Düdelinger Pflegestation für wilde Tiere sucht Helfer

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Mit dem Belgier Raf Stassen hat die Pflegestation für wilde Tiere in Düdelingen einen neuen Direktor, der sich viel vorgenommen hat.

Seit 1. Oktober ist er im Amt. Mit dem Belgier Raf Stassen (39) hat das „Centre de soins“ in Düdelingen einen neuen Direktor, der sich viel vorgenommen hat. Er hat das Amt übernommen von Marie Kayser, die sich beruflich und privat neu orientieren möchte. Zum Wohl der Tiere, die in Notsituationen in Düdelingen ankommen, aufgenommen und aufgepäppelt werden. Dafür werden in einem ersten Schritt Freiwillige gesucht.

Rund 80 Prozent der „Pflegefälle“, die in Düdelingen landen, sind Vögel. Der Rest sind verletzte oder zu schwache Wildtiere wie gerade jetzt, wenn die Winterzeit vermehrt Wildunfälle verursacht. „Auf den Straßen herrscht dann zu Uhrzeiten, wo die Wildtiere nach Nahrung suchen, viel Verkehr“, sagt Stassen. Unfälle mit Rehen oder Wildschweinen sind vorprogrammiert. 3.000 Pflegetiere sind der Jahresdurchschnitt, die meisten kommen zwischen April und September. Es ist die Hochsaison in der Pflegestation. Die meisten, die dann kommen, sind Jungtiere, die zu schwach sind, alleine zu überleben. Momentan kümmern sich sieben Festangestellte und rund 20 Freiwillige um die Patienten.

Die Station im Park Le’h in Düdelingen wurde im Jahr 2002 gebaut. Foto: Isabella Finzi

Mehr Freiwillige dringend gebraucht

„Zu wenig“, findet Direktor Stassen, der jetzt einen Aufruf zur ehrenamtlichen Mitarbeit in Düdelingen gestartet hat. Ein Beispiel: Ein aus welchem Grund auch immer in Düdelingen gestrandeter junger und zu schwacher Turmfalke muss mindestens zwei Monate per Handfütterung alle halbe Stunde aufgepäppelt werden, bis er kräftig genug ist, das Jagen zu erlernen.

Zur Person

Raf Stassen ist in Tongeren (B) geboren. Der ausgebildete Historiker hat sechs Jahre lang als Direktor den Naturpark „Zuid Hageland“ geleitet. Davor hat er im Auftrag der belgischen Non-Profit-Umweltorganisation „Broederlijk Delen“ zwölf Jahre lang Projekte in Südamerika geleitet. Seine Themen waren die Beobachtung und Dokumentation von Wildvölkern, die Entwicklung natürlicher Ressourcen, Landschaftsplanung und die Herausforderungen einer Umweltpolitik.

Ziel aller Arbeit in Düdelingen ist die Reintegration der Tiere in die Natur, wenn sie überleben können. „Um diesen Service an sieben Tagen die Woche und rund um die Uhr garantieren zu können“, sagt Stassen im Gespräch mit den Tageblatt, „suchen wir Freiwillige, die sich bei uns engagieren wollen.“ Auch macht der Transport verletzt aufgefundener oder zu schwacher Tiere Probleme. „Manche kommen aus verschiedenen Gründen einfach nicht bei uns an“, sagt Stassen, der an „Freiwilligen-Taxis“ denkt, um das zu verbessern. Das ist das eine.

Das andere ist die Idee, das Gelände des „Centre“ mittelfristig zu vergrößern. Träger „natur&ëmwelt“ prüft derzeit zusammen mit dem Ministerium die Möglichkeit, sagt Stassen. Zwischen 250.000 und 300.000 Euro beträgt das Budget der Auffangstation, davon sind rund 50.000 Euro Zuwendungen des Umweltministeriums, der Rest sind Spenden. Dass das nicht reicht, ist klar. Die Pflegestation arbeitet defizitär, allein die Nahrung für durchschnittlich 3.000 Tiere verschlingt einen Großteil. Stassen will auch das ändern und Konzepte zur finanziellen Verbesserung ausarbeiten. Ein weiteres großes Thema ist eine verbesserte Kommunikation und Verstärkung für die Techniker der Pflegestation.

Neue Freiwilligen bekommen einen „Erste-Hilfe-Kurs“ im Umgang mit den Tieren. Aufnahme, Pflege, Nahrung und Hygiene sind die Themen.