Qantas fliegt mit Senföl

Qantas fliegt mit Senföl

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Die australische Fluglinie Qantas ist zum ersten Mal mit Biotreibstoff von Los Angeles nach Melbourne geflogen. Im Tank war noch ein Gemisch, doch selbst das sparte bei 15 Stunden in der Luft bereits 18.000 Kilogramm an CO2-Emissionen.

Berechnet man auf der Internetseite MyClimate.org seinen persönlichen CO2-Ausstoß für einen Flug zwischen Los Angeles und Melbourne, so kommt man auf 2,5 Tonnen Kohlendioxid pro Person. Einfache Strecke. Eine katastrophale CO2-Bilanz. Die australische Fluglinie Qantas will diese Emissionen nun reduzieren und hat erstmals einen Transpazifikflug mit einem Biokraftstoff betrieben. Im Tank der Boeing Dreamliner 787-9 waren immerhin 10 Prozent Senföl beigemischt. Auf den 15 Stunden Flug wurden so nach Angaben der Fluglinie 18 Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Dies sollen immerhin 7 Prozent weniger Emissionen als normal auf der Strecke gewesen sein.

Langfristig glaubt Qantas, den CO2-Ausstoß damit sogar um bis zu 80 Prozent im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin reduzieren zu können. Die Fluglinie nannte den Flug in einer Presseerklärung deswegen „historisch“ und „einen großen Schritt in Richtung nachhaltige Luftfahrt“.

Der Biokraftstoff wird aus der Pflanze Brassica carinata hergestellt. Dies ist eine Senfpflanze, die sich nicht für den Verzehr eignet und die Bauern als Zwischenfrucht anbauen können, um die Bodenqualität zu verbessern und Erosion vorzubeugen. Entwickelt wurde das Produkt von dem Agrartechnologieunternehmen Agrisoma Biosciences in Kanada. Qantas plant jedoch, für seinen Biotreibstoff mit australischen Farmern zusammenzuarbeiten, die die erste kommerzielle Ernte bis 2020 einfahren sollen.

Senfpflanze gedeiht gut in Australien

Die Pflanze, die im Deutschen auch als Abessinischer Senf bekannt ist, soll keine speziellen Produktions- oder Verarbeitungstechniken erfordern und zudem wenig Wasser brauchen. Feldversuche der Universität von Queensland in Gatton und im südaustralischen Bordertown kamen zu dem Schluss, dass die Pflanze im australischen Klima gut gedeihen sollte. Auf einem Hektar können 400 Liter Flugbenzin oder 1.400 Liter erneuerbarer Diesel produziert werden.

Bereits 2012 haben Qantas und seine hauseigene Billigfluglinie Jetstar erste Biotreibstoff-Flüge getestet. Damals flogen ein A330 zwischen Sydney und Adelaide und ein A320 zwischen Melbourne und Hobart mit Biokraftstoff aus Altspeiseöl, das im Verhältnis 50:50 mit herkömmlichem Kerosin gemischt worden war.

Auch Lufthansa testet

Auch andere Unternehmen haben bereits mit Biokraftstoff experimentiert, darunter Alaska Airlines, die niederländische Fluglinie KLM oder Qatar Airlines, die im Oktober 2009 den weltweit ersten kommerziellen Linienflug mit einem synthetischen Treibstoff meldete. Auch die deutsche Lufthansa hat bereits alternative Treibstoffe zum Einsatz gebracht. 2011 erprobte das Unternehmen über sechs Monate als erste Fluggesellschaft weltweit den Einsatz von Biotreibstoff im regulären Flugbetrieb. 2014 flog eine Maschine von Frankfurt nach Berlin-Tegel mit einer zehnprozentigen Beimischung der Biokerosin-Komponente Farnesan. 2016 betankte die Fluglinie ihre Flugzeuge im norwegischen Oslo mit einer Kraftstoffmischung, die fünf Prozent Biokerosin enthielt.

Die Lufthansa betont auf ihrer Webseite, bei diesen alternativen Treibstoffen besonders auf das Thema Nachhaltigkeit zu achten. „Bevor wir beispielsweise Kraftstoff aus Energiepflanzen einsetzen, muss sichergestellt sein, dass der Anbau der infrage kommenden Energiepflanzen zu keinem Zeitpunkt in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht“, heißt es dort. In der Vergangenheit gab es vor allem beim Biodiesel für Autos schwere Kritik, wenn das dafür verwendete Palmöl aus Indonesien oder Malaysia stammte, wo wertvolle Regenwälder den Plantagen zum Opfer fallen.