Profit vs. Umweltschutz – Wenn Kreuzfahrt-Tourismus an seine Grenzen stößt

Profit vs. Umweltschutz – Wenn Kreuzfahrt-Tourismus an seine Grenzen stößt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wie viele Schiffe verträgt eine Bucht? Die spektakuläre Passage durch Montenegros malerische Bucht von Kotor gilt als einer der Höhepunkte von Adria-Kreuzfahrten. Doch Umweltschützer warnen vor den ökologischen Folgen der sich mehrenden Ozeanriesen im engen Mittelmeerfjord.

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Belgrad

Der Kurzabstecher ins Land der Schwarzen Berge bleibt jedem Kreuzfahrttouristen unvergesslich. Wenn sich die wohnturmhohen Ozeanriesen zwischen Montenegros schroffen Bergrücken durch die nur 330 Meter breite Meerenge von Verige in die fjordartige Bucht von Kotor schieben, halten selbst erfahrene Küstenhopper aufgeregt den Atem an: Auch die in die Höhe gereckten Kameras und Mobiltelefone der eifrigen Hobbyfilmer vermögen die Einzigartigkeit der grandiosen Schiffspassage kaum zu erfassen.

Als einer der Höhepunkte jeder Adria-Kreuzfahrt gilt die spektakuläre Fahrt durch die vier Becken der insgesamt 30 Kilometer langen Bucht. An deren Ende steht mit der von der Unesco als Weltkulturerbe geschützten Hafenstadt Kotor ein nicht minder fotogenes Ziel: Nach Venedig und dem kroatischen Dubrovnik hat sich Montenegros Adriaperle in den letzten Jahren zum beliebtesten Etappenziel von Mittelmeerkreuzfahrten gemausert.

Idealer Naturhafen

Schon in der Antike galt die vom 1749 Meter hohen Gipfel des Lovcen überragte Bucht wegen ihrer geschützten Lage als idealer Naturhafen: In Risan finden sich noch immer die prächtigen Mosaikreste griechischer Villen. Die Österreicher bauten das von den Römern gegründete Kotor im 19. Jahrhundert gar zum Stützpunkt ihrer Kriegsmarine aus. Auch im sozialistischen Jugoslawien war die von der Unesco 1979 zum Weltkulturerbe erklärte Stadt als Marinestützpunkt bekannt. Seit der Unabhängigkeit Montenegros 2006 nehmen indes vermehrt schwimmende Luxusherbergen Kurs auf Kotor: Machte das Kreuzfahrtgeschäft 2007 lediglich vier Prozent von Montenegros Tourismuseinnahmen aus, ist es mittlerweile fast ein Drittel.

Immer mehr und immer größere Kreuzfahrtschiffe drängt es in die Bucht: Allein zwischen 2013 und 2017 hat sich die Zahl der in die 5.300-Seelen-Stadt angeschipperten Tagestouristen laut Angaben der örtlichen Hafenverwaltung von rund 318.000 auf 533.000 pro Jahr erhöht. Bei rund zwei Millionen Kreuzfahrttouristen in fünf Jahren macht vor allem deren Masse das Geschäft. Ein T-Shirt oder Kaffee hier, ein Kühlschrankmagnet oder eine Fischsuppe da: Rund 40 Euro pro Nase lassen die Kurzzeitbesucher im Schnitt bei ihren Landgängen liegen.

Wie viele Schiffe verträgt die Bucht?

Doch wie viele Kreuzfahrtriesen verträgt die eher enge Bucht? Die Freude über klingende Kassen und den rollen Touristenrubel ist im Land der Schwarzen Berge nicht mehr ungetrübt. „Die Jagd nach dem Profit erstickt die Bucht“, titelt düster die Zeitung Vijesti in der Hauptstadt Podgorica: „Die Kreuzfahrtschiffe bringen Verdienst, aber bedrohen die Umwelt.“

Ob durch verstärkten Schiffslärm vertriebene Delphine oder durch vermehrte Abwässer bedrohte Seegraskulturen: Umweltaktivisten kritisieren, dass Montenegro – im Gegensatz zum nahen Dubrovnik – noch immer keine Höchstgrenze einer akzeptablen Zahl von Kreuzfahrtriesen definiert habe. Gegenüber Vijesti klagte kürzlich eine Wissenschaftlerin vom Meeresbiologischen Institut in Kotor über das mangelhafte Monitoring der Folgen des Kreuzfahrttourismus auf die Biodiversität durch die heimischen Umweltbehörden. So seien nur potenzielle Auswirkungen durch Wasser- und Luftverschmutzung sowie die vermehrte Lärmbelästigung benannt, aber nicht näher untersucht worden.

