Übergewicht beschleunigt Alzheimer

Übergewicht beschleunigt Alzheimer
(dpa/Frank Leonhardt)

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Angesichts fehlender Heilungsmöglichkeiten sucht die Forschung nach Chancen, Alzheimer durch gesunden Lebenswandel zu bremsen. Eine neue Studie mahnt, im mittleren Lebensalter sich nicht zu viel Pfunde anzufuttern.

Übergewicht mit 50 begünstigt offenbar eine vorzeitige Alzheimer-Erkrankung. Mit dieser Mahnung liefert die Forschung in den USA einen weiteren Grund, auf das Gewicht und ein gesundes Leben zu achten.

Wissenschaftler am staatlichen Institut für Altersforschung (NIA) in Washington fanden heraus, dass zu viel Gewicht im mittleren Alter später offenbar auch ein früheres Auftreten dieser Demenz-Erkrankung (Link) nach sich ziehen kann.

Schützende Wirkung

Ob auch der Umkehrschluss gilt – dass bei schlanken 50-Jährigen eine spätere Alzheimer-Erkrankung möglicherweise gebremst wird – ist offen. Dazu bedarf es weiterer Forschung. Doch von Schaden ist ein angemessenes Gewicht nach Überzeugung der Mediziner sicher nicht: „Im mittleren Lebensalter einen gesunden Body-Maß-Index zu halten, hat wahrscheinlich langanhaltende schützende Wirkung“, erklärt Madhav Thambisetty, unter dessen Leitung die im Fachmagazin „Molecular Psychiatry“ veröffentlichte Studie entstand.

Der Body-Maß-Index (BMI) ist eine Richtgröße für gesundes Körpergewicht. Er errechnet sich aus dem Gewicht im Verhältnis zum Quadrat der Körpergröße. Als empfehlenswert gilt ein BMI von 18,5 bis etwa 25.

Verlauf verlangsamen

Weil es für die Alzheimer-Erkrankung, die für einen Großteil aller Demenz-Fälle verantwortlich gemacht wird, bislang keine Heilung gibt, sucht die Forschung auch nach Chancen, die Krankheit zumindest hinauszuzögern. Etwa bei der Änderungen der Lebensgewohnheiten. In der Regel sind Menschen über 65 von Alzheimer betroffen, mit der alternden Bevölkerung steigt somit auch die Zahl der Fälle.

Thambisetty und sein Team untersuchten die Daten von rund 1 400 Menschen, die sich 14 Jahre lang regelmäßigen kognitiven Tests unterzogen hatten. 142 der Teilnehmer erkrankten später an Alzheimer. Wie die Forscher herausfanden, war bei diesen der Beginn der Krankheit tendenziell umso früher, je übergewichtiger sie im Alter von 50 Jahren waren. Jede Stufe mehr auf der BMI-Skala ließ ein rund ein halbes Jahr früheres Auftreten erwarten. Wenn jemand mit einem BMI von 30 im Alter von 50 Jahren später Alzheimer entwickelt, muss er demnach damit rechnen, etwa ein Jahr eher zu erkranken als jemand mit einem BMI von 28.

Tendenz der Ergebnisse

Nicht untersucht wurde, ob das Gewicht der Teilnehmer vor und nach dem 50. Lebensjahr starken Schwankungen unterlag. Damit ist nicht klar, ob ein Gewichtsverlust nach 50 das Risiko senken kann. Tomographie-Aufnahmen einiger der Studienteilnehmer bestätigten die Tendenz der Ergebnisse. Bei Menschen, die mit 50 übergewichtig waren, fanden sich mehr der für Alzheimer typischen Eiweißablagerungen im Gehirn, auch wenn sie noch keine Demenz-Symptome zeigten.

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