Christian Muller
Während die ING-Gruppe ihr Resultat im ersten Halbjahr 2010 überaus deutlich, von -722 Millionen auf +2,4 Milliarden Euro, gesteigert hat, ist der Gewinn der Luxemburger ING-Tochter rückläufig. Sie erwirtschaftete 96 Millionen Euro – nach 107 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Die Geschäftsführung von ING Luxembourg ist dennoch zufrieden: „Das Resultat liegt über unseren eigenen Erwartungen“, so Rik Vandenberghe auf einer Pressekonferenz am am Mittwoch Morgen. „Ein Rückgang des Gewinns war vorgesehen und in der vorherigen Pressekonferenz angekündigt worden.“
„Private Banking ist Bereich mit Zukunft“
Rik Vandenberghe erklärt die Entwicklung mit den außergewöhnlichen Umständen der letzten zwei Jahren. So sei das Rekordresultat im ersten Halbjahr 2009 „ungewöhnlich gut“ gewesen, denn der Markt hatte den Banken damals ermöglicht, das Geld ihrer Kunden niedrig zu verzinsen, während sie selber höhere Zinsen verdienen konnten. Und diese Situation habe sich 2010 verändert. Beispielsweise sei heute die Rendite bei deutschen Staatsanleihen so niedrig wie bereits seit Jahrzehnten nicht mehr. Somit sei der Rückgang des Gewinns auf den Geschäftsbereich „Handel“ zurückzuführen, sagte Eric Lombaert, Finanzchef von ING Luxembourg. Hier seien die Resultate um 30 Prozent eingebrochen.
Die anderen Geschäftsbereiche von ING Luxembourg haben sich jedoch positiv entwickelt. Selbst im Bereich „Private Banking“, wo das Land Luxemburg regelmäßig in der internationalen Kritik steht, habe die Bank den Gewinn um 14 Prozent gesteigert. Das liege einerseits an den Kostenreduzierungen des letzten Jahres und andererseits an einer Zunahme des Geschäftsvolumens.
Zudem biete man den Kunden heute zusätzliche Produkte an, etwa zum Finanzieren des Kaufs einer Yacht, oder einer Immobilie im Ausland, so Vandenberghe. „Das Private Banking ist ein Bereich mit Zukunft für ING Luxembourg“, so der Geschäftsführer. Auch im Bereich der Schalterbanken konnte die ING Luxembourg ihr Geschäftsvolumen steigern. Sowohl die Kundeneinlagen als auch die vergebenen Immobilienkredite haben zugelegt, so Eric Lombaert.
Daneben habe die Bank festgestellt, dass die Kunden ihr Geld im ganz großen Stil von Terminkonten auf traditionelle Sparbücher umschichten. Das Geschäft mit den Unternehmen sei ebenfalls stabil geblieben, so die Bank. Aber die Nachfrage nach Krediten bleibe auf einem niedrigen Niveau, unterstreicht der Geschäftsführer von ING Luxembourg, der gerne mehr Darlehen vergeben würde. Die Krise sei noch nicht ganz vorbei, bemerkte er. In den letzten Monaten habe man jedoch bereits Anzeichen für eine Verbesserung der Lage gesehen. So habe die Aktivität im Bereich Risikokapital (Finanzierung von neuen, jungen Unternehmen) wieder zugelegt, so Rik Vandenberghe.
Des Weiteren sei auch die Abspaltung der Versicherungs-Sparte der ING auf dem guten Weg. Die Gruppe muss sich weltweit von ihrem Versicherungsgeschäft trennen, da sie im Zuge der Finanzkrise Milliardenhilfen des niederländischen Staates erhalten hatte, und diese nur mit Verkaufsauflagen genehmigt wurden. In Zukunft soll die Sparte als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. Man plane jedoch eine strategische Partnerschaft zwischen der Bank und der Versicherung, so Rik Vandenberghe.
Mit den Kostenreduzierungen ist es jetzt auch vorbei, so ein erleichtert wirkender Rik Vandenberghe. Aus Solidarität mit der Gruppe habe man sich letztes Jahr am Kürzungsprogramm der Gruppe beteiligen müssen, jedoch ohne in Luxemburg Stellen abzubauen. Jetzt wolle man wieder investieren und den Standort Luxemburg weiter stärken.
Die Geschäftsführung plant, etwa 30 neue Verkäufer einzustellen. Insgesamt beschäftigt die Gruppe rund 800 Mitarbeiter in Luxemburg. Nebenbei haben sie festgestellt, dass es viel einfacher geworden sei als in der Vergangenheit, Luxemburger einzustellen.
In Zukunft will ING Luxembourg ihre Position innerhalb des Landes weiter festigen. Bis 2015 hat die Bank sich ein Ziel gesetzt: Sie will die Finanzinstitution sein, die am meisten von den Kunden empfohlen wird. „Und wir sind auf dem guten Weg“, meint Vandenberghe. „In allen Bereichen legen die Geschäftsvolumen stetig zu, und immer mehr Kunden kommen spontan mit ihren Projekten zu uns.“
Dieses Jahr feiert die ING den 50. Geburtstag ihres Bestehens in Luxemburg.
De Maart
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