/ Milliardenstrafe wegen Ramschanleihen

Die Ratingagentur S&P muss 1,5 Milliarden Dollar Strafe zahlen. Das US-Unternehmen teilte am Dienstag mit, einen Vergleich mit dem US-Justizministerium, 19 Bundesstaaten und der Hauptstadt Washington geschlossen zu haben. Auch mit dem kalifornischen Pensionsfonds CalPERS einigte sich Standard & Poor’s außergerichtlich.
Die Ratingagentur soll Investoren über die Qualität von Wertpapieren getäuscht haben, in denen schlecht abgesicherte Hypotheken gebündelt waren. Ab 2007 hatten sich in den USA die Fälle gehäuft, in denen einkommensschwache Hausbesitzer ihre Darlehen wegen steigender Zinsen nicht mehr abzahlen konnten. In einer Art Domino-Effekt löste dies eine weltweite Finanzkrise aus, weil die faulen Kredite von Bank zu Bank als Geldanlage weitergereicht worden waren.
Die Klage kam im Februar 2013
Das US-Justizministerium hatte im Februar 2013 Klage gegen Standard & Poor’s eingereicht. Die Ratingagentur wies diese als „vollkommen ungerechtfertigt“ zurück. Zwar bedauerte das Unternehmen damals, dass es nicht gelungen sei, die „rapide Verschlechterung der Bedingungen auf dem US-Hypothekenmarkt einzuschätzen“. Gleichwohl seien die S&P-Experten nicht die Einzigen, die das Ausmaß der Krise falsch eingeschätzt hätten. Nun muss Standard & Poor’s gut 687 Millionen Dollar an das US-Justizministerium überweisen. Die 19 Bundesstaaten und Washington erhalten ebenfalls gut 687 Millionen Dollar, der Pensionsfonds CalPERS bekommt 125 Millionen Dollar.
Die Ratingagentur legte am Dienstag Wert darauf, dass sie keine Gesetzesverstöße zugegeben habe. Mit den Vergleichen hätten ein langes Verfahren und weitere Gerichtskosten abgewendet werden sollen. Die Zahlungen seien „im besten Interesse der Firma und der Anteilseigner“, hieß es.
Firma schlug Warnungen in den Wind
Allerdings räumte Standard & Poor’s ein, dass sich Mitarbeiter intern über die zu positive Bewertung der Hypothekenpapiere beschwert hätten. „Die Führung des Unternehmens hat die Warnungen von altgedienten Analysten ignoriert“, erklärte US-Justizminister Eric Holder. Das Vorgaukeln der Kreditwürdigkeit von Ramschpapieren habe der Wirtschaft „schweren Schaden“ zugefügt und zu der schlimmsten Finanzkrise seit der Großen Depression in den 1930er Jahren beigetragen.
Als Teil des Vergleichs nahm Standard & Poor’s den Vorwurf zurück, dass die US-Regierung das Verfahren als Vergeltung für die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit eingeleitet habe. Die Ratingagentur hatte den US-Staatsanleihen im Sommer 2011 angesichts des wiederkehrenden Haushaltsstreits zwischen Demokraten und Republikanern im Kongress die Bestnote „AAA“ entzogen.
Ratingagenturen bewerten das Ausfallrisiko von Wertpapieren und beeinflussen damit maßgeblich die Entscheidungen von Investoren. In den Jahren vor der Finanzkrise gaben Standard & Poor’s und die beiden anderen großen US-Agenturen, Moody’s und Fitch, den dubiosen Hypothekenpapieren regelmäßig Bestnoten. Üblicherweise wurden die Bewertungen von den Banken bezahlt, welche die risikoreichen Wertpapierpakete zusammengeschnürt hatten. Nach Angaben des „Wall Street Journal“ läuft derzeit auch ein Verfahren gegen Moody’s wegen der Notenvergabe vor der Finanzkrise.
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