Luxemburger Zukunftsfonds: Formal nichts falsch gemacht

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Viele Jahre wurde in Luxemburg über einen Staatsfonds diskutiert. Ein solcher Fonds sammelt den Reichtum eines Landes und verwaltet das Geld für schlechtere Zeiten und zukünftige Generationen. Den größten Fonds dieser Art hat Norwegen. In diesem Topf spart das Land die Gewinne aus seinen Erdölexporten. Viele andere erdölexportierende Länder tun es ihm gleich.

2014 hat Luxemburg, nachdem jahrelang über die Idee gesprochen wurde, seinen eigenen Staatsfonds eingerichtet. Er trägt den Namen „Fonds souverain intergénérationnel du Luxembourg“ (FSIL). Gerne wird der Fonds auch „Zukunftsfonds“ genannt. Sein Vermögen investiert der Fonds in Wertpapiere.

Nicht direkt in Unternehmen investiert

Bereits in der Vergangenheit hatte die Linke in Luxemburg die Anlagepolitik des Fonds kritisiert. Dieser investiere in Unternehmen, die in vielen Fällen sogar auf der schwarzen Liste des „Fonds de compensation“ stünden. Bei diesem handelt es sich um jenen Fonds, in dem Gelder der Rentenkasse verwaltet werden. In einer parlamentarischen Anfrage wollte „déi Lénk“ nun nähere Details zur Anlagepolitik des Fonds in Erfahrung bringen.

Grob lassen sich die meisten Wertpapiere in Aktien und Obligationen aufgliedern. Sie unterscheiden sich wie folgt: Ein Aktionär besitzt tatsächlich einen Teil des Unternehmens. Der Halter einer Obligation leiht dem Unternehmen zu bestimmten Bedingungen Geld.

Zukunftsfonds geht auf Nummer sicher

Da es allerdings kompliziert und zeitaufwendig ist, eine Auswahl von Wertpapieren „aktiv“ zu treffen, setzt der Zukunftsfonds in der frühen Phase seiner Existenz auf sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds). Sie werden auch als „passiv“ bezeichnet, weil hier keine Auswahl stattfindet, sondern einem Wertpapierindex so gut es geht „gefolgt“ wird – weshalb sie manchmal auch als „Tracker“ bezeichnet werden.

„Unter den ausgewählten Instrumenten befindet sich nur ein einziger Investmentfonds, der kein ETF ist, mit einem Gewicht von neun Prozent“, schreibt Finanzminister Pierre Gramegna in seiner Antwort an den Linken-Abgeordneten David Wagner.

183 Millionen Euro Kapital

Der Vergleich des Zukunftsfonds mit dem „Fonds de compensation“ (FDC), den der Abgeordnete anstelle, hinke, meint Gramegna. Der Zukunftsfonds verwalte gerade einmal 183 Millionen Euro, der FDC allerdings 16 Milliarden Euro.

Der Zukunftsfonds sei in dem Sinne transparent, als dass er durch seine Politik, in ETFs zu investieren, mehrere Märkte mit nur elf Instrumenten abdecke, schreibt Gramegna. Im Klartext: Der Zukunftsfonds kann breitgefächert investieren, indem er in die überschaubare Anzahl von elf Finanzinstrumenten investiert.

Investitionen in Aktien-ETF

Weiter schreibt der Minister: „Da die ETFs Instrumente sind, die sich von den Wertpapieren, die sich von dem Index, dem sie folgen, unterscheiden, kann bestätigt werden, dass der FSIL formal nicht in die Unternehmen investiert, die im ETF enthalten sind.“ Wichtig ist das Wort „formal“.

In der Tat replizieren sehr viele ETFs den Verlauf des Index, dem sie folgen, indirekt mittels Derivaten und nicht, indem sie den darin enthaltenen Unternehmen tatsächlich Geld geben. Laut dem Finanzbericht 2016 investiert der Zukunftsfonds allerdings auch in einen Aktien-ETF, der auf die „direkte Replikation“ setzt.

Investitionen in Sanofi und Volkswagen?

Das bedeutet, dass das Geld, das der Zukunftsfonds in diesen ETF (mit der Nummer LU0274209237) steckt, tatsächlich in die Unternehmen aus dem Index fließt. Dieser ETF folgt dem MSCI Europe Index. Die zehn größten Positionen dieses Index sind Nestlé, HSBC, Novartis, Roche, British American Tobacco, Royal Dutch Shell, Total, Sanofi-Aventis, BP und Bayer – Unternehmen, die nicht auf der schwarzen Liste des FDC stehen. Darin enthalten aber auch u.a. Sanofi und Volkswagen, in die der FDC nicht investieren darf.

ETF-Anbieter betrachten die direkte Methode heute mehr und mehr als ein Gütekriterium für ihre Fonds.

Erst nach fünf Jahren, also 2019, werde der Zukunftsfonds seine Politik neu überdenken und wenn nötig anpassen, schreibt Gramegna.

germain medlar
12. September 2017 - 16.15

Coca-Cola und McDonalds sind genau so bedenklich

kleines Würstchen
12. September 2017 - 15.13

@Devresse Stundenlohn (Honorar) von meinem Anwalt, auch peanuts, ....??

Devresse
12. September 2017 - 11.55

Macht also 380 euros pro Person ... 2,5 Tage im Altersheim, peanuts.

Serenissima
12. September 2017 - 7.34

Der Fonds kann auch seine Anlagepolitik mal ändern wenn Herr Gramegna nicht mehr an der Macht ist, das könnte ja dann ende 2018 sein....also weniger Selbstherrlichkeit wäre schon geboten.