Gründerzeit in Luxemburg

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Jeder zehnte Einwohner Luxemburgs soll Unternehmensgründer sein.

Im europäischen Vergleich gibt es in Luxemburg relativ wenige Unternehmer. Doch dies muss nicht so bleiben.
Eine Statec-Umfrage unter mehr als 2.000 Personen hat herausgefunden, dass über zehn Prozent der arbeitsfähigen Einwohner Unternehmensgründer sind. Damit liegt das Großherzogtum an der Spitze und nach Estland auf dem zweiten Platz des europäischen Start-up-Rankings. In den direkten Nachbarländern Luxemburgs lägen die Raten zwischen 7,2 und 4,7 Prozent.

Die Finanzierung

Um ein Unternehmen zu gründen, braucht es Geld. Um Wachstum zu generieren, braucht es noch mehr Geld.
So ist es nicht erstaunlich, dass der Mangel an notwendigem Kapital die größte Hürde des angehenden Unternehmers ist. „Ein Mangel an Fonds kann produktive Investitionen verzögern und das Wachstum schwächen“, heißt es vom Statec.
Obschon es in Luxemburg viele Möglichkeiten gibt, sich mit Kapital einzudecken, bleiben Familie und Freunde der größte Geldgeber der Gründer.
In der Umfrage gaben sechs Prozent der Teilnehmer an, in den vergangenen drei Jahren neue Firmen mit dem nötigen Geld unterstützt zu haben.
Von denen, die bereit waren, über Geld zu reden, gaben 60 Prozent an, weniger als 10.000 Euro locker gemacht zu haben. Ein knappes Drittel griff tiefer in die Tasche und unterstützte das Unternehmen eines anderen Gründers mit einer Summe, die zwischen 10.000 und 50.000 Euro lag. Nur jeder Zehnte gab mehr als 50.000 Euro.

Die Beweggründe, die Menschen dazu antreiben, sich als Gründer zu versuchen, wurden ebenfalls unter die Lupe genommen. Auch hier sticht Luxemburg aus dem europäischen Durchschnitt heraus. Entweder wird man Unternehmer aus der Not heraus, aus Mangel an Alternativen, oder man sieht eine Firmengründung als Chance, um seine berufliche Laufbahn selber zu bestimmen und das große Geld zu machen.

Immigranten gründen überdurchschnittlich viele Firmen

Auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt scheint es immer noch genügend Alternativen zu geben, denn nur 9,7 Prozent der Gründungen sind aus der Not heraus geboren. In Europa liegt der Anteil mit 22,4 Prozent bei mehr als dem doppelten Wert. Dies passt zu der Feststellung, dass 45 Prozent der Luxemburger glauben, eine Unternehmerkarriere wäre eine gute Wahl.

Ein weiteres Fazit, das sich aus den Umfrage-Ergebnissen ergibt, lautet, dass es in Luxemburg viele Chancen gibt, um mit einer guten Idee zum erfolgreichen Unternehmer zu werden. Fast die Hälfte aller Befragten gab an, dass das Land ein guter Ort wäre, um ein Unternehmen zu gründen. Auch in diesem Punkt sticht Luxemburg heraus; der europaweite Durchschnitt liegt bei 34 Prozent.

Mit 44 Prozent glaubt auch fast die Hälfte der Befragten, dass in ihnen ein potenzieller Unternehmer schlummert. Sie gaben an, dass sie über das notwendige Wissen und die benötigten Fähigkeiten verfügen, um erfolgreich ein Start-up zu gründen. Mit 35 Prozent gab über ein Drittel der Befragten an, dass sie persönlich jemanden kennen, der in den vergangenen zwei Jahren einen eigenen Betrieb gegründet hat.

Mehr Firmen gegründet als geschlossen

Die Studie erstellte auch eine Art „Profil“ des potenziellen Gründers. Dieser ist eher männlich (21 Prozent der befragten Männer gaben an, eine Firma gründen zu wollen, gegenüber 17 Prozent der Frauen), jung (bei den 18- bis 34-jährigen liegt der Anteil bei 26 Prozent) und gebildet (unter den höher Gebildeten können sich 23 Prozent vorstellen, einen Betrieb zu gründen). Doch weit weniger trauen sich, diesen Schritt zu tun. Insgesamt geht aus der Umfrage hervor, dass 13 Prozent der Teilnehmer konkrete Versuche in diese Richtung unternehmen.

Der typische angehende Gründer ist also männlich, jung, gebildet und Einwanderer. „Immigranten spielen eine wichtige Rolle bei unternehmerischen Aktivitäten“, so das Statec-Papier. 15,1 Prozent der Immigranten der ersten Generation sind Unternehmer. Bei der zweiten Generation liegt der Prozentsatz mit 8,4 Prozent schon deutlich niedriger, bei den Luxemburgern erreicht er nur 7,2 Prozent. Insgesamt gaben 10,2 Prozent – 11,6 Prozent der Männer und 8,7 Prozent der Frauen – an, in neuen unternehmerischen Aktivitäten tätig zu sein.

Das Profil eines Unternehmers

Doch in welchen Bereichen sind die Gründer aktiv? Auch diese Frage wurde in der Studie beantwortet. Es verwundert nicht, dass in dem finanzlastigen Luxemburg Geschäfts-Dienstleistungen mit 40 Prozent der Gründungen am meisten vertreten sind. Auf dem zweiten Platz liegen Firmen mit „Verbraucherorientierung“. Dies sind z.B. Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants oder Hotels. Der dritte Bereich, der der Gesundheit, Bildung und anderer sozialer Dienstleistungen, zieht viele Gründerinnen an. Hier liegt der Frauenanteil bei 37 Prozent.

Die ersten Jahre nach der Gründung sind die schwierigsten, mit jedem Jahr nimmt das Risiko eines Misserfolges ab. Da es in Luxemburg überdurchschnittlich viele Gründungen gibt, besteht die Gefahr, dass es eines Tages auch überdurchschnittlich viele Pleiten geben wird. Das Risiko eines Konkurses schwebt über jedem Start-up. Dies, die Verantwortung für die eigene Firma und die Arbeitsbelastung könnten die Gründe sein, dass 15,4 Prozent der Unternehmer angaben, mit ihrem Leben unzufrieden zu sein. In der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil der Unzufriedenen bei nur 9,7 Prozent.

Doch noch ist ein Anstieg der Firmenschließungen nicht festzustellen. 2014 wurden 3.500 Unternehmen gegründet, 2.600 schlossen ihre Türen für immer. Der Anteil der Unternehmer, die aus ihrem Geschäft aussteigen, weil am Ende des Monats die Kasse nicht stimmt, liegt in Luxemburg mit 25 Prozent weit unter dem europäischen Durchschnitt (36 Prozent), trotzdem ist dies der am häufigsten genannte Schließungsgrund.

Die „Gelegenheit, das Unternehmen zu verkaufen“, ein Traum vieler Gründer, taucht in der Statistik als der am wenigsten genannte Grund eines „Entrepreneurial Exit“ auf. Doch im Gegensatz zu den anderen Gründen ist dies eindeutig ein Zeichen des Erfolges.