Im Luxemburger Stadtteil Limpertsberg wird die Kunst zu Grabe getragen

Im Luxemburger Stadtteil Limpertsberg wird die Kunst zu Grabe getragen
Auf dem „Nikloskierfecht“ finden sich viele kunstvoll gestaltete Gräber.

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Die schönsten und historisch interessantesten Orte der Hauptstadt zu Fuß entdecken, das ist das Prinzip der sonntäglichen Architektur- spaziergänge des Historikers Robert L. Philippart. Am Sonntag geht es über den Limpertsberger Friedhof.

Der wohl berühmteste Tote auf dem „Nikloskierfecht“ ist der legendäre Wilhelm Voigt, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Hauptmann von Köpenick“, gestorben am 3. Januar 1922 in Luxemburg. Unter den luxemburgischen Prominenten, die dort begraben sind, befinden sich u.a. Jean-Antoine Zinnen, Komponist unserer Nationalhymne, und der Journalist und Schriftsteller Batty Weber.

Ebenfalls auf dem Limpertsberger Friedhof steht das „Hinzerter Kräiz“ („Monument national de la Résistance et de la Déportation“), das 1969 eingeweiht wurde. Hier liegen die Leichen der 23 Widerstandskämpfer, die am 25. Februar 1944 in Hinzert umgebracht wurden.
Auf Friedhöfen gedenken wir in erster Linie unserer Toten; man kann sich auch dorthin zurückziehen, um die Ruhe zu genießen. Um Allerheiligen werden sie zudem zu gesellschaftlichen Treffpunkten. Außer den spirituellen Aspekten gibt es dort auch manchmal Kunst.

Exportschlager Grabkunst

Luxemburgische Grabeskunst wurde Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts sogar ins Ausland exportiert. Seit man im 19. Jahrhundert eine langfristige Konzession für ein Grab erlangen konnte, konnte man auch sein eigenes Grab selbst gestalten. Es entstanden kunstvolle Gräber und Grabsteine.

„Art funéraire protégé au cimetière Notre-Dame“
Besichtigung des Limpertsberger Friedhofs mit dem Historiker Robert L. Philippart

Sonntag, den 18. November um 14.30 Uhr.

Start: Allée des Résistants et des Déportés
Preis: 5 Euro, für Studenten gratis
Dauer: 90 Minuten
Sprache: Luxemburgisch
www.histoireurbaine.eu

Die 1878 von Hubert Jacquemart gegründete gleichnamige Firma habe auf diesem Gebiet ein solches Know-how entwickelt, dass sie sogar Gräber ins Ausland exportierte, erklärte dem Tageblatt gegenüber der Stadthistoriker Robert L. Philippart. Die Firma Jacquemart beschäftigte eigens Architekten, die Gräber entwarfen. Laut Philippart wurden die in Luxemburg entworfenen Gräber waggonweise auf den Père-Lachaise-Friedhof in Paris exportiert. (Die „Marbrerie Jacquemart“ musste 2013 ihre Türen schließen.)
An der Stelle, wo sich der „Nikloskierfecht“ heute befindet, existierte schon zumindest seit 1690 eine Begräbnisstädte.

Joseph II. (Kaiser des Heiligen Römischen Reiches von 1765-1790) hatte 1784 in einem Dekret veranlasst, dass Friedhöfe aus Hygienegründen außerhalb der Stadtmauern angelegt werden mussten. So wurde der „Nikloskierfecht“ der Pfarrei St. Nikolas (die „Nikloskiirch“ stand auf dem Platz, wo sich heute die „Chamber“ befindet) auf den Limpertsberg „verlegt“ und ist somit eigentlich eine „Vergrößerung“ des schon existierenden Friedhofes. 1804 wurde er zum kommunalen Friedhof, d.h. er war nicht mehr an eine Pfarrei gebunden, sondern an ein Stadtviertel. Das brachte mit sich, dass jeder dort begraben werden konnte, unabhängig von seiner Konfession. Ausschlaggebend war lediglich der Wohnort.

Das Dekret von 1804 sah einen katholischen und einen protestantischen Teil vor, die jüdische Gemeinschaft hatte einen eigenen Friedhof. Diese Aufteilung wurde aber 1916 aufgrund vieler Mischehen aufgelöst. Fortan konnte also jeder neben jedem liegen, unabhängig von seiner religiösen Gesinnung.

Der „Cimetière Notre-Dame“ sei der Friedhof mit den repräsentativsten Gräbern in der Stadt, erklärt Philippart. Und es sei der Friedhof mit den meisten geschützten und restaurierten Gräbern, und auch deshalb sehenswert. Aus diesem Grund biete er auch eine geführte Besichtigung über gerade diesen Friedhof an.

Welche Gräber unter Denkmalschutz gestellt werden, entscheide ein spezielles Gremium der Stadt Luxemburg, nachdem die Konzession eines Grabes abgelaufen ist. Falls ja, übernimmt es die Gemeinde und restauriert es.

Auf dem „Nikloskierfecht“ befinden sich u.a. 13 denkmalgeschützte Mausoleen und Kapellen. Sie wurden teils aufwendig von der Gemeinde, aber auch von Privatleuten restauriert. Eine solche Kapelle existiert außer auf dem Limpertsberg noch auf dem Hollericher Friedhof.

Was wird geschützt, was ist beachtenswert? Was sind die Ursprünge des Friedhofs, wie funktioniert er und was ist seine Zukunft? Diese und andere Fragen werden am Sonntag von Robert Philippart vor Ort beantwortet.