Kühle Dusche für die Märkte

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Von unserem Korrespondenten John Dyer

Die US-Notenbank Fed könnte ihre Zinsen in diesem Jahr rascher anheben als bisher geplant. Das geht aus nun veröffentlichten Protokollen hervor. Die Fed fürchtet aufgrund des Wirtschaftsaufschwungs und der Steuerreform eine Überhitzung.

Innerhalb der US-Notenbank Fed werden die Stimmen immer lauter, die bei den Zinserhöhungen ein höheres Tempo fordern. „Die Auswirkungen der kürzlich beschlossenen Steueränderungen – obwohl noch ungewiss – könnten in naher Zukunft etwas größer sein, als bisher angenommen“, heißt es im Protokoll des Offenmarktausschusses der Fed, das am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Niedrigzinsen sollen ein Ende haben

Das Protokoll der Sitzung vom 30. und 31. Januar des Ausschusses bezieht sich auf die Steuersenkungen in Höhe von 1,5 Billionen Dollar (1,2 Billionen Euro), die Präsident Donald Trump und seine den Kongress kontrollierenden Republikaner im vergangenen Jahr beschlossen haben.

Durch die Reform wird die Unternehmenssteuer von 35 auf 21 Prozent gesenkt, die Steuern für international aktive US-Unternehmen, die 2 Billionen Dollar an Vermögenswerten im Ausland halten, werden reduziert und die individuellen Steuern für zehn Jahre gesenkt. Neben der Möglichkeit, dass die Steuersenkungen eine Investitionswelle auslösen, wächst die US-Wirtschaft schon jetzt stetig, heißt es in dem Protokoll.

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts betrug im letzten Quartal 2,6 Prozent, die ohnehin niedrige Arbeitslosigkeit dürfte weiter sinken, die Verbraucher haben sich von der Finanzkrise 2008 erholt und die Löhne steigen nach Jahren der Stagnation. Damit geht das Niedrigzinsumfeld, das den Zeitraum seit der Finanzkrise 2008 geprägt hat, wohl zu Ende, argumentierten viele Ausschussmitglieder.

Fed will stabile Erhöhungen

Während die Mehrheit der Ausschussmitglieder anerkennt, dass die Preise und Löhne noch nicht über das Ziel der Fed von 2 Prozent jährlich hinaus steigen, sind sie wegen der Inflation zunehmend besorgt. „Eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums könnte die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt noch stärker verschärfen, als es derzeit erwartet wird, was Risiken für die Inflation und die finanzielle Stabilität mit sich bringen würde, die mit einer beträchtlichen Überschreitung der Vollbeschäftigung verbunden sind“, heißt es in dem Protokoll.

Die Fed prognostiziert, dass die Inflation das 2-Prozent-Ziel der Zentralbank im nächsten Jahr erreichen und dann unverändert bleiben würde. Daraufhin stimmten die Ausschussmitglieder zu, ihre Empfehlung für die Leitzinsen von „graduellen Erhöhungen“ auf „weitere graduelle Erhöhungen“ zu ändern.

Das ist eine geringfügige Änderung, aber sie deutet darauf hin, dass die Fed die Zinsen kurz- und mittelfristig anheben will, statt Erhöhungen jeweils von Sitzung zu Sitzung in Betracht zu ziehen. Die Änderung ist auch deshalb wichtig, weil die Januar-Sitzung Janet Yellens letzter Auftritt als Fed-Vorsitzende war. Das Protokoll veranschaulicht das Denken des neuen Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, der seine Amtszeit Anfang Februar begann. Der Ausschuss beschloss im Januar einstimmig, die Zinsen zwischen 1,25 Prozent und 1,5 Prozent zu halten.

Investoren fürchten Inflation

Die Fed hielt den Zinssatz in den neun Jahren nach der Finanzkrise von 2008 in der Nähe von null. Seitdem hat sie den Satz fünfmal leicht angehoben. Im Dezember prognostizierte sie drei Erhöhungen für Jahr 2018, die nächste ist nun für März geplant.

Das Fed-Protokoll veranschaulicht die Meinung der Ausschussmitglieder vor dem jüngsten Ausverkauf und den Turbulenzen an den weltweiten Aktienmärkten sowie den steigenden Renditen von Staatsanleihen. Diese Entwicklungen basieren auf den Ängsten der Investoren vor der Inflation.

Beobachter haben inzwischen darauf hingewiesen, dass Bedenken über wesentliche Zinserhöhungen, welche die US-Wirtschaft destabilisieren würden, unbegründet sind. „Die Fed hält an drei Erhöhungen fest“, sagte Peter Boockvar, Chief Investment Officer der Bleakley Advisory Group, in einer Mitteilung an die Kunden. Daraufhin gaben die amerikanischen Börsen deutlich nach.