Zwei Jahre TramErfolgsstory für die einen, Leiden für die anderen

Zwei Jahre Tram / Erfolgsstory für die einen, Leiden für die anderen
André Von der Marck ist zufrieden mit der bisherigen Entwicklung des Straßenbahn-Projekts Foto: Editpress/Tania Feller

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am 10. Dezember 2017 nahm die Tram ihren Betrieb auf. In Zahlen ausgedrückt ist sie bisher ein Erfolg: Eine Million gefahrene Kilometer und 30.000 Benutzer täglich. Die Kehrseite der Medaille: Geschäfte entlang der Strecke müssen wegen der Arbeiten herbe Verluste hinnehmen. Laut dem Generaldirekor der Luxtram, André Von der Marck, werden in Kürze die ersten Entscheidungen in Sachen Entschädigungen fallen.

Anfang Dezember sei die Eine-Million-Kilometer-Marke erreicht worden, sagt André von der Marck stolz .2018 sei ein „außergewöhnliches Jahr“ gewesen, hatte er in dem Tätigkeitsbericht geschrieben, und 2019 sei auch nicht schlecht. Aber nicht nur die gefahrenen Kilometer erfreuen ihn, sondern auch, dass die Arbeiten im  Zeitplan liegen. Außer es passiere etwas Unvorhergesehenes, oder der Winter werde übernatürlich hart, werde die Tram wie geplant im Dezember 2020 den Hauptbahnhof anfahren.

Von der „Stäreplaz“ bis zum Hauptbahnhof müssen insgesamt drei Kilometer Schienen verlegt werden, 800 Meter sind es bereits. Was die Arbeiten angeht, sei das Schlimmste bald überstanden, die meisten Straßensanierungsarbeiten seien in ein paar Wochen abgeschlossen.
Das kommende Jahr sei bereits in der Vorbereitung, eben sei eine neue Einstellungskampagne gestartet worden. 40 neue Fahrer sollen 2020 eingestellt werden. Von der Marck weist aber darauf hin, dass, auch wenn die Tram dann bis zur „Gare“ fährt, noch nicht alle Arbeiten (Bürgersteige, zu pflanzende Bäume) abgeschlossen sein werden. „Das wird wohl noch einige Wochen oder Monate länger dauern.“

Gut aufgestellt für 2020

Als positives Ereignis des Jahres 2019 bewertet der Generaldirektor auch den erfolgreichen Abschluss der Kollektivvertragsverhandlungen. Der Vertrag wurde im Oktober unterzeichnet. Die Sache sei von den Gewerkschaften zu sehr politisiert worden, meint Von der Marck. Lange hatten die Gewerkschaften mit den Betreibern um einen Kollektivvertrag gekämpft. Laut Christian Sikorski, Generalsekretär für das OGBL-Syndikat öffentlicher Dienst, habe dieser Kollektivvertrag allerdings wesentlich dazu beigetragen, die Stimmung im Betrieb zu verbessern. Von der Marck seinerseits weist darauf hin, dass die Verhandlungen immerhin ohne Streik abgeschlossen werden konnten, und man müsse bedenken, dass es der erste Kollektivvertrag gewesen ist und es auch deshalb so lange bis zur Unterschrift dauerte.

Infrastruktur, Rekrutierung, Kollektivvertrag seien alles Elemente, die dazu beitrügen, dass Luxtram gut für 2020 aufgestellt sei. Neben der Fertigstellung der Trasse bis zum Hauptbahnhof ist die Einführung des Gratis-Transports das zweite große Ereignis im kommenden Jahr. Die ausbleibenden Einnahmen dadurch werden aber nicht direkt einen Verlust darstellen, da die Einnahmen aus den Ticketverkäufen sowieso an den Staat und die Stadt Luxemburg fließen. 

