Attraktive Armee?Führung verstärkt Anstrengungen

Attraktive Armee? / Führung verstärkt Anstrengungen
Am Freitag wurden 28 neue Soldaten feierlich im Dienst vereidigt. Sie sind Teil der 78 Rekruten, die letztes Jahr die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Die Rekrutierung ist und bleibt ein Sorgenkind des Luxemburger Militärs. Wie andere Dienste der öffentlichen Macht leidet auch die Armee in modernen Zeiten unter einem Personalmangel. Der Wandel der Zeit biete aber neue Perspektiven, glaubt der zuständige Minister François Bausch.

120 Soldaten wurden zwischen 2015 und 2018 im Schnitt vereidigt. Zahlen, die Armeeminister François Bausch angesichts der künftigen Ausrichtung der Armee durchaus optimistisch stimmen dürften. Sowohl Politik als auch Militärführung haben in den letzten Jahren mehrmals ihre Absicht geäußert, die Armee wieder etwas attraktiver für Rekruten gestalten zu wollen. Sei es mit einer Aufwertung der Karrieren und Zukunftsperspektiven, einem neuen militärischen Selbstverständnis oder einer Neuausrichtung der Missionen.

Sorgen bereiten dem Ministerium für Innere Sicherheit allerdings die Zahlen des letzten Jahres: So konnten 2019 nur 78 Rekruten ihre Grundausbildung erfolgreich abschließen – ein deutliches Minus gegenüber den Zahlen der Vorjahre. Gründe waren allerdings rasch zur Hand: So hätten 2019 eine ganze Reihe Verwaltungen massiv Kandidaten eingestellt, die vom Profil her auch für das Luxemburger Militär infrage kommen könnten. „Ein weiterer Grund ist das Ende der Luxemburger Beteiligung an den Friedensmissionen der KFOR, die eine gewisse Anziehungskraft auf junge Rekruten ausübten“, schlussfolgert der grüne Minister François Bausch in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage des Piratenpartei-Abgeordneten Marc Goergen. Dem wolle man nun mit der Beteiligung an neuen Friedensmissionen entgegentreten.

Hohe Umschulungsquote

In diesem Zusammenhang dürfte allerdings auch der Umstand eine Rolle spielen, dass der Freiwilligendienst nicht mehr automatisch zu einer Anstellung beim Staat führt. Dieser „droit de priorité exclusif“ wurde 1999 abgeschwächt, sodass der Militärdienst keine Voraussetzung mehr für verschiedene Berufe ist. Dennoch suche der Umschulungsdienst ständig nach neuen Perspektiven für die Freiwilligen, und das in sämtlichen Berufssparten.

Laut Minister Bausch überwiegen die Angebote auf dem Arbeitsmarkt. Entsprechend hoch sei die Umschulungsquote der letzten Jahre. So konnten 2015 zum Beispiel 90 von 105 austretenden Freiwilligen vermittelt werden. 2018 waren es 68 von 84 Freiwilligen und letztes Jahr konnten sogar 71 der 75 austretenden Soldaten erfolgreich an Arbeitgeber vermittelt werden. „Die Armee gibt ihr Bestes, sämtlichen Soldaten eine möglichst komplette Ausbildung zu bieten, sodass sie am Ende ihrer Freiwilligenkarriere bei der Jobsuche alle Fähigkeiten unter Beweis stellen können“, betont Bausch.

Akuter Personalmangel

Dennoch bleibt das Thema Attraktivität der Luxemburger Armee ein Dauerbrenner. Wie alle anderen Dienste der öffentlichen Macht leidet auch das Militär an akutem Personalmangel. Die Bevölkerung wächst, doch verliert der Dienst an der Waffe in modernen Zeiten immer mehr an Attraktivität. Das weiß auch François Bausch: „In einer Welt, die sich fortwährend ändert, stellt das eine Herausforderung dar.“ Der Wandel erfordere eine ständige Anpassung in kurzen Abständen von der Armee. „In diesem Zusammenhang ist es wichtig, auch Profile zu rekrutieren, die vor wenigen Jahren noch nicht existierten.“

Allerdings ist sich der Minister bewusst, dass das Herabsetzen der Rekrutierungsanforderungen keine Lösung sei. Um neue Profile anzulocken, bedürfe es neuer Herangehensweisen. „Und das sind wahrscheinlich nicht die gleichen, die bei den existierenden Profilen angewandt wurden“, so Bausch.

