/ Regeln für die ungeregelte Finanzwelt

Die europäische Direktive „Alternative Investment Fund Managers Directive“ geht zurück auf das Jahr 2009. Und die Initiative der Europäischen Kommission damals geht wiederum zurück auf die Finanzkrise der Jahre 2007/2008. Hedge wurden in jener Zeit mit für die Finanzkrise verantwortlich gemacht. Der politische Wunsch nach Regulierung der Finanzwelt machte sich an den ungeregelten Fonds fest, während der Regulierungswunsch bei den Banken bis heute mehr oder weniger im Sande verlief. Allerdings gab es mit der europäischen Direktive UCITS im Fondsbereich ein Vorbild, das mit der Regulierung ein Erfolgsmodell geschaffen hatte.
Die neue Direktive, die alle unregulierten Fonds umfasst, hat einen wesentlichen Unterschied zu den Publikumsfonds. Sie betrifft nicht die Inhalte der Fonds, sondern die juristischen Personen, die mit der Verwaltung, dem Vertrieb und den Anlagen-Entscheidungen zu tun haben. Die Aufsichtsbehörde erteilt einen Pass der Auflagen enthält. Der Fonds selbst muss über einen Jahresbericht transparenter sein. Er muss sich in eine Struktur begeben, die aus drei Teilen besteht: Der Manager, die Verwaltung, die Depotbank. Um diese drei Teile herum muss eine Struktur unter anderem mit einem Verwaltungsrat geschaffen werden. Es muss eine Überwachung der Gesetzmäßigkeit garantiert werden (Compliance) und es gelten Bestimmungen für den Vertrieb. Betroffen von dieser Regulierung sind Hedgefonds oder Private Equity Fonds (Fonds, die sich an privaten Unternehmen beteiligen), oder geschlossene Immobilienfonds, Rohstofffonds, Infrastrukturfonds oder institutionelle Fonds.
Vorteil
Im Jahre 1988 hat Luxemburg durch die schnelle Umsetzung der ersten Direktive zur Regulierung von Publikums-Investmentfonds einen Vorteil verschafft, der dazu führt, dass die Investmentfonds heutzutage ein Zehntel der wirtschaftlichen Leistung des Landes darstellen. Sie beschäftigen 14.000 Menschen, die derzeit 2,6 Billionen Euro verwalten, sagt Francois Drazdik, Verwaltungschef des Luxemburger Investmentfonds-Verbandes Alfi gegenüber tageblatt.lu. Die neue Direktive AIFMD entsteht in einer anderen Situation. Sie tritt im Prinzip überall in Europa am 22. Juli in Kraft. Bei einer trotz aller Fülle der Tagesordnungspunkte des Parlamentes notwenigen Verabschiedung am Mittwoch, wird sie sie vermutlich um den 17. Juli im Amtsblatt veröffentlicht und damit noch rechtzeitig gültig.
Das ist wichtig, denn Luxemburg gewährt den unregulierten Fonds, die sich bisher niedergelassen haben, eine Sonderregelung. Sie haben ein Jahr Zeit, alle Formalitäten zu erfüllen, um das neue Gesetz zu befolgen (Grandfather-Regelung). Das gibt Luft, um zum Beispiel die komplizierten Verträge mit den Depotbanken abzuschließen und die Unterlagen der Finanzaufsicht CSSF zur Klärung vorzulegen. Wer nach der Verabschiedung des Gesetzes immer noch unreguliert auf den Cayman Islands arbeiten will, kann dies tun. Er bekommt seine Zulassung zur Regulierung – wenn er will – aber frühestens im Jahre 2015, erklärt Claude Niedner, Partner der Anwaltskanzlei Arend & Medernach im Gespräch mit dem Tageblatt. Das heißt, die zukünftig regulierten „alternativen Anlagen“, haben zwei Jahre Zeit sich auf dem Weltmarkt mit ihren Vorteilen zu etablieren. Claude Niedner ist sich aber sicher: „AIFMD wird die Anlagewelt spalten“.
Kein Zeitvorteil
Die Tatsache; dass die Direktive im Prinzip überall in Europa zum selben Zeitpunkt umgesetzt sein soll, gibt Luxemburg keinen Zeitvorteil mehr. Deutschland hat das Umsetzungsgesetz schon verabschiedet, Irland wird es zum 22. Juli tun. Frankreich steht vor der Abstimmung Ende Juli. „Italien liegt etwas hinten“, sagt Keith Borman von State Street. Jersey denkt an eine Umsetzung 2015, Guernsey hat noch gar nichts unternommen. Auch Großbritannien hat gerade einige Leitsätze veröffentlicht. Die Idee der Gleichzeitigkeit verwirklicht sich also nicht. Allerdings: „Wir haben in den Roadshows der Alfi seit über einem Jahr auf unsere Lösungen immer wieder hingewiesen“, sagt Doris Marx von DWS gegenüber dem Tageblatt. In der Londoner Konferenz, die Alfi traditionell veranstaltet, gab es in diesem Jahr kein anderes Thema als die Luxemburger Vorteile durch die Regulierungserfahrungen und die Dichte der Spezialisten für diese Erfahrungen.
Große Bedeutung
Das am Mittwoch zu beschließende Gesetz hat schon jetzt große Bedeutung für Luxemburg. Im Immobilienbereich gibt es alleine 250 Fonds in Luxemburg mit einem zu verwaltenden Volumen von 26,6 Milliarden Euro. Bei den Hedge Funds und Dach-Hedge Funds sind insgesamt 1.624 Fonds mit einem Volumen von 57,3 Milliarden Euro zugelassen. Und bei den Risikofonds und den Private Equity Fonds handelt es sich um 412 Fonds mit einem Gesamtvolumen von 42, 5 Milliarden (alle Stand März 2013).
Der Luxemburger Investmentfondsverband hatte am Vorabend des Parlamentsbeschlusses zu einer Tagung in die Handelskammer eingeladen. Der Andrang war so groß, dass Zusatzstühle in den Saal gestellt werden mussten. Zeichen dafür, dass am Vorabend einer neuen Regelung die Fondswelt nach Informationen hungert.
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