Kalifornien geht gegen Scheinselbstständigkeit vor

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Amerikas Unternehmen könnten die billigen Arbeitskräfte ausgehen. Viele Unternehmen beschäftigen Freiberufler, um damit Sozialabgaben einzusparen. Nun verbietet ein kalifornisches Gericht Scheinselbstständigkeit. Davon könnten auch Firmen wie Uber oder Amazon betroffen sein.

Von unserem Korrespondenten John Dyer

Uber, Amazon und viele andere amerikanische Unternehmen sind auf unabhängige oder freiberufliche Mitarbeiter angewiesen. Jetzt könnte eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von Kalifornien vom Montag diese Firmen zwingen, ihre Arbeiter in Vollzeitbeschäftigte umzuwandeln und entsprechende Sozialleistungen anzubieten.
„Das ist ein Erdbeben, eine seismische Verschiebung“, sagt Beth Ross, eine in Oakland ansässige Arbeitsrechtlerin, im Gespräch mit „The Mercury News“, einer populären Zeitung über das Silicon Valley. „Wenn ich ein Arbeitgeber wäre, würde ich heute tief durchatmen und mit meinen Anwälten telefonieren, um Risikobewertungen zu besprechen.“

Weitere Bundesstaaten könnten folgen

Unternehmen dürfen Arbeitnehmer in Kalifornien nur dann als unabhängige Freiberufler einstufen, wenn sie nachweisen können, dass der Arbeitnehmer ohne direkte Aufsicht des Chefs arbeitet, Aufgaben wahrnimmt, die nicht zu den Kernfunktionen des Unternehmens gehören, und wenn der Arbeitnehmer ein unabhängiges Unternehmen gegründet hat. Das Gericht gab ein Beispiel dafür, wie man zwischen einem rechtlich selbstständigen Unternehmer und einem Vollzeitbeschäftigten unterscheiden kann. Ein Klempner, der gelegentlich ein Bekleidungsgeschäft besucht, um undichte Rohre zu reparieren, wäre ein unabhängiger Unternehmer. Aber eine Schneiderin oder Näherin, die täglich zu Hause arbeitet und Muster herstellt, die in dem Geschäft verkauft werden sollen, sollte wahrscheinlich als Vollzeitarbeiterin eingestuft werden.

Dieser Standard ist bereits in Massachusetts und New Jersey üblich. Nach der Entscheidung in Kalifornien ist es wahrscheinlich, dass noch mehr US-Bundesstaaten folgen. Das Gerichtsurteil betraf eine Sammelklage, die Fahrer gegen Dynamex Operations West eingereicht hatten, einen Lieferservice, der für Amazon und andere Kunden arbeitet. Dynamex hat die Fahrer bis 2004 als Angestellte eingestuft und dann auf Verträge umgestellt, die sie als Freiberufler behandelten.

Weitere Klagen werden folgen

Freiberufler machen laut Studien zwischen 10 und 36 Prozent der amerikanischen Arbeitskräfte aus. Upwork, eine Technologieplattform, die Freiberufler mit Arbeitsplätzen zusammenbringt, und die Freelancer’s Union, ein Branchenverband, haben Ende letzten Jahres festgestellt, dass unabhängige Auftragnehmer 1,4 Billionen Dollar (1,16 Billionen Euro) zur Wirtschaft der USA beigetragen haben. Sie prognostizierten auch, dass Freiberufler in zehn Jahren 50 Prozent der amerikanischen Belegschaften ausmachen würden.  Freiberufler erhalten in der Regel keine Krankenversicherung, Pensionen und bezahlte Ferien und Krankheitstage. Das macht sie laut Studien oft bis zu 30 Prozent billiger als Vollzeitbeschäftigte.

Uber, Amazon und andere Unternehmen haben die Entscheidung öffentlich nicht kommentiert. Aber der Online-Restaurantlieferdienst GrubHub gab eine Erklärung ab. „Wir werden weiterhin sicherstellen, dass die Lieferpartner die Flexibilität nutzen können, die sie bei der Zusammenarbeit mit unserem Unternehmen schätzen“, heißt es in der Erklärung.
Ein Bundesrichter in Kalifornien stellte kürzlich fest, dass GrubHub-Fahrer zwar Teil der regulären Arbeitsabläufe des Unternehmens waren, GrubHub aber nicht genug Fahrer für eine Vollzeitbeschäftigung beschäftige.

Die Anwälte der Fahrer sagen, sie würden nach dem neuen Urteil wahrscheinlich erneut vor Gericht ziehen. Arbeitsrechtler erwarten nicht, dass Uber und andere Unternehmen ihre Fahrer und andere Arbeiter nun unaufgefordert einstellen werden. Sie gehen stattdessen davon aus, dass zahlreiche weitere Klagen eingereicht werden, bis ein neuer rechtlicher Rahmen geschaffen wird.

Frank Goebel
4. Mai 2018 - 8.41

Guten Tag, wir wissen ja nicht, warum Sie hier gleich einen solchen Ton anschlagen und uns mal einfach ins Blaue hinein schlechte Recherche vorwerfen. In den amerikanischen Quellen (z.B. hier: https://www.upwork.com/press/2017/10/17/freelancing-in-america-2017/) ist jedenfalls von "Trillions" die Rede, die der Korrespondent ganz richtig als "Billionen" übersetzt hat. "Schummt iech !!!!" Beste Grüße, Ihre Redaktion

KONECZNY Gerard
3. Mai 2018 - 19.46

Das US-amerikanische billion hingegen entspricht der deutschen Milliarde. D'Tageblatt wees dat mol net.... An dat sinn dann sougenannten "Premium Angebote". Suergsam recherchéiert ... Egal waat TAGEBLATT schummt iech !!!!