Frankreich ist wieder auf Wachstumskurs

Frankreich ist wieder auf Wachstumskurs
(AFP/Joel Saget)

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Das französische statistische Institut Insee gibt den Franzosen Hoffnung. Das Wachstum soll 2015 auf 1,2 Prozent steigen.

Nach drei Jahren der beinahe-Stagnation der französischen Wirtschaft, verspricht das Jahr 2105 nicht nur zu einem Silberstreif sondern sogar zu einem Sonnenschein für die französische Wirtschaft zu werden. Nach einem überraschend starken Wachstum im ersten Vierteljahr mit 0,6 Prozent sagen die Statistiker in den kommenden Vierteljahren weiteres Wachstum voraus. Es sollen, 0,3 Prozent im zweiten, 0,3 Prozent im dritten und 0,4 Prozent im vierten Quartal werden. insgesamt geht Insee von 1,2 Prozent in diesem Jahr aus. Sie könnte unter besonders guten Voraussetzungen bis zu 1,6 Prozent betragen. Die französische Regierung ist für einmal vorsichtiger und rechnet nur mit einem Prozent. Insgesamt geht Frankreich in diesem Jahr von einer Verstetigung des Wachstums aus.

Möglich sind in diesem Jahr 114.000 neue Arbeitsplätze in Frankreich. Das würde die Arbeitslosigkeit nicht senken, sondern gerade stabilisieren, weil so nur die neue Generation rein statistisch aufgefangen würde, die auf den Arbeitsmarkt drängt. Die Annahme von 1,2 Prozent würde in diesem Jahr 114.000 neue Arbeitsplätze ermöglichen. Allerdings gehen diese Arbeitsplätze nicht wirklich auf das Wirtschaftswachstum zurück. Es handelt sich dabei um staatlich unterstützte Arbeitsplätze, bei denen die Regierung Prämien für die Einstellung und Teile des Arbeitslohnes bezahlt oder die Sozialbeiträge übernimmt. Wirklich auf das Wirtschaftswachstum gehen Zeitarbeiter zurück, die nach Beobachtung der Zeitarbeitsagenturen wieder verstärkt gesucht werden. Der Rückgriff auf die Zeitarbeiter zeigt, dass die Unternehmer eine verstärkte Nachfrage befriedigen, aber der Stetigkeit der Auftragslage nicht ganz vertrauen. Die französischen Unternehmen haben – wie überall in Europa – ihr Belegschaft auf eine Kernbelegschaft abgeschmolzen, die immer dann durch Zeitarbeiter aufgestockt wird, wenn es Ausschläge nach oben gibt, die abgearbeitet werden müssen. Eine wirkliche Stabilisierung bedeutet das nicht.

Binnennachfrage

Das Wirtschaftswachstum geht – wie üblich in Frankreich – auf die Binnennachfrage zurück. Diese Binnennachfrage wiederum wird gestützt durch eine Erhöhung der Kaufkraft. Bei Insee geht man davon aus, dass die Kaufkraft bis zum Ende des Jahres stabil sein wird. Die erhöhte Kaufkraft geht nicht auf höhere Einkommen zurück. Die französische Regierung hat durch starke Steuerhöhungen in den vergangenen zwei Jahren die Kaufkraft der Franzosen geschmälert, weil die Lohnsteigerungen nicht im gleichen Maße mithielten. Die erhöhte Kaufkraft findet ihren Grund in den gesunkenen Energiepreisen. Der Liter Diesel kostet an den Supermarkt-Tankstellen derzeit 1,22 Euro, liegt damit um zehn Cents und mehr unter den Preisen von vor einem Jahr. Allerdings hatte die Regierung nicht widerstehen können, die niedrigen Preise zu einer Erhöhung der Mineralölsteuer zu nutzen. Das traditionell auf das Binnenwachstum ausgerichtete Wirtschaftswachstum in Frankreich ist daher nicht stabil.

Andererseits hat die französische Wirtschaft begonnen, zu investieren. Der Investitionsanreiz kommt aus dem stark abgewerteten Euro und dem damit verbesserten Export, der im Vergleich zu den Importen aber immer noch defizitär ist. Darin liegt auch immer noch ein Grund der Unsicherheit. Was ist, wenn der Euro wieder teurer wird und das Erdöl ebenfalls im Preis anziehen wird, lauten die Fragen.

Patriotismus

Dagegen setzt die französische Regierung einen bereits von dem früheren Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg forcierten Wirtschaftspatriotismus. Franzosen kaufen französisch. Das in Frankreich produzierte Produkt wird stark hervorgehoben und die französische Presse – patriotisch angehaucht – spielt diese Tendenz in starkem Maße mit. Damit wird im Grunde nur versucht, ausländische Produkte, die nicht in der Europäischen Union produziert wurden, vom Markt fernzuhalten. Der Wirtschaftspatriotismus soll die Importe bremsen, die sich mit dem schwachen Euro und dem starken Dollar verteuert haben.

Die französische Regierung will von alledem nichts wissen. „Der Aufschwung ist ein Erfolg unserer Politik“, feiert Finanzminister Michel Sapin den Sonnenschein über der französischen Wirtschaft.

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