Mikro-Versicherungen – ganz groß

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Der Finanzplatz Luxemburg interessiert sich nicht nur für wohlhabende Millionäre. Bereits seit Jahren wird zudem versucht, die finanzielle Expertise zu nutzen, um die Armut in der Welt zu bekämpfen. Der Sektor der Mikrofinanz wurde so mit viel Erfolg auf- und ausgebaut. Am Dienstag feierte ein Teil davon, das Microinsurance Network, seinen 15. Geburtstag.

Rund 70 Fachleute aus allen Ecken der Welt haben sich am Dienstagmorgen in der Abtei Neumünster eingefunden. Sie sind für die dreitägige Jahreskonferenz des Microinsurance Network (Deutsch: Netzwerk für Mikroversicherungen) ins Großherzogtum gekommen.

Schwache und verletzliche Menschen stärken

Die Mikroversicherungen sind ein Teilbereich der großen Mikrofinanz. Doch Mikrokredite haben bereits einen langen Weg hinter sich: In den letzten Jahren haben sich die „Banken für die Armen“ oder die „Kleinstkredite für die Armen“ von einem Teilbereich der Entwicklungshilfe zu einem blühenden Wirtschaftssektor entwickelt. Es ist ein Mechanismus entstanden, der es den Investoren ermöglicht, eine Rendite zu erwirtschaften und gleichzeitig „Gutes“ zu tun.

Der Bereich der Mikroversicherungen ist noch weniger entwickelt. Er hat in den letzten Jahren begonnen, aus dem Bereich der Mikrofinanz herauszuwachsen, und sich als eigener Wirtschaftssektor zu profilieren. Satte 280 Millionen Kunden weltweit nutzen bereits heute Mikroversicherungen, so Annalisa Bianchessi, Sprecherin des Netzwerks, gestern gegenüber dem Tageblatt. Vor sechs Jahren wurde die Zahl der Kunden erst auf 135 Millionen geschätzt.

Milliarden potentieller Kunden

Besonders beeindruckend ist dabei aber die Zahl der potentiellen Kunden. Sie werden vom Microinsurance Network auf satte drei bis vier Milliarden Menschen geschätzt. Das wären Prämieneinnahmen in Höhe von rund 40 Milliarden Dollar, so Bianchessi. Zudem gibt es eine ganze Reihe Überschneidungen mit dem „normalen“ Finanzplatz. So beschäftigen sich alle mit der Frage, wie man am besten auf die Kunden eingeht, oder, welche Technologie die beste und kostengünstigste ist, um die Kunden zu erreichen.

Doch es ist nicht die Aussicht auf Gewinne, die die Menschen in dem Netzwerk motiviert. „Unsere Vision ist es, schwache und verletzliche Menschen zu stärken“, so Annalisa Bianchessi. Man wolle „inklusive Versicherungen“ schaffen – also Versicherungen, die sich jeder leisten kann.

Praktisch gesehen, versucht das Netzwerk somit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, etwa aus der Finanzwelt oder der Entwicklungshilfe, zusammenzubringen. Gemeinsam wird dann nach Lösungen gesucht.

Gegründet wurde das Netzwerk für Mikroversicherungen vor 15 Jahren in Luxemburg. Ursprünglich handelte es sich um eine einfache Arbeitsgruppe. Im Jahre 2012 wurde aus der Arbeitsgruppe eine eigenständige Organisation.

Gelder vom Luxemburger Staat

Und so wie bei der Mikrofinanz im Allgemeinen ist es auch bei den Mikroversicherungen der Luxemburger Staat, der den Bereich fördert. Seit der Gründung des Netzwerks ist dieser der wichtigste Geldgeber der Organisation, die heute rund 300 Mitglieder (darunter 80 Organisationen) und acht Angestellte zählt.

Im Rahmen der gestrigen Konferenz versprach dann auch Romain Schneider, Minister für Entwicklungshilfe, die Organisation auch in Zukunft weiter zu unterstützen. Gleichzeitig forderte er sie jedoch auf, auch weiter nach neuen Geldquellen zu suchen.

Von den Erfolgsversprechen der Mikroversicherungen im Rahmen der Armutsbekämpfung ist Minister Schneider jedenfalls überzeugt. „Mikroversicherungen spielen hierbei eine wichtige Rolle.“ Sie ermöglichen auch weniger wohlhabenden Haushalten, ihre Risiken zu managen.