UnternehmenMexikanische Femsa will Schweizer Kioskkonzern Valora schlucken

Unternehmen / Mexikanische Femsa will Schweizer Kioskkonzern Valora schlucken
Femsa bietet 1,1 Milliarden Schweizer Franken für die Schweizer Unternehmensgruppe Foto: Valora

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Mit der Übernahme des Schweizer Kioskkonzerns Valora will die mexikanische Fomento Económico Mexicano (Femsa) nach Europa vorstoßen. In Luxemburg ist die Schweizer Gruppe mit rund 70 „kkiosk“-Geschäftsstellen vertreten.

Der Einzelhandels- und Getränkeriese aus Mexiko legte am Dienstag ein Kaufangebot im Volumen von 1,1 Milliarden Franken für den Besitzer der Bäckereiketten Ditsch und Backwerk vor. „Valora verfügt über das Wissen, die Erfahrung, das Netzwerk und das nötige geschäftliche und kulturelle Verständnis für eine rasche und nachhaltige Expansion in den unterschiedlichen Märkten Europas“, erklärte Femsa-Manager Carlos Arenas. Mit dem Zukauf wolle der Konzern zu einem der führenden europäischen Betreiber von Convenience Stores werden, die in meist kleinen Geschäften vor allem sofort zu konsumierende Lebensmittel anbieten.

Femsa, mit 320.000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen Lateinamerikas, bietet 260 Franken je Valora-Aktie. Dies entspreche einem Aufschlag von 57 Prozent zum Durchschnittspreis der vergangenen 60 Handelstage. Der Verwaltungsrat und der größte Aktionär von Valora, Ernst Peter Ditsch, sprachen sich für die Transaktion aus. Der Vollzug des Deals werde für Ende September oder Anfang Oktober 2022 erwartet. Anschließend soll Valora vom Kurszettel der Schweizer Börse verschwinden.

Dort kletterte Valora im Morgenhandel um 50 Prozent auf 256,5 Franken. „Ein Gegenangebot ist nicht auszuschließen“, erklärte Reto Lötscher, Analyst der Luzerner Kantonalbank. Ein möglicher Interessent könnte der Schweizer Einzelhandelskonzern Migros sein. Eine Gegenofferte käme aber wohl nur zustande, wenn die bisher praktisch nur in der Schweiz tätige Migros nach Europa expandieren wolle.

Valora ist neben der Schweiz und Deutschland auch in Österreich, den Niederlanden und Luxemburg tätig. Die 2.700 Verkaufsstellen stehen vor allem an hochfrequentierten Standorten wie Bahnhöfen, Einkaufszentren oder Tankstellen. Valora erwirtschaftete 2021 mit rund 15.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,23 Milliarden Franken (2,32 Milliarden Dollar).

72 Verkaufsstellen in Luxemburg

In Luxemburg ist Valora seit dem Jahr 2001 aktiv. Damals hatte die Schweizer Gruppe das Geschäft von mpk (Messageries Paul Kraus) übernommen. Dessen Ursprünge gehen auf das Jahr 1896 zurück. Damals wurde der Grundstein des Pressegroßgeschäfts gelegt. Unter der Marke „kkiosk“ betreibt Valora heute 72 Verkaufsstellen im Großherzogtum. In den Kiosks zu kaufen gibt es, neben den traditionellen Presseprodukten, unter anderem auch Tabakwaren, Bücher, Süßwaren, Lottoscheine oder Telefonkarten.

Femsa ist mit einem Umsatz von 23 Milliarden Dollar zehnmal größer als die Schweizer Unternehmensgruppe. Der Konzern aus Monterrey betreibe die größte Convenience-Shop-Kette in Mexiko und Lateinamerika sowie über 3.600 Apotheken in vier lateinamerikanischen Ländern. Femsa sei zudem gemessen am Umsatz der weltweit größte Franchise-Abfüller für Coca-Cola-Produkte und der zweitgrößte Aktionär der niederländischen Brauerei Heineken.

Weil Femsa in Europa über keine eigene Organisation verfüge, sei die Sicherheit der Standorte und Arbeitsplätze gewährleistet. Mit Femsa im Rücken wolle Valora die bestehende Strategie beschleunigt umsetzen und sich an der Branchenkonsolidierung beteiligen.