Läden oder Büros?

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Wie lebten die Menschen vor Tausenden Jahren in der Stadt Rom? Wo trafen sie sich, wie sah ihr Alltag aus? Unzählige Gebäude in der Stadt verraten es Geschichts-Forschern. Manchmal müssen sie aber auch ein bisschen rätseln - wie bei den Trajansmärkten.

Es ist ein prächtiges Bauwerk aus roten Steinen, das da in der Stadt Rom emporragt. Rom ist die Hauptstadt des Landes Italien. Halbrund ist das Bauwerk und hat mehrere Stockwerke. Sie sind ein wenig wie Stufen einer Treppe übereinander. Kaiser Trajan ließ es vor etwa 2000 Jahren bauen. Nach ihm wurde das Bauwerk benannt – die Trajansmärkte.

Die Trajansmärkte standen einmal mit anderen Gebäuden am Rande eines großen Stadtplatzes. „Eigentlich war hier einmal ein Hügel und somit gar kein Raum für einen flachen Stadtplatz. Das war Trajan aber gleich. Er hat den Hügel etwas abgetragen lassen und ihn mit diesem halbrunden Bau abgestützt. Davor konnte er seinen Platz dann bauen lassen“, erzählt Marta Rivaroli. Sie ist 41 Jahre alt und Expertin, wenn es um den riesigen Gebäude-Komplex geht. Zu Geschichts-Experten wie Marta sagt man auch Archäologen.

Museum

In einem Gebäudeteil ist heute ein Museum, in das Marta nun spaziert. Von einer großen Halle gehen links und rechts kleine Räume ab. Hier soll also einmal ein großer Markt gewesen sein… „Das haben die Archäologen lange Zeit gedacht“, erwidert Marta. „Der Grund dafür war, dass sie so viele von diesen kleinen Räumen gefunden hatten, die häufig nur eine Tür haben. In solchen Räumen befanden sich damals in Rom meist Läden.“

Die Archäologen stellten folgende Überlegung an: Wenn in diesen Gebäuden viele dieser kleinen Räume sind, dann gab es viele Läden. Zusammen bildeten diese also so etwas wie einen überdachten Markt. Die Forscher waren sich ihrer Meinung sehr sicher. Deshalb nannten sie ihre Fundstätte Trajansmärkte. „Und so heißen sie noch heute“, sagt Marta. „Dabei wissen wir mittlerweile, dass es sich hier ziemlich wahrscheinlich nicht um Märkte handelte.“

Vermutungen

Archäologen können manchmal nämlich nur vermuten, wie die Menschen lebten oder wofür etwa Gebäude gedacht waren. Sie vergleichen dazu zum Beispiel das, was sie an solchen Orten ausgraben. „Oft werden diese Vermutungen von anderen Archäologen jedoch wieder infrage gestellt“, erklärt Marta.

Und so war es auch hier. Gegen die Markt-Idee spricht zum Beispiel die enge Straße, die durch den Gebäude-Komplex führt. Sie hat nämlich Treppenstufen. „Das ist für das Beliefern von Läden total unpraktisch“, sagt Marta. „Die Römer hatten ja schon Wagen. Für die hätten sie sicher Rampen gebaut.“

Keine Spur

Von einem regen Wagenverkehr ist auch sonst keine Spur zu sehen, wie Marta uns zeigt: „Die Wagen hätten Spurrillen im Pflaster hinterlassen müssen. So wie auch bei vielen anderen alten römischen Straßen. Hier sind aber keine zu sehen.“

Also untersuchten die Fachleute vor ein paar Jahren die Ausgrabungsstätte erneut. „Sie sahen sich die Fundstätte noch einmal ganz genau an und machten neue Entdeckungen. Seht zum Beispiel diese Inschrift“, sagt Marta und deutet auf eine lateinische Schrift, die in einen Steinbalken eingeritzt ist. „Sie erinnert an einen Beamten, der für die Verwaltung des Stadtplatzes zuständig war“, erklärt sie. „Für die Archäologen ist das der Beweis, dass hier Beamte gearbeitet haben.“

Waren hier also Büros? Marta nickt: „Ja, aber nicht nur. Auf der Höhe des Platzes hat man nämlich auch große Säle mit prächtigen Dekorationen gefunden.“ Die Forscher vermuten, dass dort wahrscheinlich zum Beispiel Lesungen stattgefunden haben. Ganz genau wird man wohl nie wissen, was in den Trajansmärkten mal alles los war. Aber schon darüber nachzugrübeln ist spannend.