden hatte, im Museum ausgestellt ist. Ein einfacher Laden auf offener Straße, der nur mit dem Nötigsten eingerichtet ist und den eine blau-rot gestreifte Plane gegen den Regen schützt. Genützt hat diese Plane wahrscheinlich nichts. Wie Millionen andere Einwohner auch, musste sich der Besitzer des Ladens wohl eine neue Heimatstätte suchen, als die Bauarbeiten für den Drei-Schluchten-Staudamm im Jahr 2006 begannen. Der Geburtsort von Quilin hat sich durch den Drei-Schluchten-Staudamm, eine der größten Talsperren der Welt, drastisch verändert: Keine offenen Barbier-Geschäfte mehr, dafür Baustellen über Baustellen, die der Konstruktion von Wolkenkratzern und neuen Wohnsiedlungen dienen.

Kunst als Zeitzeuge

Kaum ein Großprojekt ist in den letzen Jahren so umstritten gewesen wie die Talsperre durch den Drei-Schluchten-Staudamm im Jangtsekiang, dem größten Strom Chinas. Einerseits kann durch die Konstruktion die Schifffahrt verbessert und der Hochwasserschutz stärker gesichert werden, andererseits sind geologische und soziokulturelle Folgen nicht zu unterschätzen. Chen Quilin konnte verfolgen, wie sich ihre Stadt im Zusammenhang mit dem Projekt des Staudammes in eine Neubauzone verwandelte, eine Tendenz, die in ganz China zu beobachten ist. Diese rasanten Veränderungen, die in den Städten Chinas stattfinden, sind der Ausgangspunkt in den Arbeiten Quilins. Ihr Werk ist realistisch, Quilin sieht sich selbst als Zeitzeugin: „I am just a witness and observer, using my own eyes and experiences to record this period in history which I have once experienced“, wie sie in einem amerikanischen Kunstmagazin selbst schreibt. js