SNCF plant Abbau von 9.000 Stellen

SNCF plant Abbau von 9.000 Stellen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF beabsichtigt, in den kommenden fünf Jahren 9.000 Arbeitsplätze abzubauen. Es könnten auch 10.000 werden.

Die SNCF hat am Freitag dem Gesamtbetriebsrat des Unternehmens einen Entwicklungsplan für die kommenden fünf Jahre vorgelegt. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 149.000 Mitarbeiter. Ihre Zahl soll auf 140.000 schrumpfen. Eine Expertenkanzlei geht davon aus, dass sogar 10.000 Arbeitsplätze wegfallen werden.

Die SNCF befindet sich derzeit in einer tiefgreifenden Struktur-Reform. Eine Zeit lang in zwei Gesellschaften aufgeteilt, eine für Bau und Unterhaltung der Schienen, eine andere für den eigentlichen Eisenbahnbetrieb, ist sie nun wieder unter einem Dach mit zwei Einheiten geeint. Diese Vereinigung mit der folgenden Restrukturierung der Gesellschaft hatte im vergangenen Jahr im Juni unter der Führung der Gewerkschaften CGT und SUD zu einem wochenlangen Streik geführt, der die Gewerkschaften allerdings ins Leere hat laufen lassen. SNCF hat die 1.500 Mitarbeiter des Streckenbereichs zwischenzeitlich integriert.

Die Gesellschaft verliert Kunden

Das Unternehmen befindet sich in einer schwierigen Situation. Einerseits hat der Wirtschaftsminister Emmanuel Macron mit seiner Idee – wie in Deutschland – Busse auf Langstrecken fahren zu lassen, die SNCF in eine ungewohnte Konkurrenz-Situation geführt. Mit Blick nach Deutschland weiß das Unternehmen, dass es auf der Langstrecke Fahrgäste verlieren wird.

Andererseits erweist sich die TGV-Philosophie zunehmend als Sackgasse. Die Züge sind im internationalen Vergleich nicht mehr komfortabel genug. Die Franzosen empfinden sie als zu teuer. Die Punkt zu Punkt Strecken reichen nicht mehr aus. Da die SNCF alles auf den TGV gesetzt und das nachgeordnete Linien-Netz vernachlässigt hat, wurde der TGV in vielen Bereichen – wie zum Beispiel auf der Strecke Luxemburg – Paris zum Nahverkehrszug und legt einen Halt in Thionville ein. Auf der Strecke von Paris nach Frankfurt hält der Zug im Abstand von zehn Minuten in Forbach und in Saarbrücken.

Status-Symbol TGV

Der TGV ist andererseits zum Status-Symbol geworden. Der Zug ist so vom Hochgeschwindigkeitszug einfach zu einem einfachen modernen Zug geworden. Auf den Nebenstrecken fahren so genannte Intercité-Züge, die lediglich aus renovierten alten Wagen bestehen. Die Folge: Gerade knapp 42 Prozent der Nutzer sind mit der SNCF noch zufrieden.

Das dritte Problem der SNCF liegt in der regionalen Gewichtung. Gut zwei Drittel der täglichen Nutzer der Eisenbahn befinden sich im Großraum Paris sind also Arbeitspendler. Sie insbesondere klagen über den Zustand der Züge, über Unpünktlichkeiten und über Streiks aus nichtigen Anlässen.

Aus diesen Zwickmühlen will das Unternehmen heraus. Laut der Kanzlei Degest, die eine weitgehende Studie erstellt hat, wird die SNCF nicht darum herum kommen, zahlreiche Strecken stillzulegen. Der Arbeitsplatzabbau soll vor allem im Bereich der „Mobilität“ erfolgen, also im Zugbetrieb. Ausgleich soll es dagegen im Bereich des Streckenbaus und der Streckenunterhaltung geben, wo Einstellungen geplant sind. Die SNCF hat in den vergangenen zehn Jahren 25.000 Stellen abgebaut. Mitarbeiter, die in Rente gegangen sind, wurden nicht ersetzt. In diesem Jahr sollen 1.000 Stellen abgebaut werden. Der Vorstand der SNCF will am 10. März 2015 mit dem Gesamtbetriebsrat über die Zukunft des Unternehmens reden.