Wegen des willkürlichen Baus immer neuer Ferienwohnsiedlungen auch in Naturschutzgebieten der Bucht hat die Unesco Montenegro in den letzten Jahren bereits mehrfach mit der Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels gedroht. Nun warnt sie vor der „großen Zahl von Kreuzfahrt und Frachtschiffen“, die den Status als Weltkulturerbe bedrohe. Das Problem sei die „Beliebigkeit“, mit dem Tourismus in Montenegro entwickelt werde, klagte unlängst der Umweltschützer Dusan Varda gegenüber der Nachrichtenagentur „Balkan Insight“: „Doch wir sollten nicht bis zum völligen Kollaps der Natur- und Stadtkapazitäten warten, um zu realisieren, dass die Einführung von Restriktionen nötig ist.“

deLuc
29. März 2019 - 7.40

'Einmal Kreuzfahrt und NIE wieder' kann ech just soën. Daat as eng Art vun Vakanz ze maachen déi mir absolut net gefällt. Gingen nach vill Léit esou denken da waer de Spuk séier eriwer. Negativ Punkten sin virunallem die Massen vun Léit um Schëff, moies beim Kaffi, Mettes an Owes um Buffet (Massenfütterung & Besäufnis à gogo). Krankheeten iwerdroën sech op engem Scheff mat zb:3500 Passagéier extrem schnell (zb: NORO-Virus). Dann laafen d'Motoren vum Scheff 24h/24h, d'Loft get masseg verknascht an et muss een di permanent Vibratiounen am Scheff an an der Kabin bedenken. Vun der Naturzerstéierung an der Waasserverknaschtung emol ganz ofgesin. Da könnt den Zäitdrock op deenen eenzelnen Etappen (meeschtens huet een emol keng 8 Stonnen fir di eenzel Escalen kucken ze goën). Effektiv sollten a puncto Kreuzfahrt-Tourismus néi Iwerleeungen op den Dësch. Fréier oder spéider könnt et zum Kollaps (MADE BY HUMAN).

Jacques Zeyen
28. März 2019 - 21.56

Ich gehe mal davon aus,dass Flüge auch noch zu anderen Zwecken getätigt werden als sich auf Malle volllaufen zu lassen,oder? Aber ganz Unrecht haben sie nicht,davon abgesehen,dass wir hier von Kreuzfahrten mit Riesenpötten reden die pro Tag mehr Qualm absetzen als der gesamte Verkehr in einer Großstadt.

Mephisto
28. März 2019 - 17.42

Zahlreiche Städte ( Venedig, Dubrovnik, Barcelona, Amsterdam u.v.a. ) wünschen die Kreuzfahrer zum Teufel, trauen sich aber noch nicht das Anlegen radikal zu verbieten. Diese Touristen geben fast kein Geld aus, strömen zu Tausenden an Land , glotzen ein bisschen rum und kehren aufs Schiff zurück. Was sollen sie auch kaufen, es gibt ja alles in den Shops an Bord.

Gerard
28. März 2019 - 16.57

Jacques Zeyen 28. März 2019. at 15 h 53 min waan Dausenden Fliggeren enerwee sin vir nemmen Ballermann oder sech sonnen ze goen, laufen die riesigen Maschinen und qualmen den Himmel voll. Ferien einmal anders? das an sech daat selwecht nemmen mei heich uewen.

Jacques Zeyen
28. März 2019 - 15.53

Wie viele Schiffe verträgt die Welt? Kreuzfahrt. Der Innbegriff der Langeweile. Schwimmende Städte mit Geschäften,Pools,Tennis,Kegelbahn,Restaurants usw. ..man fühlt sich wie zu Hause denn,es mangelt an nichts.Und man sieht das Meer,gelegentlich. Und dann wird angedockt an einem malerischen Ort und 5000 Touristen bewegen sich landeinwärts. Während der gesamten Tour und auch davor und danach laufen die riesigen Maschinen und qualmen den Himmel voll. Ferien einmal anders?