Was aber nichts daran ändert, dass am 1. Januar 2020 die schriftlichen Aufnahmeprüfungen ganz abgeschafft wurden. Dazu der Minister: „Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die theoretischen Teste nicht aussagekräftig genug waren im Hinblick auf einen erfolgreichen Abschluss der Grundausbildung.“ Ersetzt werden die Prüfungen in den drei Landessprachen und im Rechnen durch psycho-technische Tests. Außerdem können die Kandidaten den „test militaire d’aptitude physique“ im neuen System nach einem Misserfolg wiederholen.

Mehr Frauen auf dem Herrenberg

Das Anpassen der Aufnahmekriterien für den Freiwilligendienst sei nicht als Herabsetzen der Mindestanforderungen zu verstehen, betont der Minister. Vielmehr gebe sich das Militär damit mehr Flexibilität bei der Rekrutierung. „Damit beschränken wir uns nicht auf die Bewertung bereits bestehender Kompetenzen, sondern öffnen uns Kandidaten, die das Potenzial haben, neue Kompetenzen zu entwickeln“, fährt Bausch fort.

Im gleichen Zusammenhang verstärkt die Armeeführung ihre Anstrengungen, das Militär attraktiver für ziviles Personal sowie weibliche Rekruten und Offiziere zu gestalten. So waren Frauen im Dezember 2019 mit elf Prozent noch absolut in der Minderheit auf dem Herrenberg. „Jedoch ist es unsere Absicht, die Informationskampagnen der Armee neu auszurichten, um diesem Umstand Rechnung zu tragen“, verspricht François Bausch. Auch engagiere sich die Armee im Prozess des sogenannten „Gender-Mainstreaming“. In anderen Worten: Die Armee sei ein attraktiver Arbeitgeber für jedes Mitglied der Gesellschaft, unabhängiger jeglicher Gender-Identität, so Bausch. „Das Luxemburger Militär appliziert eine Null-Toleranz-Politik gegenüber jeglicher Form von Diskriminierung, Belästigung oder Mobbing.“

spëtzbouf
13. Januar 2020 - 23.19

Klar, die müssen ja auch nur pechen!

Laird Glenmore
13. Januar 2020 - 17.38

mussen d’Pecherten och duerch d’Arméi nein die bekommen ihren Job durch Ausschreibung von den Gemeinden oder durch Relationen.

Leila
13. Januar 2020 - 16.08

So ganz aus der Luft gegriffen ist Kaspers Aussage nicht! Ich kenne mehrere lernfaule Jugendliche, die allen Ernstes davon überzeugt sind, in der Armee Karriere zu machen! Ob dem dann auch so ist, steht auf einem anderen Blatt.

spëtzbouf
13. Januar 2020 - 13.03

Eng Fro: mussen d'Pecherten och duerch d'Arméi ? :)

de Schmatt
13. Januar 2020 - 12.54

" Schulabbrecher, die nirgendwo sonst einen Job bekommen " ist eine dämliche Verallgemeinerung. Das " mit sich selbst in die Luft sprengen " ist nicht nur ein Fauxpas, es ist eine Unverschämtheit und Frechheit. Wer so etwas schreibt, diskrediert sich selber.

Laird Glenmore
13. Januar 2020 - 11.11

Was ist den an der Armee attraktiv das man vom Staat dazu ausgebildet wird Menschen zu erschießen mit dem Versprechen eine gute Ausbildung zu bekommen um nach Ablauf des Wehrdienstes einen Job bei Papa Staat bekommt. Wozu braucht Luxemburg eine Armee nur um den Palast zu bewachen, im Ernstfall werden wir doch so wie so überlaufen, alles nur Machtgehabe damit sich die Monarchen und die Politiker im Kriegsfall ins Ausland verziehen können der Rest der Bevölkerung ist Kanonenfutter. Ein HOCH auf die Mädchen und Jungens die sich davon blenden lassen.

Kasper
13. Januar 2020 - 9.21

Attraktiv für Schulabbrecher die nirgends einen Job bekommen haben. Und dann sprengen sie sich noch selbst in die Luft oder erschießen sich gegenseitig.