Schwache Sonne führte nicht zur kleinen Eiszeit

Schwache Sonne führte nicht zur kleinen Eiszeit
(dpa)

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Die schwächelnde Sonne war nicht der Hauptgrund für die kleine Eiszeit. Das ist das Ergebnis einer Studie, die in der Fachzeitschrift "Geophysical Research Letters" veröffentlicht wurde.

„Der Rückgang der Sonnenstrahlung spielt natürlich auch eine Rolle, sie war aber nicht der dominante Faktor“, sagte der Autor der Studie, Georg Feulner, vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Den Hauptanteil hatten Vulkanausbrüche und ein Rückgang der Treibhausgase in der Atmosphäre.“ Nach seinen Erkenntnissen war die Sonnenintensität in der kleinen Eiszeit sogar kaum geringer als beim jüngsten Sonnenminium 2008/2009.

„Der Einfluss von Schwankungen der Sonnenaktivität wird oft überschätzt“, erläuterte Feulner. „Die neue Analyse zeigt dies für die Vergangenheit – und hieraus können wir etwas lernen für die Klimaentwicklung der Zukunft.“ Sonnenflecken sind ein sichtbares Zeichen der Sonnenaktivität. Ist ihre Zahl gering, ist auch die solare Strahlungsintensität messbar niedriger.

Kleine Eiszeit

Als kleine Eiszeit wird eine Phase kühleren Klimas im 16. und 17. Jahrhundert bezeichnet. Forscher hatten bisher angenommen, dass die geringe Aktivität der Sonne zu der Abkühlung geführt hatte.

Für die neue Studie speiste der Experte die Daten zur Strahlungsintensität der Sonne in ein Klimamodell ein und verglich die berechneten Temperaturen mit denen aus natürlichen Klimamodellen wie Eisbohrkernen und Baumringen. Dabei berücksichtigte er auch die Treibhausgas-Konzentrationen und den kühlenden Effekt von Schwefelsäure-Tröpfchen aus Vulkanausbrüchen.

„Spannende Forschungsfrage“

Warum damals auch die Treibhausgase abgenommen und zu kühleren Temperaturen geführt hatten, sei noch nicht abschließend geklärt, sagte der Physiker. „Das ist eine sehr, sehr spannende Forschungsfrage.“ Eine Theorie sei, dass neu gewachsener Wald Kohlendioxid aus der Atmosphäre gezogen habe.

Für die kommenden Jahrzehnte erwarten Forscher erneut einen ähnlichen Rückgang der Sonnenaktivität wie in der kleinen Eiszeit. „Es gibt Messdaten, die darauf hindeuten, dass die Sonnenaktivität ab 2020 schwächer wird“, sagte Feulner.

Wegen einer neuen kleinen Eiszeit müsse sich jedoch niemand sorgen. „Das kann die globale Erwärmung nicht spürbar abschwächen“, sagte Feulner. Ein Sonnenminimum wie im 17. Jahrhundert würde höchstens eine Abkühlung von 0,3 Grad Celsius bringen. „Heute überwiegt der Einfluss der steigenden Treibhausgase.“