Lactalis will Parmalat übernehmen

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Nur wenige Stunden vor einem französisch-italienischen Gipfel flattert der italienischen Parmalat ein Übernahmeangebot aus Paris ins Haus. In Italien formiert sich der Widerstand.

Neuer Zank zwischen Italien und Frankreich in Sicht: Nur wenige Stunden vor dem Beginn eines Spitzentreffens beider Länder in Rom hat der französische Konzern Lactalis ein Übernahmeangebot für den italienischen Milchriesen Parmalat abgegeben, das die Regierung in Rom verhindern will. Nach Angaben des französischen TV-Senders BFM vom Dienstag beläuft sich die Offerte auf 3,37 Milliarden Euro – das wären nach Berichten der Online-Ausgabe der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ 2,6 Euro pro Aktie. Die Papiere von Parmalat zogen an der Mailänder Börse um knapp 11,60 Prozent an.

Lactalis hatte erst vor rund einem Monat seinen Anteil an dem italienischen Lebensmittelgiganten auf knapp 30 Prozent erhöht. Die Regierung in Rom hatte dies mit einem Dekret gekontert. So soll verhindert werden, dass ausländische Konkurrenten bedeutsame italienische Konzerne kaufen. Als Folge war die Parmalat- Hauptversammlung von Mitte April auf Ende Juni verschoben worden.

Konsortium bilden

Italienischen Medienberichten zufolge wollten sich mehrere italienische Banken noch Anfang dieser Woche zusammensetzen, um ein Konsortium zu bilden – als „italienische Alternative“ für eine Übernahme des Konzerns. Auch der erfolgreiche Nutella-König Ferrero Deutschland hatte sich vor einigen Wochen für Parmalat interessiert.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy meinte nach dem Gipfel auf eine Frage zu dem Übernahmeangebot: „Ihr habt eine blühende Wirtschaft von kleinen und mittleren Betrieben, wir haben große Gruppen. Es besteht also kein Grund, sich zu bekriegen.“ Lactalis sei bereits der größte Partner von Parmalat, daher „sind wir gezwungen, eine Lösung zu finden“. Paris habe volles Vertrauen in den italienischen Wirtschaftsminister Giulio Tremonti gemeinsam eine Übereinkunft zu finden.

Berlusconi diplomatisch

Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi gab sich diplomatisch und meinte: „Ich hoffe, dass große französisch-italienische und italienisch-französische Gruppen entstehen, die zusammen im globalen Wettbewerb bestehen können.“ Der italienische Landwirtschaftsverband „Coldiretti“ äußerte sich dagegen besorgt, die 40 000 italienischen Milchhöfe müssten verteidigt werden. Dabei sei – abgesehen von der Nationalität der Marke – zu garantieren, dass italienische Rohprodukte gekauft und verarbeitet würden. Schon heute kämen drei von vier Litern haltbarer Milch, die in Italien als „Made in Italy“ verkauft wird, eigentlich aus dem Ausland.

Parmalat war im Dezember 2003 unter einem Schuldenberg von mehr als 14 Milliarden Euro zusammengebrochen. Der ehemalige Parmalat-Chef Calisto Tanzi hatte mit seinen Mitarbeitern über Jahre Bilanzen gefälscht. Der Fall gilt als einer der größten Betrugsskandale der europäischen Unternehmensgeschichte.