May macht Vauxhall zur Chefsache

May macht Vauxhall zur Chefsache
(Kirsty Wigglesworth)

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Die britische Premierministerin Theresa May will sich bei Peugeot-Chef Carlos Tavares persönlich für den Fortbestand der Opel-Schwester Vauxhall einsetzen.

Es werde zu einem Treffen Mays mit Tavares auf Initiative der Franzosen kommen, erklärte ein Regierungssprecher in London, ohne ein Datum zu nennen. Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es bisher ebenfalls noch keinen Termin für ein Gespräch mit Tavares, das dieser anstrebt.

Merkel ist einem Sprecher zufolge aber stets über den laufenden Austausch der Bundesregierung mit allen Beteiligten informiert. Die Opel-Mutter General Motors hatte vergangene Woche erklärt, Opel/Vauxhall nach jahrelangen Verlusten an Peugeot verkaufen zu wollen. Opel hat in Deutschland gut 19.000 Mitarbeiter, Vauxhall in Großbritannien rund 4500.

Wirtschaftsministerium

Die Bundesregierung steht dem Wirtschaftsministerium zufolge auch in Kontakt mit der britischen Regierung. Man wolle sich nicht gegen die Briten ausspielen lassen. In Großbritannien wächst die Sorge um Vauxhalls Zukunft, nachdem die „Bild am Sonntag“ berichtet hatte, Peugeot wolle alle vier Standorte bei Opel in Deutschland erhalten.

Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig sagte dazu am Montag in der ARD, es gebe „konstruktive Signale“, aber noch keine verbindlichen Zusagen zu Job- und Standortgarantien, Machnig koordiniert die Kontakte der Bundesregierung zu allen Beteiligten.

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann bezeichnete den geplanten Zusammenschluss als Chance. Auch der Betriebsrat begrüßte das Vorhaben, machte seine Zustimmung aber von der Sicherung der Arbeitsplätze abhängig. Insidern zufolge gibt es von PSA Signale, die deutschen Opel-Standorte in Rüsselsheim, Kaiserslautern, Eisenach und Bochum zu erhalten und bis Ende 2018 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Eine Gelegenheit, die Pläne vorzustellen, hat Peugeot-Chef Tavares am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz des Autobauers. Ob er sich äußert, ist aber unklar.

Gewerkschaft Unite

Die britische Gewerkschaft Unite befürchtet, nach Beschäftigungszusagen für Deutschland könnte eine der beiden Fabriken auf der Insel geschlossen werden. Gewerkschaftschef Len McCluskey werde Tavares wohl am Freitag in London treffen. Die Gewerkschaft treibt ohnehin schon die Furcht um, durch den EU-Austritt Großbritanniens könnte die Industrie abwandern. In Deutschland ist auch die IG Metall in die Gespräche mit Politik und Unternehmen eingebunden.

Die Gewerkschaft werde darauf pochen, dass Tarifverträge auch bei einem Eigentümerwechsel eingehalten würden, sagte Bezirksleiter Jörg Köhlinger. Ein Tavares-Treffen mit dem britischen Wirtschaftsminister Greg Clark ist für Ende der Woche geplant. Der „Financial Times“ zufolge soll Clark ähnliche Zusagen wie an Nissan angeboten haben. Dem japanischen Autobauer garantierte die Regierung trotz Brexit ungehinderten Zugang zum europäischen Binnenmarkt, damit er weiter in Großbritannien produziert.

Auf Peugeot kämen mit dem Kauf womöglich milliardenschwere Pensionslasten zu. Diese belaufen sich für Vauxhall nach Informationen von Insidern auf eine Milliarde Pfund (rund 1,2 Milliarden Euro). Bei Opel sind es dem früheren Betriebsratschef Klaus Franz zufolge rund 4,6 Milliarden Euro.