„Suneo Park“: Voll in der Debatte

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Es war die Nachricht zu Beginn des Sommers: 50 Millionen Euro Investitionen für den Norden, um den Tourismus zu fördern. Das Geld fließt ins, aus Sicht des Südens, weit abgelegene Weiswampach. Ein Hotelkomplex plus rund 100 Ferienchalets sollen genügend Übernachtungsmöglichkeiten bieten. „Fun“-, „Cable“- und Kletterpark sorgen für Abwechslung. Das Projekt hat nicht nur Befürworter.

Die Spuren des wegen der Blaualgenplage vom Triathlon zum Duathlon geschrumpften Sportspektakels am letzten Wochenende sind noch sichtbar. Die Zelte auf der großen Wiese neben dem See sind zwar leergeräumt, aber sie stehen noch. Gemütlich sitzen Gemeindearbeiter und Mitarbeiter eines gastronomischen Anbieters auf einer Bierbank bei Gegrilltem zusammen. Auf dem Kleinlaster nebenan liegen schon Stangen und andere abgebaute Materialien. Das Fest ist vorbei, Zeit für die Bilanz. Weniger Zuschauer seien gekommen, will eine Frau in der Runde wissen. Dementsprechend seien auch weniger Euro in der Kasse. Sagt sie, beißt ins „Bréitchen“ und lässt es sich schmecken.

Das neue Feriendorf? „Kommt dahinten hin“, sagt ein anderer Pausengenießer und zeigt über den See. Über den ersten See. Dahinter schließt sich ohne eine Verbindung zum ersten nach einer grünen Wiese ein zweiter See an. Genau dazwischen ist der Vier-Sterne-Hotelkomplex geplant. 70 Zimmer, 16 Studios und fünf Suiten, Tagungsräume, Wellnessbereich und Restaurant soll er bieten. Ein wenig weiter taucht die „Buvette du Lac“ auf. Sie ist geschlossen. „Früher war hier jeden Tag alles voll besetzt“, sagt eine Reinigungskraft, „die Blaualgen haben dem Geschäft den Rest gegeben.“ Das „früher“ ist wohl schon länger her, denn die Gastronomie hat nicht erst seit diesem Jahr nur an bestimmten Tagen geöffnet. Der gemeindeeigene Campingplatz noch ein Stückchen nebenan ist ebenfalls geschlossen. Leere Ödnis. Dort sollen im Rahmen des Projektes zukünftig rund 100 Ferienchalets stehen. Plaketten des ADAC aus 2017 weisen den Campingplatz als „empfehlenswert“ aus. Gleiches befindet auch das holländische Pendant, der „Campingwijzer“.

Ansprüche haben sich geändert

Bürgermeister Henri Rinnen (DP) hat eine andere Sicht auf die Dinge. Der Chef der Gemeinde hat neben seiner Spedition in den Jahren 1985-1993 mit Ehefrau, Schwester und Schwager den Campingplatz nebenbei betrieben. „Die Übernachtungszahlen sind in den letzten zehn Jahren stetig nach unten gegangen“, sagt er, „das Reiseverhalten hat sich grundlegend geändert.“ Nur eine grüne Wiese und einen See anzubieten, sei zu wenig. Heute wollten die Besucher mehr, so seine Überzeugung. Als Chef der 1.900-Einwohner-Gemeinde Weiswampach sucht man dann nach Lösungen, die 1973 angelegten beiden Seen zu beleben.

Die hatte die belgische „Groupe Lamy“ anzubieten. Per Gemeinderatsbeschluss vom 28.11.2017 gingen die Pläne mehrheitlich durch. Die am selben Tag unterschriebene Konvention zwischen Gemeinde und der eigens zur Vermarktung gegründeten Firma „Prolaweis“ regelt die Nutzung von nach Angaben des Bürgermeisters 15 der insgesamt 60 Hektar umfassenden Fläche rund um den See. Die 15 Hektar werden in „Bail emphytéotique“ und „Droits de superficie“ an Prolaweis abgetreten. Dafür fließen 25.000 Euro jährlich in die Gemeindekasse. Die Summe ist an den Bautenindex gekoppelt. Innenminister Dan Kersch (LSAP) gab am 14. Dezember 2017 das O.k. zu allem.

Hinter der nachträglich am 19. Dezember 2017 offiziell gegründeten Prolaweis stehen Jordane und Joan Lamy, die als „Gérants“ unterschreiben. In der mit allen Annexen 28-seitigen Konvention, die der Redaktion vorliegt, ist ein ehrgeiziger Zeitplan vorgegeben. Im Juli 2017 hatte die Gemeinde bereits beim „Ministère du Développement durable et des Infrastructures“ (MDDI) angeklopft und sich erkundigt, was alles vonnöten ist und welches Genehmigungsverfahren Anwendung findet. Die Antwortmail liegt der Redaktion ebenfalls vor und besagt, dass der Hotelkomplex als „Villages de vacances et complexes hôteliers“ unter Klasse 1 der Kommodo-Verfahren falle und demnach keine „évaluation des incidences environnementales“ (EIE) nötig sei. Lediglich die strategische Umweltprüfung (SUP) falle im Rahmen des PAG an. Diese offizielle Antwort setzt Bürgermeister Rinnen den Argumenten der Kritiker des Projektes entgegen, die starke Negativeinflüsse auf die Natur befürchten und eine Umweltstudie fordern, wenn das Projekt realisiert wird.

