Schönheit macht egoistisch

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Wissenschaftler haben in einem Experiment gezeigt, dass attraktive Menschen sich seltener zum Wohl anderer zurücknehmen. Die Gründe vermuten sie in der Evolution.

Die beiden spanischen Wissenschaftler Santiago Sanchez-Pages und Enrique Turiegano stützen ihren Befund auf ein einfaches Experiment, in dem sie Probanden eine Abwandlung des Gefangenendilemmas durchspielen ließen: Zwei Personen wurden jeweils vor die Wahl gestellt, mit der anderen zu kooperieren oder aber sie zu verraten. Für den Fall, dass beide sich für eine Zusammenarbeit entschieden, winkte eine hohe Belohnung.

Doch wer den anderen verriet, während dieser kooperieren wollte, erhielt eine noch grössere Belohnung. Die Wahl war demnach viel für beide (beide kooperieren), noch mehr für einen und wenig für den anderen (einer kooperiert, einer verrät) und nichts für beide (beide verraten).

Tendenziell gesünder und attraktiver

Als die Ergebnisse vorlagen, analysierten die beiden Wissenschaftler die Gesichtszüge ihrer Probanden auf Symmetrie – das gängige Merkmal für Attraktivität. Offenbar entschieden sich die Attraktiveren weniger oft für Zusammenarbeit, sondern spekulierten auf die maximale Belohnung, bei der das Gegenüber in die Röhre schaut. Auch gingen sie weniger oft davon aus, dass ihr Gegenüber kooperieren würde.

Eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten könnte laut den beiden Wissenschaftlern in der Evolution liegen. Im Unterbewusstsein würden symmetrische Gesichtszüge als ein Zeichen guter Gesundheit interpretiert und deshalb als attraktiv empfunden. Frühere Studien haben ergeben, dass Menschen mit symmetrischen Gesichtszügen weniger oft an Erbkrankheiten leiden, was wiederum ihren Wert auf dem „Paarungsmarkt“ erhöht. Laut der Studie könnten sie deshalb selbstbewusster und weniger auf die Hilfe anderer angewiesen sein.

Die beiden Wissenschaftler schreiben: Wer träumt nicht von einem Date mit einer berühmten Schönheit wie Brad Pitt oder Megan Fox? Aber aufgepasst: Sie sehen zwar hervorragend aus, könnten aber ausgesprochen egoistisch veranlagt sein. Das behauptet zumindest eine neue Studie.

„Da Menschen mit symmetrischen Gesichtszügen tendenziell gesünder und attraktiver sind, sind sie auch unabhängiger und haben weniger Anreiz, mit anderen zu kooperieren oder sie um Hilfe zu ersuchen.“

Testosteron kann Teamfähigkeit verbessern

Im zweiten Teil ihres Experiments untersuchten die beiden Wissenschaftler den Einfluss von Testosteron auf die Kooperationsbereitschaft der Probanden. Das Hormon wird gemeinhin mit aggressivem Verhalten und „Alpha-Tieren“ in Verbindung gebracht. Die naheliegende Vermutung, dass sich hohe Testosteronwerte negativ auf die Teamfähigkeit auswirken, konnte allerdings nur bedingt erhärtet werden.

Einige Probanden, die in ihrem Embryonalstadium hohen Hormonwerten ausgesetzt waren, kooperierten sogar besser. Eine mögliche Erklärung: In ihrem Streben nach Status und Ansehen gewichteten sie eine Führungsrolle in einem funktionierendem Team höher als eine kurzfristige hohe Entlohnung für sich selbst.