Wem „gehört“ Amerika?

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(dpa)

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Der US-Anleihemarkt galt lange Zeit als "sicherer Hafen" für die gesamte Welt. Die USA haben den größten und liquidesten Anleihemarkt der Welt. Auch Luxemburg gehört ein Stück vom US-Kuchen.

US-Staatsanleihen (Treasuries) werden von Aufsehern als risikolose Anlageform gewertet, die Banken ohne zusätzliche Sicherheiten halten können. Gerade in der Finanzmarktkrise sind viele Anleger in die als sicher geltenden Papiere geflohen. Seit dem Jahr 1917 werden die US-Staatsanleihen ununterbrochen mit der Bestnote „AAA“ bewertet. Da die Papiere als relativ sicher gelten, mussten die USA trotz zuletzt immer weiter steigender Staatsschulden auch immer nur relativ niedrige Zinsen bezahlen.

Für viele große Investoren ist der US-Anleihemarkt aufgrund seiner Größe und Sicherheit aber kaum zu ersetzen. Anleger können sich hier sicher sein, jederzeit einen Käufer oder Verkäufer zu finden. Große Staaten wie China oder Japan könnten gar nicht auf die USA verzichten. Die USA haben einen großen Finanzbedarf aus dem Ausland, da sie seit vielen Jahren mehr Güter importieren als exportieren. Bei China und Japan hingegen ist es umgekehrt. Sie investieren das überschüssige Geld daher meistens in den USA.

Kreditausfall wäre fatal für Weltwirtschaft

Die Zuspitzung im Streit um die Anhebung der Schuldengrenze stellt diese Rolle jetzt aber in Frage. Ein tatsächlicher Kreditausfall dürfte Schockwellen durch die gesamte Weltwirtschaft senden. Aber auch wenn die USA ihre Schulden weiter bedienen würden, könnte eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit das Vertrauen in US-Anleihen vermindern. Auch dann dürfte die USA ihre Topbonität bei den Ratingagenturen verlieren.

Dass eine niedrigere Kreditwürdigkeit nicht unbedingt zu steigenden Risikoaufschlägen führt zeigt Japan. Obwohl Japan bereits im Jahr 2001 seine Topnote verloren hat, liegen die Renditen noch deutlich unter denen der USA. Dabei beträgt die Gesamtverschuldung Japans mehr als das Doppelte seines Bruttoinlandsproduktes (BIP).

Keine wirkliche Konkurrenz

Eine wirkliche Konkurrenz haben die USA zudem derzeit noch nicht. Der Euroraum als zweitgrößter Wirtschaftsraum der Welt ist für Anleger keine wirkliche Alternative. Dies gilt nicht nur wegen der Schuldenkrise im Euroraum. Jedes der 17 Länder hat hier weiterhin eigene Staatsanleihen. Auch die größeren Märkte wie Italien oder Deutschland kommen bei weitem nicht an den US-Markt heran. Allerdings gibt es auch für die USA langfristige Gefahren. Schließlich entwickeln sich in China leistungsfähige Kapitalmärkte und in Europa könnte es mittelfristig doch noch zur Einführung von Eurobonds kommen. Mittel- und langfristig müssen die USA ihre Schuldenprobleme also in den Griff bekommen, um weiterhin das nötige Geld aus dem Ausland zu bekommen.

Die größten ausländischen Halter von US-Staatsanleihen – in Milliarden US-Dollar (Stand Mai 2011):

1. China: 1160 2. Japan: 912 3. Großbritannien: 347 4. OPEC-Länder: 230 5. Brasilien: 211 6. Taiwan: 153 7. Karibische Banken: 148 8. Hong Kong: 122 9. Russland: 115 10. Schweiz: 108 11. Kanada: 91 12. Luxemburg: 68 13. Deutschland: 61