„Wir sind nicht homophob“

„Wir sind nicht homophob“
(Ifinzi)

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Wie kann man als Homosexueller die ADR unterstützen? Nach einer RTL-Doku über den Politiker Joe Thein sind die sozialen Medien in Aufruhr.

„Rout, Wäiss, Gro“, die Doku-Serie von RTL, ist eigentlich nicht besonders politisch. Am Sonntagabend wurde allerdings eine Folge ausgestrahlt, die viele Reaktionen in den sozialen Medien auslöste. Das 25-minütige Porträt handelte vom ADR-Politiker Joe Thein. Er gehört dem Gemeinderat in Petingen an und ist offen homosexuell.

In einer Szene sitzt er mit Fernand Kartheiser, Abgeordneter der gleichen Partei, in einem Restaurant. „Was unsere Partei ausmacht, ist, dass für uns das Interesse des Kindes und nicht das Interesse des Erwachsenen an erster Stelle steht“, erklärt Kartheiser. „Ich persönlich würde sehr gerne irgendwann ein Kind adoptieren“, antwortet Thein, „aber ich finde es richtig, dass die Partei die traditionelle Familie unterstützt.“

„Wir sind nicht homophob“

Die ADR will nicht, dass Homosexuelle heiraten. Die Partei will auch nicht, dass sie Kinder adoptieren. Dass Joe Thein eine Partei unterstützt, die ihm den Kinderwunsch als Homosexueller verwehrt, können viele nicht verstehen. Einige haben eine ganz klare Bezeichnung für die politischen Ansichten der ADR: Homophobie.

„Das ist falsch“, sagt Kartheiser dem Tageblatt gegenüber. Es gebe mehrere Homosexuelle in der ADR. „Das geht uns nichts an, wenn jemand homosexuell ist. Uns geht es um die Kinder.“ Die Partei sei der Überzeugung, dass Kinder bei einem Vater und einer Mutter aufwachsen sollten. Deshalb sei die ADR gegen die homosexuelle Heirat und folglich auch dagegen, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptierten.

Dass die Meinung der ADR zwischen den Zeilen eigentlich bedeutet, Homosexuelle seien schlechtere Eltern als Heterosexuelle, sagt er nicht.

„Wir machen Politik für die Mehrheit“

Für Joe Thein ist der Standpunkt der Partei, laut eigenen Aussagen, nicht problematisch. „Ich sehe keinen Widerspruch in meiner Mitgliedschaft in der Partei“, meint er dem Tageblatt gegenüber. Er wiederholt, was Kartheiser bereits sagte: „Die ADR ist nicht gegen die Liebe von zwei Menschen“, so Thein, deswegen sei sie auch nicht homophob.

Dass sie sich gegen die Heirat und die Adoption von Kindern bei homosexuellen Paaren stellt, akzeptiert er. Wir haken nach, ob seiner Meinung nach ein homosexuelles Paar mit einem Kind keine Familie sei. „Das ist eine avantgardistische Form der Familie.“ Die Partei mache allerdings Politik für die Mehrheit, und die sei eben heterosexuell.

Ob er denn für eine Abschaffung der homosexuellen Heirat stimmen würde. Er überlegt kurz. „Ich würde mir den Gesetzestext in aller Ruhe ansehen und dann nachdenken, wie ich abstimme.“ Er weicht aus. Die Partei lasse ihre Mitglieder aber frei nach ihrem Gewissen abstimmen, erklärt er.

„Wir kommentieren nicht“

Wir haben daraufhin „Rosa Lëtzebuerg“ kontaktiert. Die Organisation setzt sich für die Rechte von Homosexuellen und Transsexuellen ein. Hier wurde uns mitgeteilt, dass solche Aussagen nicht weiter kommentiert würden. Auch die Frage, ob die ADR nun homophob sei oder nicht, wollte man uns nicht beantworten.