Weltbild-Verlag stellt Insolvenzantrag

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Der angeschlagene katholische Weltbild-Verlag hat am Freitag einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte das Unternehmen in Augsburg mit. Scharfe Kritik kommt vonseiten der Gewerkschaften.

Auslöser für die Pleite des Verlags sei vor allem ein Umsatzrückgang in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2013/14. Auch angesichts der in den kommenden drei Jahren erwarteten niedrigeren Erlöse habe sich der Finanzierungsbedarf für die Sanierung des Unternehmens verdoppelt. „Gestern hat sich entgegen der Erwartung der Geschäftsführung herausgestellt, dass die notwendige Finanzierung nicht zur Verfügung stehen wird“, hieß es am Freitag in der Mitteilung.

Die Insolvenz betreffe nur die Verlagsgruppe, nicht die Filialen und die Gesellschaften in Österreich und der Schweiz. Dieses Geschäft betreibt Weltbild in einer gemeinsamen Tochterfirma mit dem Buchhändler Hugendubel. Ebenfalls nicht betroffen sei der Internetbuchhändler bücher.de. Über den Insolvenzantrag hatte zuerst das „Handelsblatt Online“ berichtet. Der Weltbild-Verlag beschäftigt mehr als 6000 Menschen, etwa die Hälfte arbeitet in den Filialen.

Der selbe Insolvenzverwalter wie bei Schlecker

Eigentümer des traditionsreichen Verlags sind unter anderem zwölf katholische Bistümer. Der Geschäftsbetrieb solle zunächst weiterlaufen. Zum Insolvenzverwalter soll Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz werden. Dessen Kanzlei hatte unter anderem die Schlecker-Pleite verwaltet.

Die Gewerkschaft Verdi hat den Insolvenz-Antrag des katholischen Weltbild-Verlags als Tragödie bezeichnet und die Kirche scharf angegriffen. Der Verlag gehört unter anderem zwölf Bistümern. Weltbild hatte am Freitag seinen Schritt damit begründet, dass die Eigentümer nicht bereit gewesen sein, den gestiegenen Finanzbedarf des Unternehmens in den kommenden Jahren zu decken.

„Kapitalismus in Reinkultur“

„Jahrelang fette Gewinne abschöpfen und sich so die Prunkbauten mitfinanzieren lassen und dann, wenn die Belegschaft Hilfe braucht, zugesagte Gelder wieder streichen. Widerlicher geht es eigentlich nicht“, sagte der zuständige Verdi-Sekretär in Augsburg, Thomas Gürlebeck. Die Kirche praktiziere Kapitalismus in Reinkultur. Verdi werde sich diese Politik nicht bieten lassen.

Das Erzbistum München wollte sich zur Verdi-Kritik zunächst nicht äußern und verwies auf eine mögliche spätere Stellungnahme zur Weltbild-Insolvenz. Der Generalvikar des Erzbistums, Peter Beer, ist zugleich Aufsichtsratschef bei Weltbild.

„Wir werden es nicht zulassen, dass die Bischöfe sich so aus der Verantwortung stehlen“, sagte Gürlebeck. Betriebsratschef Peter Fitz sagte: „Unser Unternehmen ist zukunftsfähig, davon waren wir immer überzeugt und sind es immer noch“. Gemeinsam mit der Gewerkschaft werde man um die Arbeitsplätze im Unternehmen kämpfen.