Zoff auf dem Piratenschiff

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Es hat lange rumort bei den Luxemburger Piraten. Nun hat Claude Feltgen, ehemaliges Präsidiumsmitglied und zeitweise Kassenwart der Partei, seinen Rücktritt öffentlich gemacht. Eigentlich war er schon im August ausgetreten. Wegen der Gemeindewahlen verzichtete er allerdings bis jetzt auf eine Veröffentlichung seines begleitenden Briefes, um „den Menschen, die sich den Arsch aufgerissen haben, den Wahlkampf nicht kaputt zu machen“, wie Feltgen schreibt.

In seinem Brief erhebt er schwere Vorwürfe gegen seine ehemalige Partei und vor allem gegen die Parteileitung. „Respektlosigkeit und Mobbing werden nicht nur toleriert, sondern offen ausgelebt und von Teilen der Basis sowie der Parteispitze mitgetragen und unterstützt“, beschwert sich Feltgen, der mittlerweile Ex-Pirat ist.

Der Zoff soll auf dem Kongress im Oktober 2015 angefangen haben. Damals war Marc Goergen Vizepräsident der Partei. Weil ein Teil der Mitglieder nicht mit ihm klarkam, haben sie Sven Wohl als neuen Vize vorgeschlagen. „Es handelte sich dabei vor allem um Mitglieder aus dem Norden“, so Sven Clement, Präsident der Partei, auf Nachfrage des Tageblatt. Sven Wohl wurde Vizepräsident, Marc Goergen wurde abgewählt. Der Streit eskalierte, weil die „Sven Wohl“-Fraktion den Vizepräsidenten mit Vollmachten von nicht anwesenden Mitgliedern ins Amt hob. Die Südpiraten um Marc Goergen hatten keine Vollmachten mitgebracht und konnten den Stimmen des Nordens nichts entgegensetzen.

„Verschiedene Auffassungen, was Mobbing ist“

Damit waren die Gräben ausgehoben und der eigentliche Streit begann. Marc Goergen nahm es der Nordfraktion übel, dass sie ihn mit Vollmachten aus dem Amt gehoben hatte, und machte aus seinen Vorwürfen keinen Hehl. Die Nordfraktion um Sven Wohl und Claude Feltgen nahm diese Angriffe aber persönlich. Daher der Mobbing-Vorwurf. „Ich verstehe, dass einige Leute sich von der Kandidatur von Sven Wohl überrumpelt fühlten“, schreibt Claude Feltgen. Das würde aber auf keinen Fall die persönlichen Angriffe gegen Wohl und andere, teilweise unbeteiligte Piraten entschuldigen.

Sven Clement will den Vorwurf des Mobbings nicht gelten lassen: „Ich glaube, dass es verschiedene Auffassungen gibt, was Mobbing ist“, so der Parteipräsident. Es habe ab und zu einen härteren Ton gegeben, das sei aber in jeder Partei, vor allem in Zeiten des Wahlkampfs, normal. „Hier sind Charaktere aneinandergeraten, die im privaten Leben wohl ihrer Wege gegangen wären, die dies wegen ihrer Arbeit bei der Partei aber nicht konnten.“ Clement wirft Feltgen vor, mit dem Brief offene Rechnungen zu begleichen: „Ich sehe das als einen Versuch, seine Wahrheit als absolute Wahrheit zu definieren.“

„Finanzielle Extrawürste“ 

Die Fraktion aus dem Süden um Marc Goergen forderte laut Clement „strukturelle Veränderungen“. Sie fühlte sich vernachlässigt, auch weil kein einziger Pirat aus dem Süden in das Präsidium gewählt wurde. Also wurde ein Treffen zwischen den Mitgliedern und der Parteileitung auf die Beine gestellt, um die Gemüter zu beruhigen. Es wurden Posten im Präsidium für den Süden reserviert, darunter der Posten des Vizepräsidenten, und dem Süden wurde mehr Geld versprochen. Claude Feltgen spricht in seinem Brief von „finanziellen Extrawürsten“ und nennt den Deal einen „wackeligen Kompromiss“. Also wurde zwei Jahre lang weiter gestritten, bevor Feltgen im August dieses Jahres seinen Rücktritt einreichte.