Es wird erwartet, dass dann noch mehr Leute den öffentlichen Nahverkehr benutzen. Dazu könne die Tram das Ihrige beitragen, da ihre Transportkapazitäten noch nicht ausgeschöpft seien. Momentan benutzen 30.000 Menschen die Tram täglich. „Wer weiß, wie viele es in einem Jahr sein werden, 50.000 oder 60.000 am Tag …“, fragt Von der Marck. Luxtram sieht u.a. vor, die Frequenz der Fahrten zu erhöhen. Heute fährt die Tram in einer Taktfrequenz von fünf Minuten – ab dem Moment, wenn die Straßenbahn den Hauptbahnhof anbindet, wird sie im Vier-Minuten-Takt fahren; Ziel ist, progressiv auf drei Minuten zu kommen.

Probleme der Geschäftswelt

Auf die Probleme der Geschäftswelt angesprochen, sagt Von der Marck, er sei sich der Probleme bewusst. „Eine Baustelle hat immer Auswirkungen im öffentlichen Raum.“ Aber Luxtram habe einiges getan, um zu helfen. 2015 sei ein Abkommen mit den Geschäftsverbänden CLC und UCL abgeschlossen worden, um diese bei Werbeaktionen zu unterstützen. Die Summe, die die Straßenbahngesellschaft hierfür zur Verfügung stelle, belaufe sich auf 128.000 Euro.  An einigen Tagen würden die Arbeiten sogar gestoppt – was auch Geld koste, gibt Von der Marck zu bedenken.

Besonders hebt er das „Comité d’indemnisation“ hervor, das erste seiner Art in Luxemburg. Normalerweise werde bei großen Projekten in Europa erst am Ende Bilanz gezogen, was auch hier der Fall sein werde. Doch es bestehe die Möglichkeit zu „Nothilfen“, sodass es nicht zu solchen Extremfällen wie Konkurs kommen werde. Bis dato seien neun Anträge auf Ausgleichszahlungen eingegangen. In vier Fällen werde nun in kurzer Zeit eine Entscheidung getroffen.

Historie 

Beginn der 1990 Jahre wurde die Idee einer Trambahn wieder aufgenommen, nachdem 1964 die letzte Linie außer Betrieb gestellt wurde. Am 7. März 1991 wurde eine „Tram Asbl.“ gegründet. Erwähnen sollte man auch das inzwischen fast vergessene Projekt BTB („Bus-Tram-Bunn“), das 1995 vorgestellt wurde. Die Idee konnte sich immerhin zehn Jahre halten, wurde aber 2005 aufgegeben.
2007 wurde die wirtschaftliche Interessengemeinschaft GIE LuxTram („Groupement d’intérêt economique“) gegründet. Die Finanzkrise machte dem Projekt aber vorerst einen Strich durch die Rechnung. Noch 2009, anlässlich einer Vorstellung der Trasse, gingen die Planer davon aus, dass die Arbeiten Anfang 2011 beginnen sollten und die Straßenbahn 2014 den Betrieb aufnimmt.
Der Widerstand war jedoch groß; vor allem die ADR machte vehement Kampagne gegen die Trambahn und forderte sogar ein Referendum. Sie setzte sich damals für die Variante des „City-Tunnels“ ein. 2014 ergab jedoch eine TNS-Ilres-Umfrage, dass 70 Prozent der Bewohner die Tram befürworteten. Am 4. Juni 2014 wurde das Tram-Gesetz angenommen: 56 Abgeordnete sprachen sich dafür aus.
Am 17. Oktober 2014 wurde der Name der Interessengemeinschaft von GIE LuxTram in GIE Tramway Luxemburg geändert; am 21. Oktober 2014  wurde LuxTram S.A. gegründet, die im Januar 2015 auch die Interessengemeinschaft (die vorher noch in GIE Tramway Luxembourg umgetauft worden war) übernahm.
Im September 2015 begannen die Arbeiten; die ersten Gleise wurden im Juli 2016 verlegt.
Am 10. Dezember 2017 um 13.00 Uhr fuhr nach 52 Jahren erstmals wieder eine Straßenbahn im regulären Betrieb durch Luxemburg. Am 27. Juli 2018 wurde das vorerst letzte Teilstück vom Glacis bis zur place de l’Etoile in Betrieb genommen. Am 19. Juli dieses Jahres kam es zum ersten größeren Unfall, als ein Tramwagen mit einem Bus zusammenstieß. Bei dem Unfall wurden fünf Personen verletzt.