Island verhaftet Ex-Kaupthing-Chefs

Island verhaftet Ex-Kaupthing-Chefs

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die isländischen Justizbehörden haben am Freitag in Reykjavik zwei Chefs der früheren Kaupthing-Bank festgenommen. Darunter auch der ehemalige Geschäftsführer von Kaupthing Luxemburg.

Christian Muller

Dem Ex-Chef der früheren Kaupthing-Bank Gruppe, Hreidar Már Sigurdsson und dem frühere Leiter der Luxemburger Kaupthing-Niederlassung, Magnus Gudmundsson, werden Unterschlagung und Verstöße gegen das Aktiengesetz vorgeworfen. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend.

Laut dem isländischen Sonder-Staatsanwalt für den Zusammenbruch der isländischen Banken, Olafur Thor Hauksson, wurde Sigurdsson von einem Richter zu zwölf Tagen Untersuchungshaft und Gudmundsson zu sieben Tage in Untersuchungshaft verurteilt. Beide wollen Berufung gegen das Urteil einlegen, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Der Bankensektor des kleinen Landes war 2008 zusammengebrochen, nachdem Kaupthing zusammen mit den beiden anderen führenden Banken Glitnir und Landsbanki nach geplatzten Kreditgeschäften zahlungsunfähig wurden. Die Banken konnten nur durch Verstaatlichung vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Ihre Schulden betrugen jedoch das Zehnfache der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes – und der Steuerzahler soll jetzt dafür aufkommen. Zusätzlich hat die isländische Krone nach dem Bankenzusammenbruch massiv an Wert verloren, wodurch zahlreiche Isländer ihre Ersparnisse verloren. Zudem rutschte das Land in eine tiefe Wirtschaftskrise und die Regierung musste angesichts massiver Proteste zurücktreten.

Kredite ohne Sicherheiten

Der Unmut in der Bevölkerung wird dadurch weiter genährt, dass kurz vor dem Kollaps der Kaupthing-Bank wohl noch Milliardenkredite ohne Sicherheiten an Aktionäre, an das führende Management und an einen ausgewählten Kundenkreis vergeben worden sein sollen. Die isländischen Ermittler untersuchen, ob ein Teil der Darlehen wieder in die Bank investiert wurde, um den Aktienpreis in die Höhe zu drücken, berichtete die Financial Times im Februar. Bis vor Freitag wurde noch kein Bankmanager festgenommen.

Die Festnahmen sind möglicherweise eine Konsequenz der Razzien, die Mitte Februar in Luxemburg stattfanden. Damals hatten Dutzende von luxemburgischen  und isländischen Ermittlern mehrere Tage damit verbracht, Personen zu befragen, die etwas mit der ehemaligen Kaupthing- Bank zu tun hatten. Zudem wurden ihre Büros und Privathäuser in Luxemburg durchsucht.

Die Durchsuchungen in Luxemburg fanden statt, weniger als einen Monat nachdem eine ähnliche Aktion vom „Serious Fraud Office“ Großbritanniens Unternehmen durchsuchte, die etwas mit der isländischen Holding „Exista“ zu tun hatten. Exista war größter Aktionär der Kaupthing Bank.

Die Kaupthing-Bank-Luxemburg gibt es heute nicht mehr. Nach ihrem Zusammenbruch wurde sie zum Teil von Blackfish Capital – im Besitz der wohlhabenden britischen RowlandFamilie – gekauft. Dann wurde sie in Banque Havilland umbenannt.

Der Kontakt – der zur Rettung der Ex-Kaupthing-Bank-Luxemburg führte – wurde von Magnus Gudmundsson hergestellt. Nach der Übernahme der Bank wurde er dann zum Geschäftsführer der Banque Havilland berufen. Die Bank beantwortete Tageblatt Fragen über ihren Geschäftsführer nicht. Sie verwies vielmehr auf eine Mitteilung, die im Internet erscheinen sollte. Bis Redaktionsschluss war dort allerdings keine Pressemitteilung zu lesen.

Sigurdsson hatte die Kaupthing-Bank-Gruppe seit 2003 bis zu ihrer Verstaatlichung 2008 geleitet. Laut der Nachrichtenagentur AFP sollen derzeit sowohl Sigurdsson als auch Gudmundsson in Luxemburg als Berater arbeiten. Dazu hätten sie mit früheren Kaupthing-Kollegen die Firma Consolium gegründet. Beide sollen zudem ihren Wohnsitz in Luxemburg haben.