„Es handelte sich hier um einen Konflikt, der nicht lösbar gewesen wäre“, meint Clement. Es habe mit dem Austritt einer der beiden Politiker enden müssen. „Auf keiner der beiden Seiten gab es den Willen, die jeweils andere zu verstehen“, bedauert er. Den öffentlichen Brief von Claude Feltgen könne er aber nicht nachvollziehen. „Wenn dieser Brief Claude Ruhe bringt, dann gönne ich ihm das“, meint der Parteipräsident. „Für mich fühlt sich das aber nach einem Nachtreten an, um die Wahl beim nächsten Kongress zu beeinflussen.“

„Der Erfolg gibt ihm recht“

Laut Clement soll demnächst ein Kongress stattfinden, um die luxemburgische Piratenpartei auf die Parlamentswahlen vom nächsten Jahr vorzubereiten. Mit seinem Resultat in Petingen habe Marc Goergen gute Chancen für eine Rolle auf nationaler Ebene. Goergen konnte in der Südgemeinde bei den Gemeindewahlen zusammen mit Starsky Flor zwei von den drei Sitzen für die Piraten in Luxemburg holen. „Der Erfolg gibt ihm recht“, so Clement. Er habe sich nicht mit internen Querelen beschäftigt und sich stattdessen auf den Wahlkampf konzentriert.

Der dritte Sitz ging an den umstrittenen Kandidaten Daniel Frères in Remich, der vor allem durch seine Tierschutzorganisation „Give Us A Voice Lëtzebuerg“ bekannt wurde. Bei den vergangenen Parlamentswahlen war Frères Kandidat auf der Liste der Partei PID („Partei fir integral Demokratie“) von Jean Colombera, einem Abtrünnigen der rechtskonservativen Partei ADR. Frères fiel in seiner Gemeinde während des Wahlkampfs mehrmals durch kleine Skandale auf. So war beispielsweise eine Spezialausgabe der luxemburgischen Zeitung Lëtzebuerg Privat geplant, auf dessen Cover Frères mit dem Zitat prangte: „Kox muss weg“. Schlussendlich wurde nur ein Teil der Ausgabe verteilt.

Piratin
17. Oktober 2017 - 10.30

Wenn eine kleine Partei sich so um's Geld streitet, ist es nicht weit her mit der Gesinnung. Dieses Geld haben sie seid den letzten Europawahlen und eigentlich geht es Sven Clement nur um sich selber. Ganz schön bitter, dass er nicht gewählt wurde und andere drei es geschafft haben. Die Methoden von Frères sind unakzeptabel und eigentlich geht es ihm nur um Aufmerksamkeit. Scheint ein Virus in dieser Partei zu sein. Ich wundere mich nur weshalb so oft Sven Clement bei RTL befragt wird, da diese Partei nicht in der "Chambre des députés" ist , nicht im Gemeinderat der Stadt Luxemburg und eigentlich eher das Niveau einer Bürgerinitiative hat in zwei Gemeinden und die werden auch nicht ständig befragt! In Deutschland redet schon niemand mehr von den Piraten!

J.C. KEMP
16. Oktober 2017 - 16.14

Ass natierlech ironesch, dat Piraten séch versenken! Iergendwéih wie d'Pirate beim Astérix.

Guy L.
16. Oktober 2017 - 16.03

Mal nicht der Rede wert darüber einen Artikel zu schreiben! Platzverschwendung im Internet!

Romain K
16. Oktober 2017 - 15.41

Sou mecht een och vun sech schwetzen an opmierksam ier een als Partei an der Versenkung verschwend. Daat seet jo och genug: PID, ADR....alles ass wellkomm fier puer Stemmen ze kreien.....

Michel Konrad
16. Oktober 2017 - 14.35

Ablenkung von Wichtigeres: seit den Anschlägen in Europa habe ich keine klare Position oder Meinungsäuserung mehr von den Piraten vernommen.