Keine Zukunft für das Schuman-Gebäude

Keine Zukunft für das Schuman-Gebäude
(François Aussems)

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Das Schuman-Gebäude auf der Place de l'Europe beherbergt den ersten eigenen Plenarsaal des Europäischen Parlaments. Dennoch sind die Tage des Gebäudes allmählich gezählt.

Europapolitisch wurde auf Kirchberg so manche Geschichtsseite geschrieben. Dazu zählt auch, dass das Europäische Parlament im 1973 fertiggestellten Schuman-Gebäude seinen ersten eigenen Sitzungssaal erhielt. Daran wurde am Mittwoch während einer Konferenz in eben diesem Saal erinnert.

Die Europaparlamentarier tagten nicht lange in ihrem Plenarsaal, da sich mit der ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments die Zahl der Parlamentarier schlagartig von 208 auf 410 Abgeordnete erhöhte. Wohl wurden wegen der Erweiterung um Großbritannien, Irland und Dänemark im Jahr 1973 die Pläne noch einmal nachgebessert. Doch konnten die Räumlichkeiten der beschlossenen Ausweitung der Zahl der EP-Abgeordneten nicht mehr angepasst werden.

Dem Ort wird dennoch eine historische Bedeutung zugeschrieben, und eine künstlerische dazu. Denn die Kopfwand des Sitzungssaales schmückt ein Basrelief aus Zink, das von dem Turiner Künstlerkollektiv Gruppo NP2 angefertigt wurde, dem die beiden Gründer und international tätigen Künstler Giovanni „Nerone“ Ceccarelli und Gianni Patuzzi angehörten.

Place de l’Europe mit Leben erfüllen

Während manche Konferenz-Redner an die ersten Jahre im Schuman-Gebäude erinnerte, kam der ebenfalls anwesende luxemburgische Bautenminister François Bausch nicht umhin deutlich zu machen, dass dem Gebäude keine allzugroße Zukunft mehr bevorstehe. Und dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen urbanistische.

So sei sein Ministerium seit einiger Zeit dabei mit dem international anerkannten dänischen Urbanisten Jan Gehl nach Möglichkeiten zu suchen, wie der Place de l’Europe zwischen Schuman-Gebäude, Philharmonie und Tour de l’Europe (Héichhaus) mit Leben erfüllt werden kann. Was unweigerlich die Frage aufwirft, wie das alte Parlamentsgebäude genutzt werden soll, wenn die derzeitigen Bewohner einmal ausgezogen sind. Denn in drei, vier Jahren dürfte der Neubau für das Europäische Parlament einige hundert Meter weiter auf der Avenue John F. Kennedy fertig gestellt sein.

Eine Renovierung des Gebäudes erachtet François Bausch als nicht sehr sinnvoll. Aus energetischer Sicht müsste es von Grund auf erneuert werden. Zudem sei der in den 1960er Jahren geplanter Bau als reines Verwaltungsgebäude konzipiert worden, mit nach damaligen Standards kleinen Büroräumen. Schließlich, so François Bausch weiter, passe auch aus ästethischen Gründen das Schuman-Gebäude nicht mehr an diesen Ort. Weshalb er keine andere Lösung als den kompletten Abriss der Immobilie sieht.

Ort der Erinnerung einrichten

Allerdings ist sich der Grünen-Politiker sehr wohl der historischen Bedeutung des Baus bewußt. Daher werde bei der Planung eines neuen Gebäudes an dieser Stelle, das eine gemischte Struktur bestehend aus Wohn-, Geschäfts- und Büroräumen sein soll, auch an einen Ort der Erinnerung gedacht. Denn diese müsse respektiert werden, so der luxemburgische Minister. Er könne sich etwa Vorstellen, dass hier ein Europa-Zentrum entstehen könnte, das unter anderem auf die Geschichte der Europäischen Union eingeht, so François Bausch.

Konkrete Pläne gibt es demnach noch keine. Und auch zeitlich ist alles davon abhängig, wie schnell das sich im Bau befindliche KAD2 (zweites Gebäude Konrad Adenauer) fertiggestellt und das Schuman-Gebäude geräumt ist.