Alles noch in der Plan-Phase

Es ist aber nicht nur das, was die Gegner stört. Immer wieder kursiert das Gerücht, der See könne wegen des in der Konvention eingeräumten Rechtes zur Umzäunung nicht mehr für die Allgemeinheit zugänglich sein. Private Gegner wie auch der grüne Abgeordnete aus dem Norden Gérard Anzia hatten dies immer wieder geltend gemacht. Anzia formulierte diese Bedenken erst kürzlich in einer parlamentarischen Anfrage. Rinnens Antwort darauf ist klar. „Es wird nur die Fläche um den ‚Fun-Park‘ eingezäunt“, sagt er. Der Plan, den er dazu vorlegt, weist ein Gelände neben der „Buvette“ dafür aus, das nicht ans Wasser grenzt. „Alles andere bleibt zugänglich“, so Rinnen. Hinzu kommt, dass es in der Konvention heißt: „pourra clôturer“. Das ist eine „Kann“-Regelung, bei der sich im selben Dokument die Gemeinde das Recht zur Zustimmung vorbehält.

Insgesamt gesehen steckt das Projekt noch sehr in den Anfängen. Ein Kommodo-Inkommodo-Verfahren gibt es bis jetzt nicht, weil das entsprechende Dossier laut dem Weiswampacher Rathauschef noch beim mit der Ausarbeitung beauftragten Ingenieurbüro liegt. Auch ist die Ausweisung und Eintragung der entsprechenden Parzellen, um die es geht, noch nicht abgeschlossen und notariell beglaubigt.

Da in der Konvention der 30. Juni als Frist für die Vorlage der Genehmigung genannt wird, feierten Kritiker des Projektes erst kürzlich via Facebook das vorläufige Ende des Vorhabens. Bürgermeister Rinnen liest die Konvention anders. Es gelte vielmehr der 30. September dieses Jahres und es handele sich um eine „Kann“-Regelung. „Tant le propriétaire (commune) que le preneur (Prolaweis) pourront résilier la présente convention“ steht in dem Dokument. „Wir müssen ja nicht kündigen“, sagt er, „sowieso rollt hier kein Bagger vor nächstem Jahr.“

Vorwurf: Verkapptes Immobilienprojekt

Und trotzdem bleiben „Geschmäckle“ zurück, die nicht nur die Kritiker, die sich gerade in einer Bürgeriniative zusammenschließen, beschäftigen. Pol Holweck, „Membre-fondateur“, bestätigt auf Anfrage die Gründung und liest aus der Konvention ebenfalls heraus, dass sie nun hinfällig ist. Zudem weist er vor dem Hintergrund des derzeitigen Badeverbotes darauf hin, dass sich die Gemeinde in der Konvention für die „qualité de l’eau“ zuständig erklärt. Rinnen bestreitet das nicht. Er kontert aber damit, dass es einen Zusatz zur notariellen Eintragung geben wird, in der Prolaweis auf Schadenersatzansprüche im Falle von Naturereignissen gegenüber der Gemeinde verzichtet. Blaualgen gehören zu Naturereignissen.

Noch ganz andere Bedenken bringt der Grünen-Abgeordnete Anzia ins Spiel. In seiner Anfrage vom 8. August an das Innenministerium fragt er danach, ob das Projekt auch wirklich ein touristisches Vorhaben bleibt angesichts der Tatsache, dass dort Zimmer, Studios und Suiten zum Verkauf stehen werden. Fakt ist, auf der Seite www.logic-immo.be wirbt Jordane Lamy, Mitgesellschafterin von Prolaweis, in einem Interview offen mit den steuerlichen Vorteilen eines Zweitwohnsitzes im Ausland.

Das bekommen nach Tageblatt-Informationen auch als investitionsfreudige Touristen getarnte Projektkritiker bei einem Termin mit Prolaweis zu hören. Fakt ist auch, dass die „Groupe Lamy Construction“ zwar in Belgien und Südfrankreich touristische Projekte initiiert und betreibt, sich aber in erster Linie als „Promoteur immobilier“ versteht.
Dass die Gruppe einen Sitz in Huldingen, nur wenige Kilometer weiter direkt an der belgischen Grenze, hat, der gleichzeitig Wohn- und Firmensitz der Prolaweis-Gründer ist, macht die Sache nicht besser. Mit „Rien que du bonheur“ wirbt das Lamy-Projekt an den „Lacs de l’Eau d’Heure“ in Belgien um Touristen. Das steht für Weiswampach noch aus …

DINGO
22. August 2018 - 15.41

An wéi sot méng Groussmamm schon emmer: Se wollten matt den décken Honn pissen goen, mais kruuten d'Been net an d'Luut. Fir d'éischt Wantersportstatioun, Pistenbulli an Schneikanounen ugeschaaft fir d'Kaaz, an elo wuel Station balnéaire.

Jak
22. August 2018 - 15.18

Genau. Die Visionen der Kurzsichtigen.

Stiwi
22. August 2018 - 14.39

Dass wird ein Wecker Syrdallcite 2.0...