Gegen Hunger und Armut

Gegen Hunger und Armut

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Donnerstagabend wurde der vierte „Prix européen de la microfinance“ in den Räumlichkeiten der Europäischen Investitionsbank auf dem Kirchberg verliehen. Gewinner ist Aski von den Philippinen.

Insgesamt 100.000 Euro gab es zu gewinnen. Diese Summe hat das Luxemburger Ministerium für Entwicklungshilfe gesponsort. Die Jury, die aus drei Laureaten den Gewinner aussuchte, wurde von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus präsidiert. Überreicht wurde der Preis von Großherzogin Maria Teresa.

Hilfe zur Selbsthilfe

Dass die Veranstaltung in Luxemburg stattfindet, ist kein Zufall. Das Land setzt seit etwa einem Jahrzehnt auf die Mikrofinanz als Mittel, das auf effiziente Art und Weise zur Armutsbekämpfung beiträgt.

Das Prinzip ist einfach: Man gibt Menschen, die eine Geschäftsidee aber keinen Zugang zu traditionellen Banken haben, einen Mikrokredit. Mit diesem Darlehen können sie dann eine Aktivität aufbauen. Im Idealfall stehen sie danach auf eigenen Füßen. Es handelt sich um eine Art Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Preisverleihung am Donnerstag, die seit 2006 alle zwei Jahre organisiert wird, ist bereits zu einer Art Tradition geworden. Bei der ersten Veranstaltung hatte eine Stiftung aus Marokko, die den Bereich Agrotourismus fördert, gewonnen.

Preisträger aus Äthiopien

Zwei Jahre später gewann eine Mikrofinanzinstitution aus Äthiopien, die sich im Bereich „soziale Verantwortung“ ausgezeichnet hatte. Im Jahr 2010 wurde eine andere Institution aus Äthiopien für die Finanzierung einer Verbesserung der Wertschöpfungskette beim Anbau von Sojabohnen, geehrt.

In diesem Jahr kam der Gewinner nicht aus Äthiopien. Zu den drei Laureaten zählten die Banco Fie aus Bolivien, Kompanion aus Kirgisistan, und Aski von den Philippinen. Sie wurden aus einer Liste von 20 Kandidaten ausgewählt, die sich mit innovativen Produkten oder Methoden im Bereich der Lebensmittelsicherheit hervorgetan haben.

Die Banco Fie zählt – hinsichtlich der Kundenzahl – zu den großen Kreditgebern in Bolivien. Ihre Besonderheit ist, dass sie nicht nur Kunden in Städten bedient, sondern sich auch in die ländlichen Gegenden des Landes wagt. Da „vergeben wir Kredite an kleine Farmer“, erklärt Elisabeth Nava. Diese Geschäfte meiden die meisten „normalen“ Banken, da sie sie als zu risikoreich betrachten. Doch Banco Fie vergibt dort nicht nur Kredite, es bietet auch zusätzliche Dienstleistungen wie Informationen und technisches Fachwissen für die Kreditnehmer. Zudem hat der Vorstoß der Banco Fie bereits andere Banken motiviert, sich auch in solche entlegenen Regionen vorzuwagen.

Kompanion aus Kirgisistan ist keine voll entwickelte Bank. „Wir sind eine soziale Institution und streben nicht nach Gewinnen“, sagt Olesya Paukova. Die Organisation hat eine Reihe von veterinären und Agrarexperten eingestellt, die in den entlegenen, ländlichen Gegenden Kurse und Beratung anbieten. Die Teilnehmer können danach einen günstigen Kredit beantragen, sei es um unfruchtbares Land wieder fruchtbar zu machen, um eine Lagerstätte für die Ernte zu bauen oder um neue Arten von Obst und Gemüse einzuführen. Kompanion versucht nämlich auch über Themen wie „gesunde Ernährung“, „Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln während des gesamten Jahres“ sowie „Ökologie“ zu informieren.

Mehr als nur Mikrokredite

Die Mikrofinanzinstitution Aski von den Philippinen hat sich neben der Vergabe von Mikrokrediten für kleine Bauern auch die Entwicklung der lokalen Gemeinden zum Ziel gesetzt. So hat sie beispielsweise den Bau einer Hängebrücke finanziert, damit Waren zum Markt – und Kinder zur Schule – gelangen können. „Wir bieten viel mehr als nur die Vergabe von Krediten“, so Rolando Victoria. Aski organisiert Ausbildungen für die Farmer in der Region und stellt ihnen Maschinen, wie etwa mobile Wasserpumpen für Reisfelder, zur Verfügung. So verbessere man die Produktivität und gleichzeitig auch die Qualität der hergestellten Produkte.

Alle drei haben auch bereits Pläne geschmiedet, was sie mit den 100.000 Euro anfangen werden. Aski von den Philippinen will den lokalen Farmern und Kindern weitere Ausbildungsmöglichkeiten anbieten. Kompanion aus Kirgisistan will einerseits ihre Spezialisten in Schulungen schicken und andererseits weiteres Informationsmaterial drucken. Die Banco Fie aus Bolivien möchte einen Garantiefonds aufbauen, da der Bereich der Mikroversicherungen in Bolivien noch nicht existiert.

Zudem sind alle drei Institutionen überzeugt, dass ihr Modell auch in anderen Ländern kopiert werden könnte. Das Problem „Hunger“ können sie nicht komplett aus der Welt schaffen, aber sollten die drei Beispiele Schule machen, dann kann die Lebensmittelsicherheit von vielen Tausend Familien in den ärmeren Ländern dieser Welt verbessert werden. Das für den Preis investierte Geld hätte also sein Ziel erreicht: Mit Innovationen den Hunger und die Armut bekämpfen.