MAN blickt unsicher in die Zukunft

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MAN hat ein Jahr mit Rekordumsatz und starken Verkaufszahlen hinter sich. Sondereffekte ließen den Gewinn dennoch kräftig schrumpfen. Auch der Blick auf 2012 fällt wenig euphorisch aus.

MAN bereitet sich nach einem starken Jahr 2011 auf tristere Zeiten vor. Nach einem Rekordumsatz und kräftig gewachsenen Verkaufszahlen erwartet der Lastwagen- und Motorenbauer in den kommenden Monaten schwierigere Geschäfte und sinkende Erlöse. Aber selbst diese vorsichtige Prognose steht unter dem Vorbehalt, dass die Politik die Euro-Schuldenkrise in den Griff bekommt.

Die Freude über die brummenden Geschäfte 2011 wird von teuren Aufräumarbeiten getrübt – unter dem Strich musste die jüngste Volkswagen-Tochter 2011 kräftig Federn lassen. Der Gewinn schmolz vor allem wegen der Lösung im Dauerstreit um den Industriedienstleister Ferrostaal auf nur noch 247 Millionen Euro zusammen. 2010 waren es noch 722 Millionen Euro.

155 520 LKW udn Busse verkauft

Der Umsatz hingegen erreichte mit einem Plus von 12 Prozent den Rekordwert von 16,5 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Dienstag mitteilte. Der operative Gewinn machte einen großen Satz von 43 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro. «2011 war ein sehr erfolgreiches Jahr für MAN», sagte Konzernchef Georg Pachta-Reyhofen. „Trotz der weiterhin bestehenden Verunsicherung, vor allem an den Finanzmärkten, haben wir die guten Geschäftszahlen des Vorjahres noch einmal deutlich übertroffen.“ Zugelegt hat das Nutzfahrzeuggeschäft. Der Umsatz der Sparte stieg um 19 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro. Insgesamt verkaufte MAN weltweit 155 520 Lastwagen und Busse.

In diesem Jahr dürfte diese Zahl wohl geringer ausfallen. Vor allem im wichtigen Markt Brasilien wird es nach Einschätzung von Finanzvorstand Frank Lutz abwärts gehen. „In Europa rechnen wir mit einem stabilen Nutzfahrzeuggeschäft, in etwa auf dem Niveau von 2011“, sagte Lutz. Derzeit spüre MAN aber nichts von einer Krise. „Der Auftragseingang war auch im Januar auf einem stabilen hohen Niveau“, sagte Pachta-Reyhofen. Die Konkurrenten Volvo und die Schwester Scania bekommen die schwächere Dynamik bereits zu spüren und fahren die Produktion zurück.

Nur ein Übergangsjahr

„Das Jahr 2012 dürfte ein Übergangsjahr für den Konzern werden“, schreibt der Autoexperte der NordLB, Frank Schwope, in einer ersten Analyse. Er wertet die Zahlen als enttäuschend. Vor allem rechnet er damit, dass die Mutter Volkswagen ihren Anteil von 55,9 Prozent auf Sicht auf 75 bis 100 Prozent aufstocken wird. Die Wolfsburger hatten 2011 nach einem jahrelangen Hickhack um die Zukunft von MAN und der schwedischen VW-Tochter Scania Nägel mit Köpfen gemacht und die Mehrheit an MAN übernommen. Unter dem VW-Dach soll künftig das Geschäft mit schweren Lastwagen gebündelt werden. Wie die Struktur am Ende aussehen wird, ist noch offen.

Derzeit arbeiten Arbeitsgruppen beider Hersteller daran, die Zusammenarbeit auf eine gemeinsame Grundlage zu stellen und Sparpotenziale zu finden. Das Verhältnis zwischen den beiden traditionsreichen Unternehmen gilt nach einem gescheiterten Übernahmeversuch von MAN seit Jahren als nicht eben einfach. „Es läuft gut“, sagt hingegen Pachta-Reyhofen. Die kommenden Monate dürften für dieses Projekt recht spannend werden – klare Aussagen dazu, wie innerhalb von Volkswagen das Geschäft mit Nutzfahrzeugen und schweren Lastwagen organisiert wird, gab es am Dienstag nicht. Pachta-Reyhofen erhofft sich von der Übernahme aber „Rückenwind“.

Gegenwind spürte MAN 2011 durch Sonderbelastungen. „So erfreulich das Jahr 2011 für uns war, so schmerzlich sind die Sondereffekte“, sagte Lutz. Der größte Brocken waren die Kosten für den Rückkauf der Ferrosstaal-Anteile vom Staatsfonds IPIC aus Abu Dhabi und die Weitergabe an die Hamburger MPC. Die Lösung des zähen Streits schlug mit 434 Millionen Euro zu Buche. Auch eine Neubewertung der Anteile an der schwedischen VW-Tochter Scania drückte mit 182 Millionen Euro auf die Bilanz der Münchner. Für die Aktionäre soll es dennoch eine um 30 Cent erhöhte Dividende von 2,30 Euro pro Anteilsschein geben. Damit würde MAN rund 338 Millionen Euro ausschütten.