Frauen als Beschäftigte zweiter Klasse

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Frauen fühlen sich in der Berufswelt noch immer diskriminiert. Dies ist das Resultat einer Umfrage, welche die Versicherung Swiss Life Luxemburg in diesem Jahr durchführte.

Jennifer Müller
 

„Jede fünfte Frau fühlt sich diskriminiert“, bekräftigte der Geschäftsführer von Swiss Life, Tanguy Polet. Der Umfrage zufolge hatten 17 Prozent der Frauen Probleme auf dem Arbeitsmarkt wegen ihres Geschlechts. Diese Problematik spiegelt sich auch in den Gehältern wider.
Die Umfrage ergab, dass nur 20 Prozent der Frauen im privaten Sektor der Meinung sind, ihre Gehälter seien an die ihrer männlichen Mitarbeiter angepasst. Im öffentlichen Sektor scheint die Situation anders zu sein. Hier sind immerhin 64 Prozent der Ansicht, dass sie genauso viel verdienen wie die Männer. „Der öffentliche Sektor erscheint schützender gegenüber der Frau als der Privatsektor“, erklärte Polet.

Möglichkeit zur Teilzeitarbeit

Polet ist der Meinung, dass Unternehmen aktiver werden müssen und konkrete Schritte einleiten sollten, um der Diskriminierung in der Berufswelt ein Ende zu setzen. Jedoch scheinen viele Unternehmen dies nicht zu tun.

Die Umfrage sollte auch die Situation der Frauen, die nur Teilzeit arbeiten, beleuchten. Dabei war das Ziel, herauszufinden, welche Frauen freiwillig Teilzeit arbeiten und welche nicht. Hierbei stellte sich heraus, dass 90 Prozent der Frauen aus freien Stücken heraus Teilzeit arbeiten. Als Grund gaben die Frauen an, sich so mehr um ihre Kinder kümmern zu können.
Viele gaben aber auch an, auf diese Weise mehr Zeit für sich selbst zu haben.
Der Geschäftsführer von Swiss Life ist der Ansicht, dass bei Frauen oft zwei wichtige Faktoren für die Wahl der Arbeitszeit eine Rolle spielen. Zum einen die Höhe des Gehaltes und zum anderen das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit.

Er erklärte auch, dass ein Unternehmen flexibel sein sollte. Das bedeutet für Polet, dass diejenigen, die Vollzeit arbeiten, die Chance bekommen sollten, Teilzeit zu arbeiten. Aber auch jene, die Vollzeit arbeiten wollen, sollten die Möglichkeit dazu haben. Auch könnte es sinnvoll sein, den Mutterschaftsurlaub länger zu gestalten, denn er biete den Unternehmen die Gelegenheit, über die eigene interne Organisation nachzudenken. Es scheint jedoch schwer zu sein, dies in die Tat umzusetzen, da viele Unternehmen noch an den klassischen Arbeitsmodellen festhalten.

Polet bemerkte auch, dass viele Frauen der Ansicht sind, sie könnten sich nicht genug in ihrem Beruf entfalten oder weiterentwickeln. Diese Erkenntnis überraschte das Unternehmen Swiss Life, erklärte der Geschäftsführer.

Die Umfrage bezog sich nicht nur auf die Diskriminierung und Ungleichheit in der Berufswelt, sondern auch auf die Rentenfragen. Auch hier gab es Erstaunen bei der Versicherung Swiss Life, denn unter den Frauen herrscht erstens großes Unwissen und zweitens kein großes Interesse.
Der Umfrage zufolge sehen 21 Prozent der Frauen, die im Privatsektor beschäftigt sind, ihrer Rente sehr optimistisch entgegen. 33 Prozent der Frauen haben sich bisher noch nicht wirklich dafür interessiert oder sich überhaupt Gedanken darüber gemacht.

Kein Interesse an der Rente

Im öffentlichen Sektor sehen die Zahlen nicht sehr viel anders aus. „Dieses Resultat ist alarmierend“, bekräftigte Polet. „Es muss sich etwas ändern. Die Unternehmen müssen ihre Angestellten darüber aufklären, wie es später um ihre Renten steht und die Angestellten ermutigen, früh Vorsorge zu leisten.“ Auch was die Höhe der Renten betrifft, wissen viele Frauen, die bereits im Ruhestand sind, nicht, ob sie ihre Rente als „ungenügend“ oder als „angebracht“ einstufen sollen. 45 Prozent der Frauen aus dem Privatsektor und 41 Prozent der Frauen aus dem öffentlichen Sektor wissen nicht, ob sie ihre Rente als genügend ansehen sollen.

Mehr Aufklärung und Kommunikation

Der Geschäftsführer von Swiss Life schlussfolgerte, dass ein Drittel der Frauen unwissend über ihre Rente ist. Die verschiedenen Sektoren müssten in diesem Bereich mehr Aufklärung leisten und offener mit solchen Fragen und Fakten umgehen.

Die Umfrage wurde vom 1. bis 15. Juni durchgeführt und fand über Internet statt. Sie bezog sich auf aktiv arbeitende Frauen aus dem privaten und öffentlichen Sektor. „Die Zahl der Teilnehmer war erstaunlich hoch, es waren um die 1.000“, erklärte Geschäftsführer Polet. „Die Teilnahme war doppelt so hoch wie im vorigen Jahr“, bekräftigte Polet.