Krecké wirbt für Luxemburg

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Luxemburg möchte engere wirtschaftliche Bindungen mit Portugal knüpfen. Auf einem hochkarätig besetzten Seminar im Lissaboner „Ritz“ präsentierten unter anderem der Großherzog und Wirtschaftsminister Jeannot Krecké die Vorzüge Luxemburgs.

Von unserem Redakteur
Stefan Osorio-König,
zurzeit Lissabon
 

Das Großherzogtum möchte wirtschaftlich stärker mit Portugal zusammenarbeiten. Und auch die Unternehmen sollen sich verstärkt für den Markt des jeweils anderen Landes interessieren.

„Wir haben oftmals ein überholtes Bild voneinander“, so Großherzog Henri in seiner Ansprache. „Das Luxemburg von heute ist wirtschaftlich sehr stark diversifiziert, technologisch hoch entwickelt und seine Arbeitskräfte haben ein hohes Bildungsniveau“, so der der Luxemburger Staatschef. Das Großherzogtum wäre nicht das, was es ist, ohne die portugiesische Gemeinde im Land. „Luxemburg war schon immer ein Land von Immigration“, so der Großherzog weiter. „Aber die portugiesischen Zuwanderer waren die ersten, die in sehr großer Zahl kamen. Ich bin stolz auf die portugiesische Gemeinde, die geholfen hat, unser Land zu dem zu machen, was es heute ist.“

Wirtschaftsminister Jeannot Krecké warb für Luxemburg als ein Land, das viele Business-Möglichkeiten biete. In diesem Zusammenhang erinnerte Krecké auch an die Entstehungsgeschichte der Finanz- und Wirtschaftskrise. „In nur einer Woche, am 15. September, jährt sich zum zweiten Mal ein Ereignis, das Erdbeben, das die Weltwirtschaft bis tief ins Mark erschüttert hat: der Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers.“ Siehe Bildstrecke
Viele hätten damals geglaubt, dass damit das Ende der Marktwirtschaft, wie wir sie bis dato kannten, eingeläutet worden sei. „Luxemburg und Belgien reagierten damals schnell“, so der Minister weiter. „Die Dexia hat überlebt, die Fortis wurde in ein anderes Institut integriert.“ Durch das schnelle Handeln der Regierungen seien auch die Arbeitsplätze gerettet worden. „Die Entscheidungen, die wir in jenen Nächten trafen, waren die denkwürdigsten in meinem ganzen Leben“, so Krecké weiter.

Der Ablauf der Ereignisse habe auch gezeigt, wie verzahnt die Weltwirtschaft wirklich ist. Eine Hypothek mit hohem Risiko in einer US-Kleinstadt könne so direkte Auswirkungen auf die Wirtschaft in Europa haben. „Der Textilarbeiter in China, der Arbeiter in einer deutschen Automobilfabrik oder die Ersparnisse einer Rentnerin, all das hängt heute ganz eng zusammen.“

Der Wirtschaftsminister kritisierte auch das Streben nach immer höheren Profiten. Was davon übrig geblieben sei, erinnere an den Kater nach einer großen Party.
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir schon an sicheren Ufern sind“, so Krecké. Die Initiativen zur Regulierung der Märkte seien weich gespült worden. „Es macht mich traurig, wenn ich mir heute die Märkte angucke und feststellen muss, dass sich nichts verändert hat.“

Wirtschaftswachstum könne nicht heraufbeschworen, sondern müsse durch harte Arbeit und Anstrengung erarbeitet werden. Zukunftsweisend seien dabei Investitionen in Forschung und Entwicklung. Dies heiße nicht, dass jeder in Zukunft ein Akademiker sein müsse. Aber Europa müsse durch die Köpfe seiner Beschäftigten überzeugen.

Eine Wirtschaft, die auf bestem Fachwissen beruht, müsse offen für die Welt sein. Portugal könne ein wichtiges Sprungbrett für Luxemburger Unternehmen in Richtung Afrika oder den Wachstumsmarkt Brasilien sein.

Die globalisierte Wirtschaft und notwendigen Investitionen waren auch Thema des Vortrags des portugiesischen Wirtschafts- und Innovationsministers José Vieira Da Silva. „Wir müssen uns der Globalisierung stellen und sie als Chance begreifen“, so Vieira Da Silva.

Auf zwei großen Baustellen arbeite die Regierung im Moment. Zum einen sei es wichtig, weiter Bürokratie abzubauen, zum anderen müsse wesentlich mehr in Forschung und Entwicklung investiert werden.

„Wir haben die Ambition, die Struktur unserer Exporte zu verändern“, so der Minister weiter. „Wir möchten mehr Produkte exportieren, die einen hohen Mehrwert haben.“ Drei strategische Sektoren seien dabei wichtig. „Der Energiesektor ist eine unserer Prioritäten. Wir arbeiten darauf hin, unsere Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren. Und vor allem ist es uns ganz wichtig, die erneuerbaren Energiequellen stark auszubauen.“ Aber auch die Weiterentwicklung der Tourismusbranche und der Forschung seien für die portugiesische Regierung prioritär.