Mit Verlust ins neue Jahr

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Die Commerzbank tut sich weiter schwer. Erste operative Erfolge werden von den Kosten für den Konzernumbau aufgezehrt. Der Vorstand macht keinen Hehl daraus: Auch 2013 wird noch einmal schwierig.

Die Commerzbank ist wie erwartet mit einem Verlust ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal stand unter dem Strich ein Minus von 94 Millionen Euro, wie das Institut am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Vor einem Jahr hatte die Bank noch 355 Millionen Euro verdient. Analysten hatten mit einem höheren Verlust gerechnet.

Wie angekündigt belastete das eingeleitete Sparprogramm das Ergebnis mit knapp 500 Millionen Euro Kosten. Zudem drückte das niedrige Zinsniveau auf die Erträge, und der teilverstaatlichte Dax-Konzern musste seine Vorsorge für faule Kredite erhöhen. Einen konkreten Ausblick für dieses Jahr traute sich der Vorstand erneut nicht zu.

„Obwohl zu Jahresbeginn die Verunsicherung unserer Kunden sowie der Kapitalmarktteilnehmer insgesamt etwas nachgelassen hat und wir einen Provisionsüberschuss fast auf Vorjahresniveau erreichen konnten, ist es noch zu früh, von einer grundlegenden Trendwende zu sprechen“, erklärte Commerzbank-Chef Martin Blessing.

Resultat übertraf Erwartungen

Das operative Ergebnis vor Steuern – aus dem die Commerzbank Sonderbelastungen wie Rückstellungen für den geplanten Konzernumbau herausrechnet – übertraf trotz eines Rückgangs um knapp 20 Prozent auf 469 Millionen Euro die Erwartungen am Markt. Die Commerzbank profitierte von der wieder besseren Stimmung an den Finanzmärkten: Kunden handelten wieder aktiver mit Anleihen und Aktienderivaten. Zudem profitierte sie von der Neubewertung eigener Verbindlichkeiten.

Deutlich besser lief es auch in der konzerneigenen Abbausparte. Sie reduzierte den Vorsteuerverlust um gut 400 Millionen Euro auf 87 Millionen. In diesem Bereich hat die Commerzbank jene Geschäftsteile geparkt, die sie loswerden möchte – etwa ein großes Paket von Finanzierungen von Schiffen und gewerblichen Immobilien.

Schub für Kapitalerhöhung

Dass das Ergebnis trotz roter Zahlen insgesamt besser ausfiel als erwartet, könnte der erneuten Kapitalerhöhung einen Schub geben. In den kommenden Wochen will das Institut 2,5 Milliarden Euro frisches Geld einsammeln, um damit die verbliebene direkte Staatshilfe aus der Zeit der Finanzkrise zurückzuzahlen.

Durch die Kapitalerhöhung will die Commerzbank zugleich die harte Kernkapitalquote um einen Prozentpunkt steigern. Der Wert lag unter Einbeziehung aller erst künftig geplanten Regeln («Basel III») Ende März bei 7,5 Prozent. Bis Ende 2014 will die Commerzbank 9 Prozent erreichen. Kernkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.

Kampf um Trendwende

Die Commerzbank kämpft seit langem um eine Trendwende. Sorgenkind im Kerngeschäft ist das Privatkundengeschäft. Im ersten Quartal gab es hier zumindest einen kleinen Lichtblick. Zwar halbierte sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, allerdings war das Ergebnis besser als in den drei Quartalen zuvor. Vorstandschef Blessing wertete das als ersten Beleg für die Wirksamkeit der neuen Strategie, die besonders im Privatkundengeschäft ansetzt.

Mittelfristig plant die Bank ein neues Filialkonzept und will mit flexibleren Öffnungszeiten mehr Kunden werben. Zugleich sollen die Kosten runter: Bis 2016 sollen 4000 bis 6000 Vollzeitstellen gekappt werden – ein Schwerpunkt dabei ist das Privatkundengeschäft. Frühestens 2014 soll sich der Konzernumbau nach bisherigen Planungen auszahlen. In diesem Jahr rechnet das Institut mit hohen Belastungen.

An der Börse hat sich die Commerzbank-Aktie seit langem vom Rekordkurs des Leitindex Dax abgekoppelt. Dass das Papier nach Jahren des Kursverfalls inzwischen wieder über 10 Euro notiert, hat es reiner Kosmetik zu verdanken: Ende April bündelte die Bank zehn alte Aktien zu einer neuen – als Vorbereitung der Kapitalerhöhung.