Viertes Datencenter der Post in Kayl

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Briefe und Telefon alleine reichen heutzutage nicht mehr für ein Kommunikationsunternehmen. Die Luxem burger Post wird auch Dienst leister im Informatikbereich. Gestern weihte sie ihr viertes Datencenter ein.

Helmut Wyrwich
 

Die Post suchte ein Gelände für ein Datencenter, die Gemeinde Kayl wollte sich von einer Wohnstadt in eine Stadt mit Gewerbe und Dienstleistung wandeln.
Beide trafen sich am Rande der Autobahn. Dort entstand in Rekordzeit ein 5.200 Quadratmeter großer Betonklotz, der nicht gerade Schönheit ausstrahlt, in seiner Zweckmäßigkeit aber etwas Besonderes hat.

Das Herz befindet sich im Keller

Im Keller des Gebäudes befinden sich 2.400 Quadratmeter, Fächer, die in Zellen aufgeteilt sind. Hier stehen zum Teil Schränke, in denen sich Server befinden. Der gekühlte Keller ist eine Art Herz des Gebäudes.

Die Zellen können von Unternehmen gemietet werden. Die Server, die in den Zellen in den Schränken stehen, können auch gemietet werden – in einfacher oder in doppelter Ausführung. Die Post wird mit ihren Datencentern zu Dienstleistern der Informatik-Branche. Im Grunde nämlich, gibt Alexander Duwaerts, Direktor für das Kundengeschäft bei der Post-Tochter EBRC, zu, ist der kühle Keller mit seinen Zellen das Angebot für die Unternehmen, ihre Server und damit das Herz ihrer Informatik auszulagern.

Die Post will mit ihren Spezialisten besorgen, was für mittelständische Unternehmen teuer werden kann, wenn sie auf einer eigenen Informatik bestehen.
So ganz preiswert ist die Auslagerung allerdings auch nicht. Es kommt im Grunde darauf an, welchen Strombedarf die Server haben. In Kayl kann im Einzelfall ein Strombedarf bis zu 20.000 Watt pro Stunde befriedigt werden.

Bei hohem Strombedarf kommt man dann durchaus auf einen Mietpreis von 10.000 Euro pro Jahr. Mietverträge sind für einen Zeitraum von drei bis 15 Jahren möglich.
Die Zellen im Keller selbst können je nach Bedarf des Kunden ausgerüstet werden. Man kann seinen Server dort aufstellen und die Zelle alleine nutzen oder aber in ein „Share“-System einsteigen. Das heißt, man teilt sich die Zelle mit mehreren Unternehmen, die ihren Server dort hineinstellen.

„Die Auslagerung des Herzens der Informatik macht allerdings nicht in jedem Falle Sinn“, sagt Duwaerts. Für kleine Unternehnmen macht es keinen Sinn, ab dem mittelständischen Unternehmen kann es sinnvoll sein.

Dabei müssen die Unternehmen sich auf absolute Zuverlässigkeit des Dienstleisters verlassen können.
In einer ersten Phase sichert die Post-Tochter die Überwachung der Server von morgens sechs Uhr bis abends 21 Uhr zu. Danach gibt es einen Notdienst für die Nacht, der von zu Hause aus Reparaturmöglichkeiten besitzt. In der Zukunft will EBRC die Server rund um die Uhr an allen Tagen überwachen. In fünf Jahren, glaubt Duwaerts, wird die Kapazität des Datencenters in Kayl erschöpft sein.

Im Oktober 2008 war mit dem Bau des Gebäudes begonnen worden, im April 2010 hatte es den ersten Kunden gegeben. Als gestern das Gebäude seiner Bestimmung offiziell übergeben wurde, hatten sich schon fünf Kunden eingefunden.

1.000 Plätzefür den Notfall

Kayl bietet für Unternehmen aber auch noch einen ganz anderen Service. Hier können Unternehmen ihre Daten speichern lassen und ein genaues Doppel von dem zur Verfügung haben, was sie auch in ihrer Bank oder in ihren Verwaltungsbüros haben.

Gibt es eine Katastrophe im Unternehmen, ist es innerhalb von maximal zwei Sunden möglich, die Arbeit der Firma in Kayl weiterzuführen.
„Wir können Kunden“, so Duwaerts, „bis zu 1.000 Arbeitsplätze anbieten“, vorausgesetzt, dass sie Kunden bei der Post-Tochter sind.
Post-Generaldirektor Marcel Gross kündigte gestern an, dass EBRC demnächst das fünfte Datencenter in Angriff nimmt.