Härter als Stahl

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Das hochspezialisierte Familienunternehmen Ceratizit ist einer von 37 Betrieben, die im Rahmen der „Journées portes ouvertes“ Ende September ihre Tore für Besucher öffnen. Das Unternehmen will Jugendlichen zeigen, was es an Arbeitsplätzen zu bieten hat.

Christian Muller
  

Was Ceratizit genau in seiner Fabrik in Mamer herstellt, ist schwierig zu beschreiben, da es sich um mehr als 50.000 verschiedene Produkte handelt. Was praktisch all diese Gegenstände verbindet, ist, dass sie aus „Hartmetall“ hergestellt werden. Hartmetall entsteht, wenn dem Rohstoff Wolframkarbid Cobalt als metallischer Binder hinzugefügt wird. Kennzeichnend für diese metallische Verbindung sind die sehr hohe Härte, die hohen Festigkeiten und besonders die Verschleißfestigkeit. Die daraus gefertigten Produkte finden eine ausgedehnte Anwendung in der Bestückung von Werkzeugen. Hierzu gehören unter anderem Bohrerspitzen und Sägezähne.

Das bekannteste Produkt der Firma sind Hartmetallkugeln aus Wolframkarbid. Die kleinsten haben einen Durchmesser von 0,5 Millimetern. Ceratizit ist, nach eigenen Angaben, Weltmarktführer für solche Kugelschreiber-Rohlinge. Die Firma, die im Jahre 1931 vom Großvater des heutigen Geschäftsführers Jacques Lanners in Walferdingen gegründet wurde, ist weltweit aktiv. Sie beschäftigt 4.000 Mitarbeiter, davon etwa 850 am Standort Mamer. Der Jahresumsatz beträgt rund 600 Millionen Euro. Ceratizit wird immer noch von Luxemburg aus verwaltet.

Von der Krise wurde der Betrieb, dessen Kunden andere große produzierende Unternehmen sind, hart getroffen. Ceratizit musste umstrukturieren, hat zwei Vertriebsorganisationen in Deutschland zusammengelegt und die verschiedenen Standorte auf unterschiedliche Produkte spezialisiert. Hierbei kam dem Standort Luxemburg eine besondere Rolle zu. „Auch in Luxemburg kamen wir nur mit Ach und Krach durch die Krise“, so ein Sprecher von Ceratizit. „Aber wir mussten niemanden entlassen – und jetzt ist der Aufschwung wieder da.“ Eine Konsequenz der Umstrukturierung ist somit, dass die Produktionshallen in Mamer in Zukunft ausgebaut werden sollen.

Hoher Bedarf an Personal

Eine Besonderheit der Fabrik in Mamer ist die Tatsache, dass viel Arbeitskraft benötigt wird. Das liegt unter anderem an den vielen unterschiedlichen Produkten, die hergestellt werden – die menschliche Arbeitskraft ist nicht so einfach durch spezielle Roboter zu ersetzen. So arbeiten von den 850 Mitarbeitern in Luxemburg nur etwa 220 in der Verwaltung.

Der hohe Bedarf an Personal ist auch der Grund, warum sich Ceratizit an der „Journée portes ouvertes“ beteiligt, so der Sprecher. „Die Leute kennen uns nicht, da wir kein Endprodukt herstellen und eher business to business arbeiten. Es handelt sich eher um Teilstücke von Maschinen.“ Da der Betrieb jedoch „immer auf der Suche nach Ingenieuren ist, müssen wir den Leuten zeigen, wer wir sind und welche Möglichkeiten wir ihnen bieten.“ So wurden auch Briefe an alle Schulen im Lande verschickt, um sie auf den Betrieb aufmerksam zu machen.
Neben der Produktion und der Verwaltung unterhält Ceratizit in Mamer ein eigenes Forschungszentrum mit 50 Mitarbeitern. Auf Kundenanfragen werden hier neue Produkte sowie neue Materialien entwickelt. Vor allem an Form und Größe der produzierten Teilstücke sowie an der Härte des Materials wird gefeilt. Das Gemisch aus Wolframkarbid und Cobalt ist ein anderes, je nachdem ob ein Sägeblatt für Holz oder eins für Stahl hergestellt wird. Die Entwicklung eines Produkts dauert von drei Monaten bis zu fünf Jahren.

„Hartmetall wird einerseits überall dort eingesetzt, wo Stahl zu schnell verschleißt. Dann muss das Teilstück nicht so oft ersetzt werden, und die Maschine läuft länger und im Endeffekt billiger“, erklärt Ralph Useldinger, zuständig für das Forschungszentrum in Mamer. „Zudem wird es dort verwendet, wo Metall verarbeitet wird.“ Mit dem Hartmetall wird sparsam umgegangen, denn es „ist deutlich teurer als Stahl.“ Zu den Kunden von Ceratizit zählen unter anderem Unternehmen wie Hilti, Procter&Gamble und ArcelorMittal.

Als Alternative zum Hartmetall arbeitet Ceratizit auch mit Siliziumnitrid-Keramik. „Das ist zwar teurer als Hartmetall, aber auch leichter und korrosionsbeständiger“, so Useldinger. Dementsprechend werde es dort eingesetzt, wo „das Gewicht eine Rolle spielt.“

Ceratizit gehört weltweit zu den führenden Unternehmen in seinem Bereich. „Wir haben etwa 50 Konkurrenten weltweit“, so Ralph Useldinger, „doch die Chinesen sind am Kommen.“ Und die Chinesen haben zwei Wettbewerbsvorteile: Erstens befinden sich die größten Vorkommen an Wolfram in China und zweitens können sie noch auf billige Arbeitskräfte zurückgreifen.