Wachstum schwächelt

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Der Kurs von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe heißt seit seinem Dienstantritt 2012 Wachstum, Wachstum, Wachstum. Verändert hat sich viel, gewachsen wurde aber wenig.

Wenn der Medienkonzern Bertelsmann an diesem Mittwoch seine Jahreszahlen vorstellt, sind Eckdaten bereits bekannt: Ein kräftiger Gewinnsprung und ein bescheidener Zuwachs beim Umsatz. Seit seinem Amtsantritt Anfang 2012 hat der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe dem Mischkonzern einen klaren Wachstumskurs verordnet, um die Jahre des Stillstands endlich hinter sich zu lassen. Vieles hat sich verändert, aber der Umsatz zieht nicht recht mit.

Nach den Ende Januar veröffentlichten vorläufigen Zahlen wuchs der Konzernüberschuss 2013 um 30 Prozent auf 800 Millionen Euro. Der Umsatz legte um zwei Prozent auf 16,4 Milliarden Euro zu. Es ist der höchste Umsatz seit 2007 (knapp 18,8 Milliarden Euro).

Konzern braucht Eigenkapital

Rabe kennt die Zahlen gut. Er war von 2006 bis 2011 Finanzvorstand der Gruppe. Darum weiß er um die „organische Wachstumsschwäche“, wie das im Konzern genannt wird. Bertelsmann brauche Eigenkapital in Milliardenhöhe, sagte Rabe im September 2012 beim Managertreffen in Gütersloh.

Erst wurde über einen Börsengang des Konzerns spekuliert, doch dann gab es 2013 „nur“ eine milliardenschwere Geldspritze durch den größten Ertragslieferanten, die RTL-Group. Bertelsmann, damals Besitzer von über 92 Prozent der Anteile, genehmigte sich eine Superdividende von 1,6 Milliarden Euro (für das Jahr 2012) und verkaufte dann für 1,5 Milliarden Euro 17 Prozent der Anteile. Dazu kam eine Zwischendividende von 387 Millionen Euro.

Stark in die Zukunft

Mit diesem Geld will Rabe die Zukunftsfähigkeit des Konzerns stärken. Mediale Inhalte, Finanzdienstleistungen und Bildung sollen künftig die drei Säulen sein, auf denen Bertelsmann ruht.

Die RTL Group hat zwar auch Umsatz verloren, wirft aber weiterhin zuverlässig Gewinne ab: Unterm Strich stieg der Nettogewinn 2013 um 45,7 Prozent auf 870 Millionen Euro. Auch der Finanzdienstleister Arvato und der Musikrechtemanager BMG sollen sich annehmbar entwickeln.

Unerwartete Einnahmen

Die Verlagsgruppe Random House hatte dem Konzern 2012 mit der Fesselsex-Trilogie „Shades of Grey“ unerwartete Einnahmen beschert. Das wiederholte sich 2013 so nicht, heißt es im Unternehmen. Seit der Veröffentlichung im Frühjahr 2012 wurden mehr als 100 Millionen Bücher aus der Reihe verkauft, der Großteil aber eben 2012.

Beim Hamburger Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr läuft es nach den Umstrukturierungen – vor allem die Trennung von den Wirtschaftsmedien – noch nicht rund. Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ stieg der Umsatz zwar leicht auf 2,1 Milliarden Euro, das operative Ergebnis sank aber nochmals um 20 Millionen Euro auf 168 Millionen Euro. Weiterer Sorgenfall ist die Drucksparte, ganz zu schweigen von den Buchclubs, die längst als Auslaufmodell gelten.

Drei Zukäufe brachten Umsatz: Zum April 2013 wurde die vollständige Übernahme des Musikrechtemanagers BMG bilanzwirksam. Dazu kamen am 1. Juli 2013 die Umsätze aus der Fusion der Bertelsmann Verlagsgruppe Random House mit dem Verlag Penguin (53 Prozent Bertelsmann, 47 Prozent Pearson) zum weltgrößten Publikumsverlag und aus der Übernahme des Finanzdienstleisters Gothia Financial Group. Rabe will bis Ende 2016 den Umsatz auf 20 Milliarden gebracht haben. Dann läuft sein Vertrag aus. Er sei aber nicht auf der Durchreise, hatte der 48-Jährige erst im Februar versichert.